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Evermore - Das dunkle Feuer - Noël, A: Evermore - Das dunkle Feuer

Titel: Evermore - Das dunkle Feuer - Noël, A: Evermore - Das dunkle Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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und Erleichterung blitzt ganz kurz in seiner Miene auf, so schnell, dass man es übersehen würde, würde man blinzeln. Doch ich habe nicht geblinzelt. Ich habe es gesehen. Und wenn ich innerlich nicht so sehr mit Roman beschäftigt wäre, würde ich ihn beiseiteziehen und ihn fragen, wieso. Stattdessen stehe ich einfach nur da, unfähig, die Tatsache zu ignorieren, dass das übliche Kribbeln
und die Hitze in seiner Gegenwart vollständig von dem beharrlichen Puls ausgelöscht worden sind, der jetzt an deren Stelle pocht.
    Ein Puls, den der Anblick von Jude, der auf uns zukommt, nicht im Mindesten abschwächt.
    Jude hält inne und nimmt mich mit einem kurzen Nicken zur Kenntnis, bevor er den Blick auf Damen heftet. Die beiden versteifen sich, strecken den Rücken und straffen die Schultern, blähen die Brust auf so primitive Weise, dass es mich an das erinnert, was Jude neulich Abend gesagt hat - dass die beiden in einem Urwettstreit um mich gefangen sind.
    Zwei extrem gut aussehende, kluge, begabte, talentierte Typen streiten sich um mich. Und alles, woran ich denken kann, ist der im Nebenzimmer. Der, der mit meiner Freundin zusammen ist. Der, der ebenso böse wie unwiderstehlich ist.
    Damen deutet auf Judes verbundene Arme und bemerkt: »Tut bestimmt weh.«
    Und die Art und Weise, wie er das sagt, der Tonfall seiner Stimme, gepaart mit seinem Gesichtsausdruck, also, ich frage mich unwillkürlich, ob er das mit dem Wehtun im körperlichen oder im emotionalen Sinne gemeint hat. Schließlich wissen wir alle, dass ich es war, die Jude so zugerichtet hat.
    Jude zuckt die Achseln, ein beiläufiges Heben und Senken der Schultern, bei dem ihm die Dreadlocks über die Arme fallen. Er sieht mich an und erwidert: »Na ja, ging mir schon mal besser. Aber Ever tut ihr Bestes, es wiedergutzumachen.«
    Miles’ Blick zuckt von einem zum anderen; er zieht Nase und Stirn kraus und fragt: »Moment mal, willst du damit sagen, das da hat Ever dir verpasst?«

    Ich werfe Jude einen raschen Blick zu und habe keinen blassen Schimmer, was er antworten wird. Und kann mir gerade eben noch einen gewaltigen Seufzer der Erleichterung verkneifen, als er lachend den Kopf schüttelt.
    »Sie hilft mir im Laden aus. Das ist alles, was ich gemeint habe. Nichts Finsteres, nichts auch nur annähernd so Peinliches, wie von einem Mädchen plattgemacht zu werden.«
    Und kaum ist das heraus, lache ich. Zum Teil, weil alle so stumm dastehen, gefangen in einem so dichten Netz aus Spannungen, dass man es mit einer Axt zerhacken könnte. Und zum Teil, weil ich so aufgedreht bin, so überreizt, dass mir nichts anderes einfällt. Unglücklicherweise jedoch ist es ein schreckliches Lachen. So eins von der lauten, krassen, grauenvoll verzweifelten Sorte, das nur betont, wie absolut scheußlich der betreffende Augenblick eigentlich ist.
    Damen steht neben mir, stoisch, hin und her gerissen, entschlossen zu tun, was richtig für uns ist - für mich -, auch wenn er nicht immer genau weiß, was das ist. Und ich schäme mich so sehr dafür, dieses Chaos verursacht zu haben, so eine schreckliche Freundin zu sein, mich nach dem einzigen Menschen zu sehnen, der unser Leben immer nur schwierig macht, dass ich kurz die Augen schließe und ihm eine Flut telepathischer roter Tulpen schicke, in dem Versuch, es wiedergutzumachen. Doch anstatt der Blumen, die ich beabsichtigt hatte, bekommt er einen verformten roten Klumpen auf matschigen grünen Stilen. Der schlappste Strauß aller Zeiten.
    Er dreht sich zu mir um und schaut mich mit besorgt zusammengekniffenen Augen an, als Jude die Gelegenheit ergreift, zu sagen: »Hört zu, ich werd dann mal … vamanos. Also, Miles …« Sein Gipsarm trifft auf Miles’ Handfläche,
woraus eine Kreuzung aus Händedruck und Abklatschen resultiert. »Und Ever …« Er wendet sich mir zu, und sein Blick verweilt ein paar Sekunden zu lange, lange genug, dass ich mich winde, lange genug, dass jeder es mitbekommt. Und unwillkürlich überlege ich, ob er das mit Absicht gemacht hat, damit Damen weiß, dass ich Jude in einer Notsituation den Vorzug vor ihm gegeben habe. Oder ob er tatsächlich ein dermaßen schlechter Lügner ist und sich bemüht, das Geheimnis zu bewahren, das wir teilen. Dann schwenken seine Augen zu Damen, und die beiden wechseln einen bedeutungsschweren Blick, den ich nicht zu deuten vermag. Jude wendet sich erst ab, als Miles ihn zur Haustür hinausgeleitet. Und mehr ist nicht nötig, um mich dazu zu bringen, das Richtige zu

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