Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Evermore - Das dunkle Feuer - Noël, A: Evermore - Das dunkle Feuer

Titel: Evermore - Das dunkle Feuer - Noël, A: Evermore - Das dunkle Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
Vom Netzwerk:
wie
er auf einen wunderbar blauen Ozean hinauspaddelt und eine Reihe vollkommener Wellen reitet.
    »Hast du das gesehen?«, ruft er, als er zurückkommt, das Brett unter dem Arm. »Echt irre! Bist du sicher, dass ich nicht träume?«
    Ich lächele und muss an meine erste Reise ins Sommerland denken, wie hingerissen ich war. Und ganz gleich, wie oft ich wiederkomme, der Zauber, in so großem Ausmaß zu manifestieren, nutzt sich nie ab. »Das ist kein Traum.« Lächelnd sehe ich, wie Salzwasser aus seinen Dreadlocks tropft und in klaren Bächen seine Brust hinunterläuft, bis in den Bund seiner tief sitzenden, grau-schwarzen Surfer-Shorts. Plötzlich überwältigt mich dieses ruhige, heitere Gefühl, das seine Nähe mit sich bringt, und ich wende den Blick ab, als ich hinzufüge: »Glaub mir, das hier ist viel besser als ein Traum.« Dabei denke ich daran, dass die meisten meiner Träume in letzter Zeit zu Albträumen geworden sind.
    Also, was kommt als Nächstes? Er lässt sein Surfbrett auf den Sand fallen und sieht mich an.
    Ich zucke die Achseln. Das hier ist dein Moment, es liegt wirklich ganz bei dir. Was du als Nächstes ausprobieren möchtest. Ich gebe mir Mühe, hilfsbereit zu erscheinen, dabei ist es in Wirklichkeit so, je länger er hierbleibt, desto länger habe ich eine Ausrede, die Erdebene zu meiden, wo all meine Probleme lauern.
    Er holt tief Luft, schließt die Augen und lässt Surfbrett und Strand verschwinden und stattdessen den Indianapolis Motor Speedway erscheinen. Rast mit wahnwitziger Geschwindigkeit über die Strecke, während ich oben auf der Tribüne sitze und ihn anfeuere. Und gerade als ich sicher bin, dass ich nicht noch eine monotone Runde ertrage, verlagert er die Szene in ein reizendes Café am Hafen von
Sydney, mit einer erstklassigen Aussicht aufs Wasser, die Harbour Bridge und das Opera House dahinter.
    Er hebt mir sein Glas entgegen, während ich bemerke: »Ich hätte dich nicht für einen Indy-Fan gehalten.«
    Er zuckt die Achseln. »Bin ich auch nicht. Aber, hey, man muss es ausprobieren, so lange man kann, nicht wahr?«
    Ich trinke einen Schluck von meiner Cola und verziehe angesichts des süßen Geschmacks das Gesicht; inzwischen ziehe ich die Bitterkeit des Elixiers vor. Und sehe zu, wie die Aussicht sich plötzlich verändert, vom glitzernden Wasser Australiens zu einer Landschaft mit Windmühlen, Tulpen und Kanälen - eine Landschaft, die nur eins bedeuten kann.
    »Amsterdam?« Das Wort bebt in meiner Kehle, erinnert mich an unsere gemeinsame Vergangenheit, damals, als er Bastiaan de Kool war und ich seine Muse. Und unwillkürlich frage ich mich, ob er es irgendwie auch spürt. Als ob jetzt, da wir hier sind, diese lange zurückliegenden Erinnerungen irgendwie wiederhergestellt werden, obwohl das bei mir nie funktioniert hat.
    Jude zuckt die Achseln, verblüfft über meine Reaktion. »Da war ich noch nie. Ich dachte, das wäre cool. Aber wenn ich lieber was anderes machen soll …«
    Und ehe ich widersprechen und ihm sagen kann, dass er seine Fantasien genießen soll, so lange er will, sitze ich in einer Gondel in Venedig, in einem prachtvollen Kleid in Cremeweiß und Rosa und mit einem Wust an Schmuck um den Hals. Lehne an roten Samtkissen, während ich die prächtigen Bauwerke betrachte, die unseren Weg säumen und hin und wieder verstohlen einen Blick auf Jude werfe, jetzt in der schwarzen Hose, dem gestreiften Hemd und dem traditionellen Strohhut der venezianischen Gondolieri
. Ich sehe zu, wie er uns durch das ruhige, stille Wasser steuert.
    »Hey, das machst du echt gut.« Ich lache, fest entschlossen, meinen Holland-Aussetzer von eben hinter mir zu lassen und mich darauf zu konzentrieren, wo wir uns jetzt befinden. Schließe die Augen, um dem Ganzen eine leichte Brise hinzuzufügen - eine Brise, die seinen Strohhut geradewegs ins Wasser weht.
    »Das fühlt sich so total natürlich an«, meint er und manifestiert sofort einen neuen Hut auf seinem Kopf. »Ich muss in einem früheren Leben mal einer von diesen Typen gewesen sein - einer, der irgendwas Unerledigtes zurückgelassen hat.« Er hört auf zu paddeln und stützt sich auf sein Ruder. »Ich meine, wenn wir wirklich geboren werden, um die Fehler unserer Vergangenheit auszubügeln und der Erleuchtung entgegenzuschreiten, dann habe ich vielleicht einmal, vor sehr langer Zeit, eine wunderschöne blonde Maid wie dich gerudert und war von ihrem Liebreiz so abgelenkt, dass ich das Teil hier umgeschmissen habe und

Weitere Kostenlose Bücher