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Evermore - Das dunkle Feuer - Noël, A: Evermore - Das dunkle Feuer

Titel: Evermore - Das dunkle Feuer - Noël, A: Evermore - Das dunkle Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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ergriff ich die Flucht. Rannte bis nachhause und zurück zu meinem Bett, wo ich schwitzend und zitternd dalag und mir alle Mühe gab, dieses überwältigende Bedürfnis zu unterdrücken …, diese dunkle Flamme in meinem Innern zu löschen.
    Eine Flamme, die jeden Tag heißer, heller, stärker brennt.
    Ein so unersättliches Feuer, dass es alles verschlingen wird, was ihm im Weg ist: den kleinen Schimmer klaren Verstandes in meinem Kopf, meine zerbrechliche Verbindung mit der Zukunft, die ich mir wünsche, und alles, was sonst noch zwischen Roman und mir steht.
    Und gerade bevor ich endlich einschlief, wurde mir klar, was das Schlimmste daran ist - wenn all das passiert, werde ich so weit sein, dass ich meinen Absturz gar nicht mehr mitbekomme.

     
    Jude kommt ins Zimmer und lässt sich auf den Stuhl plumpsen - absichtlich, nachdrücklich, er will eindeutig bemerkt werden.
    »Wie war’s?«, murmele ich undeutlich und hebe den Kopf vom Schreibtisch, wo er während der letzten Stunde geruht hat. Meine Hände zittern noch immer, und meine Beine beben; ich bemühe mich mit aller Kraft, den überwältigenden Drang zu unterdrücken, der mich mittlerweile definiert.
    »Das könnte ich dich auch fragen.« Er betrachtet mich bedächtig. »Irgendwelche Fortschritte?«
    Ich zucke die Achseln. Eigentlich zucke ich die Achseln und gebe ein dumpfes Stöhnen von mir. Was Antwort genug sein sollte, soweit es mich betrifft. Dabei achte ich darauf, meine Hände im Schoß liegen zu lassen, damit er nicht sieht, wie sie zittern.
    »Versuchst du immer noch, den Code zu knacken?«
    Ich werfe ihm einen schnellen Blick zu, dann schließe ich die Augen und schüttele den Kopf. Das mit dem Buch habe ich aufgegeben. Was mich angeht, macht es alles nur noch schlimmer.
    »Ich habe auch nichts finden können, aber trotzdem. Ich versuch es gern noch mal, wenn du immer noch willst, dass ich dir helfe.«
    Mit einem Wort: Ja. Ich will, dass er mir hilft. Ich nehme alles an Hilfe, was ich kriegen kann. Doch da das Ungeheuer jetzt die Regie übernimmt, wollen die Worte einfach nicht kommen. Meine Kehle wird so eng und heiß, dass nur Stillsein dagegen hilft.
    »Ist es irgendwas mit Reimen?«, fragt er und will es einfach nicht gut sein lassen.
    Noch immer unfähig zu sprechen, schüttele ich den Kopf.
    Doch er zuckt lediglich die Schultern und lässt sich von meiner Weigerung mitzuspielen nicht im Mindesten beirren. »Sprechgesang habe ich ziemlich gut drauf, wenn ich das mal so sagen darf, und rappen kann ich auch ganz gut. Willst du mal was hören?«
    Ich schließe die Augen und wünsche, er würde das Thema wechseln.
    »Sehr kluge Entscheidung.« Er lächelt und hat nicht den leisesten Schimmer, was ich durchmache. Tut so, als würde er sich mit der dick verbundenen Hand imaginären Schweiß von der Stirn wischen. Das erinnert mich bloß daran, dass er gefragt hat, ob ich ihn fahren kann.
    Ich stehe auf und rechne eigentlich damit, dass er mir folgt, doch er bleibt einfach sitzen und starrt mich so eindringlich, so beharrlich an, dass ich unwillkürlich krächze: »Was? Was ist denn? Ist Riley hier?«
    Er schüttelt den Kopf, wirft sich die Dreadlocks von den Schultern auf den Rücken, während seine strahlend grünen Augen sich verdüstern. »Ich habe sie schon seit einer ganzen Weile nicht mehr gesehen«, meint er. »Ich gebe ja zu, hin und wieder versuch ich’s, aber es klappt nie. Sie will wohl im Moment nicht zu erreichen sein.«
    Ich bin mir nicht sicher, ob ich das auch so sehe. Riley hat mir in letzter Zeit genug kryptische Botschaften geschickt, dass ich das ernsthaft bezweifle. Dass es sich für mich sogar so anfühlt, als wolle sie zu erreichen sein.
    »Glaubst du …« Ich halte inne, ich will nicht lächerlich klingen, doch dann beschließe ich, dass es mir egal ist. Ich habe mich vor Jude schon reichlich oft lächerlich gemacht, was macht einmal mehr also schon aus? »Glaubst du, es ist vielleicht gar nicht so, dass sie nicht zu uns durchkommen will, sondern dass sie es nicht kann?« Er sieht mich an und
will gerade etwas sagen, als ich den Finger hebe und fortfahre: »Und ich meine können nicht im Sinne von ›nicht fähig sein‹ oder ›nicht hinkriegen‹, sondern mehr, ich weiß nicht, dass es ihr nicht erlaubt ist, zu uns durchzukommen? Vielleicht hindert irgendetwas oder irgendjemand sie ja daran?«
    »Könnte sein.« Seine Schultern heben und senken sich so lässig, so unbeschwert, dass ich nicht genau weiß, ob er wirklich

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