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Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Titel: Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte
Autoren: Claudia Gray
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Dew of Mountain, und er wird froh sein zu sehen, dass du wieder du selbst bist.«
    Lucas schüttelte seinen Kopf. »Er kann nicht mehr mit mir herumhängen wollen, nachdem ich ihm an die Gurgel gegangen bin.«
    »Ich glaube, er ist ein wenig … überwältigt von den Ereignissen des Tages, aber er wird dich nicht zurückweisen«, sagte Ranulf.
    »Das wird keiner von uns.« Ich wollte ihn wieder umarmen, doch Lucas blieb abwesend und in sich gekehrt. Als ich Balthazar einen Blick zuwarf, schüttelte er kaum merklich den Kopf, um mich davor zu warnen, Lucas jetzt zu sehr zu bedrängen. Die Kontrolle, die Lucas zurückgewonnen hatte, war eine vorübergehende, und das wussten wir alle.
    »Könnt ihr uns beide ein paar Minuten allein lassen?«, fragte Lucas und fuhr sich mit einer Hand durch seine goldschimmernden dunklen Haare, die noch zerstrubbelter waren als die von Balthazar. »Ich bin wirklich froh, euch zu sehen, aber Bianca und ich müssen uns unterhalten.«
    »Sicher.« Balthazar stieß Ranulf an. »Komm schon, wir helfen Vic dabei, das Haus wieder vorzeigbar zu machen.«
    Nachdem sich die Tür hinter den beiden geschlossen hatte, sahen Lucas und ich uns an, und dieser Moment war so traurig, dass es mir beinahe körperlich wehtat. Unvermittelt erinnerte ich mich an die Zeit vor einigen Jahren, als ich zum ersten Mal erfuhr, dass er zum Schwarzen Kreuz gehörte. Als er aus Evernight floh, hatten wir uns durch ein bemaltes Glasfenster hindurch angeblickt, außerstande zu glauben, dass es irgendeine Möglichkeit für uns geben könnte, je wieder beieinander zu sein. Ich konnte mich so lebhaft daran erinnern, an jede Schattierung des Glases, als würde uns die Scheibe auch jetzt noch trennen.
    »Wie war das für dich, als du so völlig tot warst?«, fragte ich.
    »Ich erinnere mich nicht daran.« Lucas lehnte seinen Kopf gegen ein Bein unseres Klapptisches, denn die Erschöpfung, die auf die Auferstehung von den Toten folgte, übermannte ihn. Wir waren auf dem Boden liegen geblieben, denn wir hatten nicht genug Kraft aufbringen können, um uns zu bewegen. »Erst als Balthazar mich mit einem Pflock durchbohrte … Es klingt so seltsam, so etwas zu sagen. Nun ja, danach träumte ich. Ich glaubte Charity zu sehen, die uns nachjagt.« Er lachte kurz und bitter und sah dann hinauf zur Decke. »Das Letzte, was mir noch gefehlt hat, ist Charity in meinen Albträumen.«
    Ich schauderte. Charity sah unschuldig aus mit ihrem jugendlichen Gesicht und ihrem heruntergekommenen, verloren wirkenden Äußeren, was sie jedoch ganz und gar nicht war. Ich schätzte, dass ich ebenfalls bis in alle Ewigkeit Albträume von ihr haben würde, wenn ich denn überhaupt noch träumen konnte. Das wusste ich bislang noch nicht so genau.
    »Wie war es für dich?«, fragte mich Lucas und richtete seinen Blick wieder auf mich. »Bist du sofort ein Geist geworden, oder ist dazwischen noch etwas Zeit vergangen? Es wäre eine schöne Vorstellung, wenn du vorher mal einen kurzen Blick in den Himmel hättest werfen können.«
    »Nein, es gab leider keine Vorschau.« Ich schlang meine Arme um meine Knie und stützte mein Kinn darauf. »Ich denke, ich bin praktisch sofort zum Geist geworden, aber es hat eine Weile gedauert, bis ich begriffen habe, was passiert ist. Zuerst bin ich immer wieder verblasst und dann wieder neu aufgetaucht.«
    »Glaubst du, es gibt ein Leben nach dem Tod für Vampire? Werden sie … Werden wir alle in die Hölle kommen, falls es denn eine Hölle gibt?«
    »Sag so etwas nicht.«
    »Weihwasser verbrennt mich. Ich werde nie wieder in der Lage sein, einen Schritt auf geweihten Boden zu setzen«, sagte Lucas. »Gott macht ganz deutlich, wie er zu der Sache steht, meinst du nicht auch?«
    Ich nahm sein Gesicht in beide Hände. »Ich weiß, dass du all das hier hasst, aber es gibt Mittel und Wege, weiterzumachen und die vor dir liegenden Jahre zu genießen. Denk doch daran: Wir sind jetzt unsterblich. Wir haben einander einmal verloren, aber wenigstens wird das kein zweites Mal geschehen.«
    Lucas löste sich aus meiner Berührung. Langsam stand er auf. Er lief ein paar Schritte im Weinkeller, unserer Notunterkunft, hin und her und schaute sich um, als würde er ihn zum ersten Mal sehen: die Kochplatte, die Luftmatratzen auf dem Bettgestell und die Schubladen mit unseren Sachen. In den letzten Wochen hatte es Augenblicke geben, in denen ich geglaubt hatte, dass dies der vollkommene, romantischste Ort auf Erden wäre. Nun kam mir der
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