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Evermore - Das dunkle Feuer - Noël, A: Evermore - Das dunkle Feuer

Titel: Evermore - Das dunkle Feuer - Noël, A: Evermore - Das dunkle Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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golden schimmernden Schleier konzentriere. Stelle mir das Portal zum Sommerland vor und sehe, wie es vor mir aufspringt. Gerade will ich hindurchhuschen, als er sagt: »Dumme Ever, begreifst du denn nicht, dass es zwischen dir und deinem Ungeheuer keinen Unterschied mehr gibt? Du bist das Ungeheuer. Es ist deine dunkle Seite, dein Schattenselbst, und jetzt seid ihr eins miteinander geworden.«

SECHSUNDZWANZIG
    I ch lande auf der duftenden Wiese. Widerstrebend, mit schlechtem Gewissen; ich weiß, das hätte ich nicht tun sollen. Hätte nicht so herkommen sollen. Hätte Roman nicht zusehen lassen sollen, wie ich verschwinde. Aber was blieb mir denn anderes übrig?
    Meine Entschlossenheit ließ nach, wurde von dem Ungeheuer in meinem Innern immer mehr untergraben, und ein paar Sekunden länger in seiner Gegenwart wären mit Sicherheit das Ende gewesen. Mein Ende. Das Ende von allem, was mir teuer ist.
    Denn die Sache ist die - Roman hat Recht. Hat vollkommen und absolut Recht. Der einzige Grund, warum ich verloren habe, der einzige Grund, warum ich nicht bekommen habe, was ich will, ist, dass ich das Ungeheuer bin, es gibt keinen Unterschied zwischen uns. Es trifft alle Entscheidungen, stellt alle Bedingungen, während ich nur als Beifahrer fungiere und keine Ahnung habe, wie ich die Bremse ziehen oder aussteigen soll. Ich habe keine Optionen mehr. Ich weiß nicht, wohin ich mich wenden soll. Alles, was ich weiß, ist:
    Der Umkehrzauber hat nicht funktioniert und das Gesuch an Hekate auch nicht.
    Und Damen, nun ja, Damen kann mich nicht retten.
    Er darf nie erfahren, was für etwas Widerwärtiges ich gerade beinahe getan hätte.

    Er kann mich nicht die nächsten hundert Jahre vor mir selbst schützen.
    Ich bin so tief gesunken, so weit vom Weg abgekommen, dass es kein Zurück mehr gibt. Dass mein Leben nicht wieder ins rechte Gleis gebracht werden kann. Auf keinen Fall kann ich auf die Erdebene zurückkehren und das alles riskieren.
    Also wandere ich los, habe absolut kein Ziel im Kopf und keine blasse Ahnung, was ich tun werde, wenn ich dort ankomme. Ich wandere an dem regenbogenbunten Bach entlang, setze gemächlich einen Fuß vor den anderen, schlendere dahin und achte kaum darauf, dass der Bach endet und der Boden unter meinen Füßen zu einem matschigen, nassen, schlammigen Pfad wird.
    Merke es kaum, als die Luft um einige Grad abkühlt und der goldene Dunst dichter wird, dicker, undurchsichtiger. Und vielleicht erklärt das ja meinen Schock, als ich sie erblicke. Als mir klar wird, dass ich, ohne es zu wissen, den Ort erreicht habe, wo der Nebel immer am dichtesten ist, wo es leicht ist, sich endgültig zu verirren. Ich betrachte die vertrauten, leicht abwärtsgeneigten Linien, die ausgefransten, verwitterten Taue, die splitterigen Holzbretter. Ihre Form verschwimmt und wird wieder scharf, dann wird sie wieder vom Nebel verhüllt, doch trotzdem, man kann nicht leugnen, was es ist.
    Kann die Brücke nicht verkennen, die zur anderen Seite führt.
    Die Brücke der Seelen.
    Ich knie daneben nieder. Meine Knie sinken tief in die feuchte, dunstgeschwängerte Erde, und ich frage mich, ob das ein Zeichen ist, ob ich absichtlich hergeführt worden bin, ob ich die Brücke endlich überschreiten soll.

    Was ist, wenn mir die Gelegenheit, die ich damals nicht genutzt habe, jetzt von Neuem geboten wird? Ein ganz spezieller Deal für Wiederholungstäter wie mich, und keine Fragen?
    Ich greife nach dem Geländer, ein altes, ausgefranstes Tau, das aussieht, als könnte es jeden Augenblick reißen, und sehe, wie der Nebel zur Mitte der Brücke hin immer dichter wird, so dicht, dass das endgültige Ziel ein weiß verschleiertes Mysterium ist. Dabei rufe ich mir ins Gedächtnis, dass dies hier genau die Brücke ist, die zu überqueren ich Riley gedrängt habe. Die, über die meine Eltern und Buttercup zur anderen Seite gelangt sind. Und wenn sie hinübergegangen und gut angekommen sind, also wirklich, wie schwer kann das dann denn sein?
    Ich meine, was wäre, wenn ich einfach aufstehen, mich abklopfen, tief Luft holen und hinübergehen würde?
    Was, wenn alles, was nötig ist, um meine sämtlichen Probleme zu lösen, das Ungeheuer loszuwerden, die Flamme zu löschen und meine Familie wiederzusehen, nur ein einziger kleiner Schritt ist, gefolgt von einem zweiten?
    Eine Hand voll Schritte auf ihre warmen Arme zu, die mich willkommen heißen.
    Eine Hand voll Schritte fort von Roman, von Haven, den Zwillingen, von Ava und diesem

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