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Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Titel: Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte
Autoren: Claudia Gray
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mir, dass Lucas einen Grund gefunden hätte, Hoffnung zu schöpfen.
    Doch selbst in dem Augenblick, als wir uns aneinanderklammerten, merkte ich, dass er über meine Schulter hinweg auf das Blut starrte.

5

    »Ruh dich aus«, sagte ich, als wir das Hotelzimmer mitten im Stadtzentrum Philadelphias betraten, das Balthazar bezahlt hatte. Es war geradezu absurd luxuriös für uns, mit weißen Steppdecken auf den ausladenden Betten – und eindeutig zu sauber für untote Kreaturen, die mit getrocknetem Blut vollgeschmiert waren. »Wir müssen beide wieder Kraft schöpfen.« »Kannst du denn schlafen?«, fragte Lucas. Auf dem Weg hierher hatte er noch einige Liter Blut zu sich genommen. Nun lag ein schläfriger Ausdruck auf seinem Gesicht, der sich, wie ich wusste, einstellte, wenn man einfach zu viel gegessen hatte. So hatten Mom und Dad immer an Thanksgiving ausgesehen. Wir hatten Lucas so viel Blut wie möglich einflößen müssen, denn das war die einzige Möglichkeit gewesen, sicherzustellen, dass wir ihn durch die Eingangshalle des Hotels bringen konnten, ohne dass er durchdrehte. Aber lange würde er trotzdem nicht durchhalten.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob Geister schlafen. Manchmal muss ich … verblassen, schätze ich. Aber das ist nicht das Gleiche.«
    »Wohin gehst du denn dann? Ich meine, wenn du verblasst.«
    Ich zuckte mit den Schultern. Es gab eine Menge, was ich über mein neues Dasein als Geist noch herauszufinden hatte. »An irgendeinen Ort, von dem ich zurückkehren kann. Und das ist das Einzige, was zählt.«
    Lucas nickte müde. Durch die dünnen Hotelwände hindurch konnte ich hören, dass Balthazar achtlos seine Sachen ins Zimmer nebenan warf. Wir hatten beschlossen, die letzten paar Tage bis zum Beginn des neuen Schuljahres in einem Hotel zu verbringen, denn Vics Eltern wollten demnächst aus Italien zurückkehren. Vic dürfte schon genug Schwierigkeiten damit haben, den verwüsteten Vorgarten zu erklären, auch ohne dass seine Eltern eine Gruppe von Vampiren im Keller entdeckten.
    Und außerdem mussten wir Vic ein bisschen Raum lassen. Seit dem Angriff waren er und Lucas sich in gegenseitigem Einvernehmen nicht mehr unter die Augen gekommen. Es war offensichtlich, dass Vic sich alle Mühe gab, sich an die neuen Umstände zu gewöhnen, aber es war ebenso offensichtlich, dass noch mehr Zeit ins Land gehen musste.
    »Warum brauchen Vampire denn Schlaf? Das ergibt wenig Sinn.«
    Lucas zog seine Stiefel aus und schlüpfte aus seiner Jeans. Nun, wo er nur noch seine Boxershorts und ein T-Shirt trug, konnte ich sehen, dass sein ganzer Körper die wie gemeißelt wirkende Schönheit der Vampire angenommen hatte. Unter seinem Hemd zeichnete sich jede Linie seiner ausgeprägten Brustmuskeln ab.
    Obwohl ich meinen sterblichen Körper eingebüßt hatte, konnte ich noch immer Verlangen empfinden.
    Ich schaltete eine der Stehlampen in der Nähe des Fensters aus und zog die schweren Vorhänge zu, die gewöhnlich die Morgensonne abhielten. Lucas hatte in letzter Zeit zwar genug Blut getrunken, sodass ihm die Sonne keinen Schaden zufügen würde, aber vermutlich würde er das gleißende Licht hassen. »Meine Mom sagte immer, dass sie es vor allem für die Macht der Gewohnheit hält, die den Körper dazu bringt, mit dem weiterzumachen, was er bislang zu tun hatte. Sieh mal, du hast auch wieder angefangen zu atmen. Du würdest nicht einmal dann damit aufhören, wenn du tief und fest eingeschlafen wärst.«
    »Auch wenn ich nie mehr frische Luft brauchen werde.« Lucas versuchte, es wie einen Scherz klingen zu lassen, aber das misslang ihm gründlich. Ich merkte genau, dass ihm gerade eben erst klar geworden war, dass er niemals mehr in den Genuss eines schönen, tiefen Atemzuges kommen und auch nie mehr aus tiefstem Herzen seufzen würde.
    Er warf sich aufs Bett und ließ sich dankbar in die mit Daunenfedern gefüllten Kissen sinken. Vermutlich wäre er innerhalb von Sekunden eingeschlafen, aber ich hatte anderes im Sinn.
    Vielleicht ließe sich Lucas’ zügelloser Blutdurst in andere Bahnen lenken oder in andere Bedürfnisse umwandeln, bei denen Zügellosigkeit kein Hindernis wäre. Ganz im Gegenteil.
    Vorsichtig versuchte ich, aus der wolkenbedruckten Pyjamahose zu schlüpfen. Bei ihr handelte es sich weniger um ein Kleidungsstück als viel eher um etwas wie die Erinnerung daran, und so war ich mir alles andere als sicher, ob ich mich ihrer würde entledigen können.
    Ich konnte. Die Schlafanzughose fiel auf
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