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Evermore - Das dunkle Feuer - Noël, A: Evermore - Das dunkle Feuer

Titel: Evermore - Das dunkle Feuer - Noël, A: Evermore - Das dunkle Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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hineinspringen und mitmachen - die Entscheidung liegt bei dir. Aber zuerst gibt es da ein paar Dinge, die du wissen musst. Erstens, du kannst nichts daran ändern, wie es ausgeht, der Verlauf ist festgelegt. Und zweitens«, er beugt sich zu mir herüber, und sein Finger streicht über meine Wange, »hier im Sommerland geht immer alles gut aus. Alles, was auch nur ein kleines bisschen tragisch oder beängstigend ist, wurde sorgfältig weggelassen, also mach dir keine Sorgen. Vielleicht erlebst du sogar die eine oder andere Überraschung. Bei mir war’s jedenfalls so.«
    »Sind das echte Überraschungen oder welche, die du fabriziert hast?« Ich kuschele mich an ihn.
    Doch er schüttelt rasch den Kopf. »Echte. Absolut und vollkommen echt. Meine Erinnerungen, das weißt du ja, reichen sehr weit zurück, so weit, dass sie manchmal, na ja, ein bisschen verschwommen sind. Also habe ich beschlossen, drüben in den Großen Hallen des Wissens zu recherchieren, sozusagen ein Auffrischungskurs , wenn man so will, und zufällig bin ich an ein paar Dinge erinnert worden, die ich vergessen hatte.«
    »Zum Beispiel?« Ich schaue ihn kurz an, bevor ich die Lippen auf jene wunderbare Stelle presse, wo sein Hals in seine Schulter übergeht. Die Beinahe- Berührung seiner Haut und sein warmer, würziger Geruch bringen mich augenblicklich zur Ruhe.
    »Zum Beispiel das hier« , flüstert er und schiebt mich herum, sodass ich dem Bildschirm zugewandt bin und nicht ihm. Wir schmiegen uns aneinander, während er einen Knopf auf der Fernbedienung drückt, und sehen zu, wie der Bildschirm zum Leben erwacht und sich mit riesigen
dreidimensionalen Bildern füllt, dass es so ist, als wären wir mittendrin.
    Und sobald ich den geschäftigen Platz mitten in der Stadt sehe, mit den kopfsteingepflasterten Straßen und der Menge der Menschen, die ganz ähnlich wie heute umherhasten, weiß ich, wo wir sind. Dort sind vielleicht Pferde und Kutschen anstelle von Autos unterwegs, vielleicht ist die Kleidung verglichen mit unseren modernen Klamotten übermäßig förmlich, doch angesichts der Massen an Händlern, die laut ihre Waren feilbieten, sind die Ähnlichkeiten erstaunlich - ich sehe eine Mini-Mall des 17. Jahrhunderts vor mir.
    Ich schiele zu Damen hinüber, und die Frage steht in meinem Blick geschrieben. Sehe, wie er als Antwort lächelt, während er mir aufhilft. So schnell ist er mit mir bei dem Bildschirm, dass ich unwillkürlich anhalte; ich bin überzeugt, dass ich gleich mit der Nase dagegen knalle, als er sich zu mir beugt und flüstert: »Glaub daran.«
    Also tue ich es.
    Ich gebe ihm einen enormen Vertrauensvorschuss und laufe weiter, geradewegs in den harten Bildschirm hinein, der weich wird und uns bereitwillig aufnimmt. Und zwar nicht nur als seltsam gekleidete Statisten, sondern in zeitgemäßem Kostüm und in den Hauptrollen.
    Ich schaue auf meine Hände hinunter und bin überrascht, dass sie so rau und schwielig sind, doch ich erkenne sie augenblicklich als jene aus meinem Leben in Paris wieder. Wo ich Evaline war, eine einfache Dienstmagd, die ein Leben voll harter, abstumpfender Arbeit vor sich hatte, bis Damen auftauchte.
    Ich fahre damit über mein Kleid, bemerke das Kratzen des Stoffes, den sittsamen, strengen Schnitt durch den es
so sitzt, dass es mir nicht im Mindesten schmeichelt. Aber trotzdem, es ist sauber und sorgsam gebügelt, also versuche ich, darauf ein kleines bisschen stolz zu sein. Und obwohl mein blondes Haar geflochten und eingedreht und streng aus meinem Gesicht gezerrt ist, ist der einen oder anderen aufsässigen Strähne die Flucht gelungen.
    Der Straßenhändler schnauzt mich auf Französisch an, und obwohl mir bewusst ist, dass ich lediglich eine Rolle spiele, dass dies nicht die Sprache ist, die ich spreche, kann ich ihn irgendwie nicht nur verstehen, sondern ihm auch antworten. Da er mich als eine seiner scharfsichtigsten Kundinnen erkennt, reicht er mir eine reife Tomate und behauptet, es sei seine beste. Er sieht zu, wie ich sie in der Hand drehe und wende und ihre Farbe begutachte, ihre Festigkeit, und schließlich zustimmend nicke und in meiner Börse nach den Münzen krame, als jemand mich so heftig anrempelt, dass mir die Frucht aus den Fingern rutscht und zu Boden fällt.
    Ich schaue auf meine Füße hinab, und mein Herz wird schwer, als ich den roten Matsch erblicke. Mir ist klar, dass das sehr teuer für mich werden wird, dass das Küchengesinde niemals bereit sein wird, das hier zu decken.

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