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Evermore - Das dunkle Feuer - Noël, A: Evermore - Das dunkle Feuer

Titel: Evermore - Das dunkle Feuer - Noël, A: Evermore - Das dunkle Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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Also fahre ich herum, ein Wort des Tadels auf den Lippen, als ich sehe, dass er es ist. Er, mit dem glänzenden dunklen Haar, den tiefgründigen, funkelnden Augen, den prachtvoll geschneiderten Kleidern und der schönsten Kutsche, die jemals dieses Viertel beehrt hat, abgesehen von der der Königin. Der, den sie Damen nenne - Damen Auguste. Der, dem ich in letzter Zeit schrecklich oft begegne.
    Ich raffe meine Röcke und knie mich hin, in der Hoffnung zu retten, was immer ich kann. Doch ich komme nicht sehr weit, ehe eine Hand an meinem Arm mich zurückhält,
eine Berührung, die einen Schwall Kribbeln und Hitze bis in meine Knochen schickt.
    »Pardon«, sagt er halblaut, verbeugt sich vor mir und sorgt dafür, dass der Händler für seinen Verlust entschädigt wird.
    Und obgleich ich neugierig bin, obgleich mein Herz wie wild pocht und heftig gegen meine Brust hämmert, obwohl dieses seltsame Gefühl von Kribbeln und Hitze sich beharrlich hält, wende ich mich ab und gehe weiter. Ich bin überzeugt, dass er bloß mit mir spielt, bin mir schmerzhaft bewusst, dass er weit über mir steht. Woraufhin er mich einholt und sagt: »Evaline, bleib stehen!«
    Ich drehe mich um, mein Blick begegnet dem seinen, und ich weiß, dass wir dieses Katz-und-Maus-Spiel fortsetzen werden, auch wenn nur um der Schicklichkeit willen. Doch ich weiß auch, dass ich mich ihm, wenn er so weitermacht, wenn es ihm nicht langweilig wird oder er das Interesse verliert, schließlich mit Freude ergeben werde, daran besteht kein Zweifel.
    Er lächelt, legt mir die Hand auf den Arm und denkt: So hat es mit uns angefangen, und so haben wir eine Zeit lang weitergemacht. Sollen wir zum guten Teil vorspulen?
    Ich nicke, und ehe ich mich’s versehe, stehe ich vor einem großen, vergoldeten Spiegel und betrachte das Bild vor mir. Sehe, dass mein schlichtes, hässliches Kleid gegen eins aus so prächtigem, so seidigem Stoff ausgetauscht worden ist, dass es praktisch über meinen Körper gleitet. Der tiefe Ausschnitt ist perfekt für mein blasses Dekolletee und eine erkleckliche Anzahl Juwelen, die so schimmern und strahlen, dass ich kaum noch etwas anderes wahrnehme.
    Er steht hinter mir und fängt meinen Blick auf, während er beifällig lächelt, und unwillkürlich frage ich mich, wie ich
hierhergekommen bin, wie ein armes, verwaistes Dienstmädchen wie ich in seinem so prächtigen Haus gelandet ist, bei einem so gut aussehenden, so magischen Mann, dass er fast zu wunderbar ist, um wahr zu sein.
    Er bietet mir die Hand und führt mich zu einem extravagant gedeckten Tisch. Ein Tisch von der Sorte, von der ich mehr gewöhnt bin, daran zu bedienen, als daran zu sitzen. Jetzt jedoch, mit Damen an meiner Seite, der seine Bediensteten für heute Abend fortgeschickt hat, sehe ich zu, wie er eine Karaffe aus geschliffenem Kristall hebt, so bedächtig, so zögernd, dass man deutlich sieht, wie ein Kampf in seinem Innern ausgefochten wird.
    Sein Blick begegnet dem meinen, und seine Miene ist ein Irrgarten des Widerstreits. Ganz leicht runzelt er die Stirn, während er die Karaffe wieder auf den Tisch stellt und sich stattdessen für die Flasche mit dem Rotwein entscheidet.
    Ich schnappe nach Luft, die Lippen geöffnet, obgleich keine Worte hervorkommen - jäh dämmert das volle Begreifen dieser simplen Handlung in mir auf. Du hättest es beinahe getan! Du warst so dicht davor. Warum hast du es nicht getan? Mir ist klar, wenn er das durchgezogen, wenn er mir das Elixier gleich zu Anfang gegeben hätte - dann wäre alles anders gewesen.
    Jede. Einzelne. Kleinigkeit.
    Drina hätte mich niemals umbringen können. Roman hätte mich niemals hereinlegen können, und Damen und ich hätten glücklich und zufrieden leben können, bis ans Ende unserer unendlichen Tage - so ziemlich genau das Gegenteil davon, wie wir jetzt leben.
    Sein Blick sucht den meinen, forschend und tief, und er schüttelt den Kopf, während er denkt: Ich war mir so unsicher, wusste nicht, wie du es annehmen würdest - ob du es annehmen
würdest … dachte, es stünde mir nicht zu, dir das aufzuzwingen. Aber ich habe dich nicht deswegen hergebracht, meine Absicht war nur, dir zu zeigen, dass dein Leben in Paris, so hart es auch war, nicht ein einziges Elend war. Wir hatten unsere magischen Momente - Momente wie diesen -, und wir hätten noch mehr gehabt …, wäre da nicht …
    Er vollendet den Satz nicht. Wir wissen beide, wie es endet. Doch noch ehe ich mein Glas dem seinen entgegenheben kann, ist

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