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Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung

Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung

Titel: Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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so viel Geld ausgegeben, oder?« Ich schüttelte den Kopf.
    »Wir bekennen uns schuldig«, sagte Dad. Er nahm meine strahlende Mutter in den Arm. »Du bist doch jetzt praktisch ein Teil der Familie, Balthazar. Und wir wollten, dass du morgen auch genauso ein Teil der Feierlichkeiten bist.«
    »Danke.« Balthazar sah wirklich gerührt aus - weniger, weil er am Weihnachtsmorgen auch ein paar Päckchen zum Öffnen haben würde, sondern weil sie ihn so herzlich aufgenommen hatten. Vielleicht hätte ich das Gleiche empfinden sollen, nun, wo ich sah, wie viel es ihm bedeutete, aber das tat ich nicht.
    Stattdessen dachte ich wieder mal, dass Mom und Dad Balthazar beinahe zu sehr mochten. Auch wenn er eine gute Person war, war das nicht der Grund, warum meine Eltern so auf ihn reagierten. Nein, sie mochten ihn, weil er mein Vampirfreund war, also derjenige, der ihre Tochter in die perfekte Vampirin verwandeln würde, die sie immer aus mir hatten machen wollen.
    Und ich hatte immer vorgehabt, ihre Hoffnungen zu erfüllen. Jetzt aber zu sehen, wie ungeheuer wichtig das meinen Eltern war - unter ihrem Lächeln schimmerte die Verzweiflung hervor -, brachte mich unwillkürlich zu der Frage, wovor sie solche Angst hatten.
    Später am Abend erlaubten sie nicht nur, dass ich Balthazar mit in mein Schlafzimmer nahm, sondern Mom machte sogar die Tür hinter uns zu. Bei den zwei Malen, die Lucas mich hier hatte besuchen dürfen, wäre daran nicht im Traum zu denken gewesen.
    »Meine Eltern sind ganz verrückt nach dir«, sagte ich. »Das merkst du doch auch, oder?«
    »Sie wären nicht halb so begeistert, wenn sie die Wahrheit darüber wüssten, wohin ich dich immer bringe und warum ich das tue. Aber wir sollten ihnen die Illusion noch nicht nehmen.« Balthazar ging zum Fenster und sah den Gargoyle an. Eiszapfen klebten an den Steinflügeln. »Sieht so aus, als wäre ihm kalt da draußen.«
    »Vielleicht sollte ich ihm mal einen Schal oder so was stricken.« Ich hockte mich aufs Fenstersims und legte zwei Fingerspitzen auf das kalte Glas.
    »Du hast sogar mit Kreaturen aus Stein Mitleid.« Balthazar setzte sich neben mich, legte einen Arm um meine Schulter und ließ sein Bein eng neben meinem zu Boden baumeln.
    Unsicher blickte ich zu ihm auf. Er sagte: »Wenn deine Eltern hereinkommen …«
    »Ich weiß. Wir sollten aussehen, als ob wir … uns wohl miteinander fühlten.«
    »Genau.« Balthazar beobachtete mich zögernd, ein kleines, wissendes Lächeln auf seinem Gesicht. »Du hast das Gefühl, dass ich Nutzen aus der Gelegenheit schlage.«
    »Das ist es nicht. Ich weiß, dass du das nicht tun würdest.«
    »Da liegst du falsch. Natürlich würde ich das.« Er beugte sich näher zu mir, sodass sich unsere Gesichter beinahe berührten. »Du bist noch genauso in Lucas Ross verliebt wie eh und je, und ich kann, verdammt noch mal, nichts daran ändern. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass ich deine Nähe nicht genieße.«
    Ich konnte mich nicht richtig konzentrieren. Aus irgendeinem Grund konnte ich den Blick nicht von seinem Mund abwenden. Er hatte einen kantigen Kiefer mit einem feinen Bartflaum. »Es kommt mir nur riskant vor, glaube ich.«
    »Der Einzige, der hier ein Risiko eingeht, bin ich, wenn ich mich zu sehr auf dich einlasse. Für dich ist gar nichts riskant, solange du dich nicht ebenfalls beirren lässt.«
    »Werde ich nicht.«
    »Natürlich nicht.« Immer noch umspielte ein Lächeln Balthazars Lippen.
    Ich rutschte wieder vom Fensterbrett. Meine Knie zitterten. Balthazar blieb sitzen, und das Lächeln auf seinem Gesicht war unverändert.
    Ich plapperte auf gut Glück los: »Also, ich denke … Tja, also, du bist in guter Laune in diesen Tagen. Du wirkst so … fröhlich, also nicht albern fröhlich oder so, einfach nur gelöst.«
    »Ja, mir geht es gut.«
    Ich ließ mich auf meine Bettkante sinken, sodass wir ein gutes Stück voneinander entfernt saßen. Jetzt konnte ich auch wieder einen klaren Gedanken fassen. »Du hattest eine harte Zeit, seit wir aus Riverton zurück sind«, sagte ich. »Hast du denn größere Fortschritte gemacht, als du mir erzählt hast?«
    »Nein. Wenn ich Charity finden sollte, werde ich dir sofort davon berichten. Je eher wir das Schwarze Kreuz wieder loswerden, desto besser.« Er lehnte sich gegen den Fensterrahmen zurück. Der Gargoyle war als Schatten hinter ihm zu erkennen, so als säße Balthazar ein kleiner Teufel auf der Schulter. »Aber ich versuche zu akzeptieren, dass das nicht über

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