Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts
Sicherheitsvorkehrungen du hättest treffen müssen. Ist dir eigentlich klar, was deswegen geschehen ist?«
Das Schwarze Kreuz war angegriffen und Eduardo getötet worden. Mit leiser, elender Stimme antwortete ich: »Ja, inzwischen ist mir das klar. Es tut mir so leid, Lucas.«
Vic und Ranulf ließen ihre Blicke von mir zu Lucas und zurück zu mir wandern wie Zuschauer bei einem Tennismatch. »Was ist denn passiert?«, fragte Vic. »Bist du mit Spam überflutet worden, oder was?«
»Also ich finde, Spam ist vor allem zum Frühstück eine tolle Sache«, sagte Ranulf, wie immer interessiert an den für ihn nicht immer ganz nachvollziehbaren Errungenschaften der modernen Welt, und fügte hinzu: »Yessir, ich denke, ich werde Spam zu meinen Eiern nehmen.«
»Nicht doch, wir reden hier nicht über das Dosenfleisch SPAM, sondern über unerwünschte Massenmails, so wie diese ständige Werbung für Viagra«, erklärte Vic ihm geduldig.
»Wir sprechen später darüber«, meldete Lucas sich barsch zu Wort. Sein Gesicht war hart und angespannt, während er aus dem Fenster starrte.
»Okay.« Ich kam mit der Verantwortung, die ich für das Geschehen trug, noch immer nicht zurecht, und ich wusste, dass ich noch eine Weile damit zu kämpfen haben würde. Offensichtlich war Lucas echt sauer, und er hatte auch allen Grund dazu, aber er wollte vor Vic und Ranulf keinen Streit vom Zaun brechen.
Nervös und voll neuer Schuldgefühle gelang es mir trotzdem irgendwie, mich auf die laufende Unterhaltung einzulassen. »Vic, im Grunde sind wir sozusagen auf der Flucht. Nicht, weil wir mit dem Gesetz im Konflikt sind, aber … Uns darf niemand finden. Und, nun ja, äh, wir brauchen einen Ort zum Wohnen und etwas zu essen, und das wird alles ganz schön teuer …«
»Mein Geld ist euer Geld«, sagte Vic, als ob das die selbstverständlichste Sache der Welt sei. »Sagt, wie viel ihr braucht, und ihr kriegt es.«
»Bist du sicher?«
Ich wusste, dass Vic aus einer extrem wohlhabenden Familie stammte, aber ich hasste es trotzdem, um Almosen zu bitten. »Wir haben noch ein bisschen was, und wir werden uns Jobs suchen.«
»Na klar, alles, was ihr wollt. Und, he, wartet mal, das ist eine geniale Idee …« Vic schnippte mit den Fingern. »Der Weinkeller.«
»Der Weinkeller?«, fragte Lucas und löste den Blick vom Fenster, durch das er hartnäckig gestarrt hatte, seitdem er herausgefunden hatte, dass ich die Zelle des Schwarzen Kreuzes verraten hatte. Ich fragte mich, ob er dachte, was ich dachte, nämlich dass Vic vorschlagen wollte, wir sollten etwas zu trinken für eine Party stehlen.
Vic trommelte auf der laminierten Speisekarte. »Wir haben diesen großen Weinkeller unter dem Haus. Der ist riesig. Er hat eine Klimaanlage, damit es im Sommer dort unten schön kühl ist, und er ist gar nicht vollgestopft, denn mein Vater sammelt nicht mehr so versessen Wein, wie es mein Großvater noch getan hat. Da unten gibt es sogar ein Badezimmer.«
Wir sollten den Sommer über in einem Keller wohnen? Andererseits würde es uns nichts kosten.
»Ich schwöre euch, das ist super da unten«, sagte Vic. Ranulf nickte ermutigend. »Ich würde euch ja auch in meinem Haus wohnen lassen, aber meine Eltern werden überall die Alarmanlage einschalten, und die funktioniert mit Bewegungsmeldern. «
Er verschränkte die Finger, um anzudeuten, dass dort Laserstrahlen am Werk sein würden. »Der Weinkeller hat einen Extra-Eingang und auch ein Alarmsystem, aber das lässt sich mit einem simplen, vierstelligen Zahlencode ausschalten. Ich kann euch die Kombination geben, und dann könnt ihr von der Nacht des fünften Juli an da wohnen. Wie klingt das?«
»Das klingt … gut.« Lucas nickte langsam. Ich konnte sehen, dass er noch immer verkrampft und zornig war, aber er hatte sich unter Kontrolle. »Vic, du bist einfach der Größte.«
»Das habe ich schon immer vermutet«, sagte Vic. »Schön, dass die Welt es langsam auch begreift.«
»Was ist mit Ranulf?«, fragte ich. Auch wenn wir dringend einen Platz brauchten, an dem wir bleiben konnten, dachte ich plötzlich, dass Ranulf ihn noch dringender bräuchte. »Was wird er denn tun, während du weg bist?«
Ranulf lächelte. »Ich werde ebenfalls mit in die Toskana reisen. Die Woodsons haben mich eingeladen, sie auf ihrer Reise zu begleiten. Ich war schon seit vielen Jahren nicht mehr in Italien, und ich freue mich darauf zu sehen, was sich verändert hat.«
In diesem Moment kam die Kellnerin, um unsere
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