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Evermore - Der Stern der Nacht - Noël, A: Evermore - Der Stern der Nacht

Evermore - Der Stern der Nacht - Noël, A: Evermore - Der Stern der Nacht

Titel: Evermore - Der Stern der Nacht - Noël, A: Evermore - Der Stern der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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ich vor der Tür und bewundere die herrliche, sich stetig wandelnde Fassade der schönsten und wundervollsten Gebäude der Welt. Ich sehe zu, wie sich das Tadsch Mahal in den Parthenon verwandelt, der zum Lotustempel wird, aus dem wiederum die Pyramiden von Gizeh hervorgehen und so weiter, bis die Türen aufschwingen und ich hineingezogen werde. Ich brauche einen Moment, um mich nach allen Seiten umzusehen und frage mich, ob ich Ava oder Jude begegnen werde, nachdem
sie ja jetzt beide wissen, wie man hierher gelangt, doch ich erkenne niemanden, und so setze ich mich auf eine der langen Holzbänke und reihe mich unter die Mönche, Rabbiner, Priester und anderen Suchenden ein. Dann schließe ich die Augen und konzentriere mich auf die Antworten, die ich brauche.
    In Gedanken spule ich zurück zu dem Moment, als Judes verschütteter Kaffee über seinen Schreibtisch rann und fast über die Kante auf den Boden gelaufen wäre, ehe er ihn mit seinem Ärmel aufhielt. Er ließ die Flüssigkeit in den Stoff eindringen, wo sie mit den Fasern verschmolz und einen großen Fleck bildete, ganz ähnlich dem Gegengift, das Romans weißes Hemd verunstaltet hat.
    Und einen großen grünen Klecks hinterlassen hat.
    Eine Art Abdruck.
    Eine Verbindung von Chemikalien – sozusagen ein Rezept –, das für immer in diese weichen Baumwollfasern eingebettet ist.
    Chemikalien, die mich – wenn man sie korrekt analysiert – zu der Formel für das Gegengift führen, das ich brauche – das Einzige, was es Damen und mir erlauben würde, uns wieder richtig zu berühren.
    Während ich einst dachte, dass alle Hoffnung darauf, das Gegengift zu ergattern, mit Roman gestorben sei, weiß ich jetzt, dass es doch noch Hoffnung gibt.
    Was ich ursprünglich für immer verloren glaubte, lebt in dem Fleck auf seinem Hemd weiter.
    Dem Hemd, das mir Haven brutal aus der Hand gerissen hat.
    Dem Hemd, das ich unbedingt wieder an mich bringen muss, wenn Damen und ich jemals ein normales Leben miteinander führen wollen.

    Ich hole tief Luft und ersetze das Bild von Judes fleckigem T-Shirt durch ein Bild von Romans weißem Leinenhemd, während mein Geist die Frage äußert: Wo ist es?
    Rasch gefolgt von: Und wie kann ich es bekommen?
    Doch ganz egal, wie lange ich warte – ganz egal, wie oft ich die Frage wiederhole –, es kommen keine Antworten.
    Das hartnäckige Schweigen wird langsam zu einer eigenständigen Botschaft.
    Einer unüberhörbaren Weigerung, mir zu helfen.
    Nur weil die Hallen mich eingelassen haben, heißt das nicht, dass sie bereit wären, mir zu helfen. Es ist nicht das erste Mal, dass sie mir die Antwort verweigern.
    Und es gibt dafür nur zwei mögliche Erklärungen: Entweder suche ich etwas zu ergründen, das mich nichts angeht, was in diesem Fall unzutreffend erscheint, denn es geht mich ja ganz offensichtlich etwas an, oder ich versuche etwas zu ergründen, was ich zu diesem oder auch zu einem anderen Zeitpunkt nicht wissen soll, was dummerweise ziemlich zutreffend erscheint.
    Irgendetwas verschwört sich immer gegen uns.
    Irgendetwas hält uns immer voneinander fern.
    Ob es nun Drina ist, die mich immer wieder umbringt, Roman, der mich immer wieder austrickst, oder Jude, der mich entweder absichtlich oder unabsichtlich sabotiert – irgendetwas steht Damens und meinem endgültigen Glück immer im Weg.
    Und ich muss mich zwangsläufig fragen, ob es dafür einen triftigen Grund gibt.
    Das Universum ist nicht annähernd so chaotisch, wie es scheint.
    Es gibt für alles einen eindeutigen Grund.
    Doch wenn die Großen Hallen des Wissens einen aussperren,
kann man das auch durch noch so schlaue Umformulierungen nicht ändern.
    Das hier ist meine Sache.
    Es ist meine Aufgabe, das Hemd zu finden. Meine Aufgabe, herauszufinden, ob Haven überhaupt begreift, was sie mir da vorenthält.
    Behält sie das Hemd aus sentimentalen Gründen, weil Roman es an dem Abend getragen hat, an dem er umkam?
    Behält sie es als optische Mahnung, mit der sie ihre Wut gegen Jude und mich immer wieder anfacht?
    Und weiß sie überhaupt etwas über den Fleck und die Verheißung, die er birgt?
    Weiß sie schon die ganze Zeit, was sich mir erst jetzt erschließt?
    Das Einzige, was ich sicher weiß, ist, dass ich ohne die Hilfe von Sommerland keine andere Wahl habe, als zur Erdebene zurückzukehren und zu sehen, was ich dort in Erfahrung bringen kann.
    Ich bin gerade dabei, das Portal wieder erscheinen zu lassen, als ich ihn spüre.
    Damen.
    Er ist hier.
    Ganz in der

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