Evermore - Das dunkle Feuer - Noël, A: Evermore - Das dunkle Feuer
Wort. Ich zucke lediglich die Schultern, als beträfe mich das alles kaum, während ich weiter den Blick durch den Raum schweifen lasse. Und abwarte, bis mein blauäugiger, blonder Lieblingsgoldjunge erscheint.
»Also, ich will damit wohl sagen, ganz gleich was zwischen euch passiert, ich ergreife nicht Partei, was auch bedeutet, dass ihr hier alle gleichermaßen willkommen seid. Aber das heißt nicht, dass ich ihr Gefolge eingeladen habe, vorbeizukommen - das hat Haven ganz allein ausgeheckt. Denn ganz ehrlich, erzählt ihr bloß nicht, dass ich das gesagt habe, aber Roman ist irgendwie …« Miles furcht die Stirn, starrt ins Leere und sucht nach dem richtigen Wort, ehe er den Kopf schüttelt und noch einmal ansetzt. »Na ja, was soll’s … Sagen wir einfach, irgendwas an ihm ist irgendwie komisch, irgendwie merkwürdig. Ich weiß nicht recht, wie ich es erklären soll, aber irgendwie ist das dasselbe Gefühl, das ich bei Drina hatte.«
Sein Blick sucht nach Bestätigung, dass er da wirklich etwas auf der Spur ist, doch obwohl ich mit den Gedanken woanders bin, sind Damen und ich in dieser Frage vereint, stehen Seite an Seite - eine Mauer der Nonchalance, die er nicht durchbrechen kann.
»Na, egal.« Er zuckt die Schultern. »Er macht sie glücklich, und das ist alles, worauf es ankommt. Ich meine, es ist ja nicht so, als könnten wir was dagegen tun, stimmt’s?«
Oh, du hast ja keine Ahnung. Ich kneife die Augen zusammen und presse die Lippen aufeinander, gebe mir alle Mühe, an mich zu halten.
»Ich meine, jetzt mal ganz im Ernst …«
Miles labert und labert, während ich die Gelegenheit nutze, einen schnellen Blick in seinen Kopf zu werfen. Ich tauche ganz, ganz leicht ein und schaue mich rasch um, spüre seine freudige Erregung angesichts seiner Reise, seine Sorge, weil er Holt zurücklässt, und absolut keine wie auch immer geartete Kenntnis von Abtrünnigen, Unsterblichen oder irgendetwas Ähnlichem.
»… ihr habt also acht Wochen Zeit, zwei ganze Monate, um das in Ordnung zu bringen. Und ich zähle auf dich, Ever, schließlich wissen wir alle, wie stur Haven sein kann. Ich meine, ich liebe sie und all das, aber finden wir uns damit ab, sie fährt mehr drauf ab, Recht zu haben, als jeder andere, den ich kenne. Und sie wird kämpfen bis zum absoluten Tod, um sich zu verteidigen, auch wenn sie völlig danebenliegt.«
Ich nicke; ich bin bereits wieder aus seinen Gedanken ausgestiegen und habe meinen Schwur erneuert, so etwas nie wieder zu tun. Damen greift in die Tasche und zieht ein zu einem ordentlichen kleinen Quadrat gefaltetes Stück Papier hervor - einen Zettel, den er wahrscheinlich gerade eben manifestiert hat.
»Ich habe dir die Liste gemacht, über die wir gesprochen haben.« Auf Miles’ verständnislosen Blick hin fügt er hinzu: »Von all dem, was du dir in Firenze ansehen solltest - Orte, die du dir bestimmt nicht entgehen lassen willst.« Er zuckt die Achseln. »Damit solltest du die nächsten paar Wochen zu tun haben.« Sein Blick begegnet dem von Miles. Dieser Blick ist ganz ruhig, freundlich, ohne jegliche Andeutung
irgendwelcher niederen Motive, er soll überzeugen. Doch ich weiß es besser. Ohne dass er es mir sagt, weiß ich, dass er Miles von der Liste weglotsen will, die Roman ihm vor ein paar Wochen gegeben hat - was ich aber nicht weiß, ist, warum.
Als ich ihn das letzte Mal danach gefragt habe, hat er sich geweigert, darüber zu reden. Alles, was ich weiß, ist, dass Roman Miles gedrängt hat, irgendeinen Ort aufzusuchen, der ziemlich ab vom Schuss ist und wo es angeblich ein paar seltene Antiquitäten gibt, und dass das Damen Sorgen macht. Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, wieso, da all seine Gemälde bei einem Brand vernichtet worden sind, den er selbst vor über vierhundert Jahren gelegt hat. Ein Brand, dem seine gesamte Sammlung zum Opfer gefallen ist, eigentlich auch einschließlich ihm selbst.
Miles schaut auf die Liste, seine Augen gleiten von der ersten bis zur letzten Zeile, ehe er sie wieder zusammenfaltet und in die Hemdtasche steckt. »Glaub mir, nachdem ich den abartigen Stundenplan gesehen habe, den die mir gestern geschickt haben, werde ich von Glück sagen können, wenn ich überhaupt zum Schlafen komme. Die sind ernsthaft darauf aus, dass wir jede freie Sekunde damit verbringen, unsere Kunst zu schulen, du weißt schon, wie auf einem richtigen Schauspiellehrgang. Nicht so ganz der lockere Italientrip, mit dem ich gerechnet hatte.«
Damen nickt,
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