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Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Titel: Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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Menschentrauben vor uns mit den Augen ab, immer auf der Hut: Darin war sie geschickter als ich. »Wenn wir es nicht besser wüssten, könnte man fast meinen, die Geister hätten versucht, dir da zu Hilfe zu kommen.«
    Ich erinnerte mich an die blaugrüne Eiseskälte jener Nacht, als die Geister versucht hatten, mich zu töten und für sich zu beanspruchen. »Na ja, das wissen wir ja jetzt besser.«
    Wir bogen vom Hauptstrom der Menschen ab in einen etwas weniger vollen Gang. Müde Pendler schlenderten in Reihen auf und ab und warteten entweder auf den Aufruf für ihren Zug oder hatten einen verträumten Ausdruck auf dem Gesicht, während sie ihrem iPod lauschten. In meinen Augen sah alles ganz normal aus.
    »Es ist seltsam, dass du nichts gemerkt hast«, sagte Raquel.
    »Was meinst du?«
    »Na, dass Balthazar ein Vampir war. Ich meine – ist dir denn nie aufgefallen, dass er keinen Herzschlag hatte? Oder dass sein Körper kühler als unserer war?«
    Damit hatte sie mich auf dem falschen Fuß erwischt, und ich suchte verzweifelt nach einer Antwort. »Nun ja. Ich habe nie … Ich meine, das ist ja nichts, womit man rechnet. Die meisten Mädchen fragen sich vermutlich nicht He, ist der Typ, mit dem ich ausgehe, eigentlich lebendig? , oder?«
    »Nein, vermutlich nicht.« Raquel schien nicht überzeugt, aber etwas anderes hatte ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Sie streckte den Finger aus. »Oh, sieh dir mal diesen Parka an.«
    Ich wusste, was sie meinte. Vampire froren oft in Umgebungen, in denen es für Menschen warm genug war, und so trugen sie manchmal mitten im Sommer Winterkleidung. Das war ein Erkennungsmerkmal, und das Schwarze Kreuz hatte uns eingebläut, darauf zu achten. Ich erinnerte mich daran, dass meine Eltern einfach immer mehrere Lagen übereinander angezogen hatten. Tatsächlich trug ein Mann vor uns einen schweren, weißen Parka, während er durch den Bahnhof schlenderte, und zwar in entgegengesetzter Richtung zum sonstigen Menschenstrom zu dieser Tageszeit.
    »Vielleicht ist er auch einfach nur ein Spinner«, sagte Raquel.
    »Wahrscheinlich. Wir sind schließlich in New York.«
    Aber ich wusste es besser. Ich hätte nicht sagen können, warum ich es wusste. Vielleicht lag es an dem Vampirsinn, von dem Balthazar mir prophezeit hatte, ich würde ihn irgendwann entwickeln. Er sollte mir verraten, dass ein anderer meiner Art in der Nähe war. Ich wusste, dass dieser Typ mit dem weißen Anorak und den langen, rötlichbraunen Dreadlocks ein Vampir war wie ich.
    Mein Herz rutschte mir in die Hose. Seitdem ich beim Schwarzen Kreuz war, hatte ich mich vor einem solchen Moment gefürchtet. Der Abend würde in einer Vampirjagd enden, und ich musste einen Weg finden, diesen Burschen zu retten, wenn ich nicht zur Mörderin werden wollte.
    Das Logischste wäre gewesen, Raquel ihren Verdacht auszureden, aber dafür war es bereits zu spät. Unverwandt hielt Raquel den Blick auf den Vampir gerichtet, und ihre Augen strahlten vor Begeisterung. »Sieh nur, wie bleich er ist. Und er … Ich kann es nicht beschreiben, aber wenn ich ihn mir in der Evernight-Akademie vorstelle, dann weiß ich, dass er da hinpassen würde.«
    »Da kannst du nicht so sicher sein«, sagte ich.
    »Doch, kann ich.« Raquel spähte an mir vorbei und beschleunigte ihren Schritt, um dem Vampir auf den Fersen zu bleiben. »Endlich haben wir einen entdeckt.«
    Oh, verflucht.
    Raquels Stimme war belegt vor freudiger Aufregung. »Glaubst du, wir sollten Dana und Milos anrufen?«
    Wenn sich erfahrenere Jäger uns anschließen würden, würde es für mich nur noch schwerer werden, den jungen Mann zu beschützen. »Im Augenblick, denke ich, schaffen wir das auch allein.«
    Wir folgten dem Vampir mit den Dreadlocks den Gang mit den weißen Wänden hinunter, der aus dem Grand Central Terminal hinausführte. Obwohl es noch immer helllichter Tag war, drang kein Sonnenstrahl durch die Regenwolken. Weder Raquel noch ich hatten einen Schirm dabei, also drängten wir uns dicht an den Geschäften entlang, um nicht völlig durchzuweichen. Zum Glück schien der Vampir die gleiche Idee zu haben.
    Raquel streckte die Hand aus. »Da. Er biegt um die Ecke.«
    »Ich sehe ihn.«
     
    Wir folgten dem Vampir einige Häuserblöcke lang Richtung Norden. Diese Gegend war selbst für New Yorker Verhältnisse voll und geschäftig. Touristen in albernen T-Shirts hielten sich im Rennen Zeitungen oder Einkaufstaschen über die Köpfe, und Autos hupten aggressiv auf den

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