Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Titel: Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
Vom Netzwerk:
spöttisch.
    Ich mischte mich ein: »Aber ich war da, und ich erinnere mich gut an die Angriffe: grünes Licht, Kälte und die ganzen Eiszapfen, die von der Decke gefallen sind. Also ich werde kein Haus betreten, in dem ein Geist wohnt. Ein Gespenst. Was auch immer.«
    Was Vic nicht wusste – und was nur sehr wenige auf der Welt wussten, sogar nur eine Handvoll von den Vampiren: Jedes Kind, das von Vampireltern geboren wurde, war das Resultat eines Handels zwischen Vampiren und Geistern. Und deshalb hatten die Geister schließlich vorgehabt, mich als ihr Eigentum zu beanspruchen.
    Während zahlreicher, entsetzlicher Zwischenfälle in Evernight, unter anderem eines Vorfalls, bei dem ich fast gestorben wäre, hatten die Geister genau das versucht.
    Vic seufzte. Zu diesem Zeitpunkt hielten wir bereits mehr als fünf Minuten vor seinem Haus, und wir stritten uns über dieses Thema, seitdem wir das Restaurant verlassen hatten. Die Rasensprenger auf der breiten, grünen Wiese hatten mittlerweile drei verschiedene Geschwindigkeitsstufen durchlaufen. Vic meinte: »Wir stecken anscheinend in einer Sackgasse.«
    »Ich möchte gerne etwas anmerken«, sagte Ranulf.
    Aufgebracht fuhr Lucas ihn an: »Du bist nicht der Einzige, dem hier auf diesem Rücksitz die Beine eingeschlafen sind, okay?«
    Ranulf erwiderte: »Das war es nicht, was ich anmerken wollte.«
    »Schieß los«, sagte ich. Niemand würde mich umstimmen können.
    Doch Ranulf fragte: »Trägst du noch deinen Obsidian-Anhänger? «
    Ich schloss die Hand um den antiken Ketten-Anhänger, den mir meine Eltern letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt hatten. Ein Obsidianstein in Form einer Träne baumelte an einer ziselierten Kupferkette, die grün angelaufen war. Damals hatte ich die Kette einfach für ein wunderschönes Geschenk gehalten, das gut zu meinen Flohmarkt-Klamotten passte. Mrs. Bethany hatte mich jedoch später darüber aufgeklärt, dass Obsidian zu den vielen Mineralien und Metallen gehört, die Geister abschrecken.
    Mit anderen Worten: Die Kette versprach mir Schutz. Seitdem Mrs. Bethany mir das erzählt hatte, hatte ich den Anhänger nie mehr abgelegt, nicht einmal, wenn ich badete. Ich hatte ihn schon beinahe vergessen.
    »Der Obsidian schützt mich«, räumte ich ein, »aber ich weiß nicht, wie sehr oder für wie lange.«
    »Ich verspreche dir, dieses Gespenst gehört nicht zu den Bösen«, sagte Vic. »Dieser Geist. Was auch immer. Sie ist toll. Ich glaube jedenfalls, dass es eine Sie ist.«
    Lucas fragte: »Du hast dich mit diesem Ding unterhalten? Irgendwie mit ihm kommuniziert?«
    »Nicht so richtig, aber …«
    »Also woher weißt du dann, dass sie toll ist?«
    »Auf die gleiche Weise, wie ich es merke, wenn sich jemand über mich lustig macht«, antwortete Vic, und seine Augen wurden schmaler. »Ich weiß es einfach.«
    Ich wollte Vic am liebsten immer noch sagen, er solle rückwärts aus der Einfahrt fahren und mich und Lucas zurück in unser Hotel bringen. Gleichzeitig aber wusste ich, dass wir uns dort nur noch wenige Nächte lang ein Zimmer würden leisten können, und auch das nur, wenn wir ein wirklich günstiges Angebot rausschlagen würden. Vic würde uns bestimmt alles an Bargeld leihen, was wir brauchten, aber ich wollte mir so wenig wie möglich borgen. Wenn wir den Juli und August über nicht auf Vics Anwesen wohnen würden, würden wir ihn um Tausende bitten müssen. Das wollte ich lieber vermeiden.
    Meine Hand schloss sich um den Anhänger, und ich sagte: »Ich werde hineingehen.«
    »Bianca, mach das nicht.« Lucas sah wütend aus, doch ich legte ihm eine Hand auf den Arm, um ihn zu beruhigen.
    »Du und Ranulf, ihr könnt ja hier draußen warten. Falls ihr einen Schrei hört oder sich die Fenster mit Eis überziehen …«
    »Das klingt gar nicht gut«, sagte Lucas.
    »Ich sagte doch falls , okay?« Nun, da ich meine Entscheidung getroffen hatte, wollte ich nicht länger herumsitzen und mir Sorgen machen. Ich wollte los und die Sache hinter mich bringen. »Falls das geschieht, kommt ihr einfach rein und helft mir. Vic und ich versuchen es mal. Wir können ja nicht hier wohnen, wenn der Geist uns Probleme machen sollte.«
    Auch wenn Lucas noch immer nicht erfreut aussah, nickte er. Vic kletterte auf der Fahrerseite aus dem Cabrio, ohne auch nur die Tür aufzumachen. Als ich ebenfalls ausstieg, konnte ich Ranulfs Knie knacken hören, während er seine Beine streckte. Dann stieß er ein langes, erleichtertes Stöhnen aus.
     
    Vics Eltern

Weitere Kostenlose Bücher