Evermore - Das dunkle Feuer - Noël, A: Evermore - Das dunkle Feuer
eins von der mentalen Sorte, nicht das mit dem grünen Tee und all dem. Sie sagt, das macht mich … na ja … Das macht, dass es mir besser geht. Dass ich wieder heil bin, rundumerneuert.«
»Aber ich dachte, es wäre dir gestern schon besser gegangen? Oder zumindest hast du das im Sommerland gesagt.«
Ich nicke, fest entschlossen, mich auf meinen letzten Ausflug mit ihm zu konzentrieren. Und nicht auf den, der auf die grauenvolle Szene mit Roman gefolgt ist, als ich Jude begegnet bin. »Ja, aber - jetzt fühle ich mich sogar noch besser …, stärker …, so wie früher.« Ich sehe ihn an und weiß, dass ich den nächsten Teil gestehen muss, das gehört zu dem reinigenden Ritual - reinen Tisch machen, Wiedergutmachung leisten, gar nicht so anders als bei einem normalen
Programm der Zwölf Schritte. Aber ich war auch gar nicht so anders drauf als jeder andere Süchtige, der mit einer schrecklichen Abhängigkeit kämpft.
»Ava sagt, ich war süchtig nach Negativem.« Ich schlucke heftig und sehe ihn an, zwinge mich, seinem Blick standzuhalten. »Es war nicht nur die Magie oder Roman. Ihrer Meinung nach war ich süchtig danach, über meine Ängste nachzugrübeln, über das Schlechte in meinem Leben - du weißt schon, meine falschen Entscheidungen, und dass wir nicht wirklich zusammen sein können, und, na ja, all so was eben. Und dadurch, indem ich mich auf all das konzentriert habe, habe ich letzten Endes, äh, alles Mögliche an Dunkelheit angezogen, und Traurigkeit und, na ja, auch Roman . Und das hat dazu geführt, dass ich mich von den Menschen abgewendet habe, die ich am liebsten habe. Von dir zum Beispiel.«
Wieder schlucke ich und gehe auf ihn zu, während ein Teil meines Gehirns schreit: Sag es ihm! Sag ihm, was dich wirklich zu dieser Schlussfolgerung verleitet hat. Was mit Roman passiert ist - wie finster und verschroben du geworden bist!
Während der andere Teil, der, auf den ich zu hören beschließe, sagt: Du hast schon genug gesagt - es wird Zeit, zum nächsten Punkt zu kommen. Das Letzte, was er hören will, sind die ekligen Details.
Er kommt auf mich zu, greift nach meinen Händen und zieht mich an sich, während er die Frage in meinem Blick beantwortet. »Ich verzeihe dir, Ever. Ich werde dir immer verzeihen. Ich weiß, es war nicht leicht, all das zuzugeben, aber ich finde es wirklich toll, dass du es getan hast.«
Noch einmal schlucke ich krampfhaft und weiß, dass jetzt meine Chance ist, die allerletzte; dass es viel besser ist, wenn er es von mir hört als von Roman. Doch gerade als
ich loslegen will, streicht er mit der Hand meinen Rücken hinunter, und der Gedanke zerschmilzt, bis ich nur noch darauf achten kann, wie er sich anfühlt, auf die Wärme seines Atems auf meiner Wange, auf das sanfte Beinahe- Streifen seiner Lippen an meinem Ohr, das verblüffende Gefühl aus Kribbeln und Hitze, das mich vom Kopf bis zu den Zehen durchzieht. Seine Lippen finden die meinen, drängen und pressen, während der stets gegenwärtige Schutzschild zwischen uns schwebt. Aber ich ärgere mich nicht mehr darüber, achte gar nicht mehr darauf. Ich bin entschlossen, die Dinge so zu genießen, wie sie sind.
»Wollen wir ins Sommerland, ein bisschen rumknutschen?«, flüstert er, nur halb im Scherz. »Du kannst die Muse sein, und ich bin der Künstler, und …«
»Und du kannst mich so oft küssen, dass du das Bild nicht fertigkriegst?« Lachend mache ich mich von ihm los, doch er zieht mich abermals an sich.
»Aber ich habe dich doch schon gemalt.« Er lächelt. »Das einzige Bild von mir, das wirklich von Bedeutung ist.« Dann, als er meinen fragenden Blick sieht, fügt er hinzu: »Du weißt schon, das, das jetzt irgendwo im Getty Museum hängt.«
»Ach ja.« Ich lache, als ich an jenen magischen Abend denke, als er eine so wunderschöne, so engelsgleiche Version von mir gemalt hat, dass ich sicher war, das nicht verdient zu haben. Aber so denke ich nicht mehr. Wenn das, was Ava sagt, stimmt, wenn Gleiches sich gern zu Gleichem gesellt und Wasser tatsächlich nach seinem eigenen Pegel strebt und all das, dann möchte ich sehr viel lieber nach Damens Pegel streben als nach Romans, und hier fange ich damit an. »Das hängt wahrscheinlich in irgendeinem unterirdischen Labor, in einem fensterlosen Hochsicherheitskeller, wo sich
Hunderte von Kunsthistorikern versammelt haben, nur um es zu studieren und herauszufinden versuchen, wer es gemalt hat und wo es hergekommen sein könnte.«
»Meinst du?« Er
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