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Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Titel: Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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was das im Rückblick auf meine zwei Jahre in Evernight Monat für Monat bedeutet hatte, und hätte ich einen Körper gehabt, wäre ich vermutlich tiefrot angelaufen.
    Auch Lucas sah peinlich berührt aus, aber das war ganz offenkundig nicht das Hauptproblem. Samuel und sein ekelhafter Freund versuchten nicht, Lucas in Verlegenheit zu bringen; sie waren vielmehr darauf aus, ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen zu lassen.
    Samuel beugte sich so weit zu Lucas, dass beinahe sein Tisch umgekippt wäre, und brachte seinen Mund neben Lucas’ Ohr. »Du bist erst diesen Sommer verwandelt worden, Jäger, nicht wahr? Und du hast noch nie getötet, hast nie frisches, menschliches Blut gekostet. Aber das willst du doch, oder?«
    Lucas umklammerte die Ränder seines Tisches mit den Händen, sodass seine vernarbten Fingerknöchel weiß wurden. Er starrte auf seine Unterrichtsnotizen, doch es war mehr als offensichtlich, dass er sie nicht wirklich las.
    »Dieser Kurs hier ist wie ein abgefahrenes Büfett, an dem man sich frei bedienen kann«, fuhr Samuel fort. »So viele Menschen. So viele Mädchen. Willst du nicht mal kosten, Lucas? Oder hat dich das Schwarze Kreuz so verzogen, dass du dich nicht um dein eigenes Essen kümmern willst?« Die Worte Schwarzes Kreuz hatte er ausgespuckt, als hätten sie einen widerlichen Geschmack.
    »Halt zum Teufel endlich die Klappe.«
    Samuels Stimme wurde noch leiser, aber er sprach weiter. »Du wirst noch verhungern. Dein Verlangen wird immer stärker und stärker werden, bis es dein Inneres zerreißt. Ein so hübsches Mädchen wird dir vielleicht den Rest geben. Eines Tages wirst du die Kontrolle verlieren, Jäger. Eines Tages wirst du jemanden töten.«
    Lucas kniff die Augen zusammen.
    Genug , entschied ich. Ich streckte meine körperlose Gestalt auf dem Boden aus, kalt und kraftvoll, und schob mich unter Samuels Tisch, sodass dieser samt Samuel, der das Gleichgewicht verlor, umfiel.
    Polternd schlug Samuel auf, seine Bücher und Papiere flogen durch die Gegend, und alle begannen zu lachen. Die Professorin, Frau Raju, verschränkte ihre Arme vor der Brust.
    »Mr. Younger, Sie werden wohl kaum diese Gleichungen in den Griff bekommen, wenn Sie nicht mal sich selbst im Griff haben.« Das war ein ziemlich lauer Lehrerwitz, aber einige Leute kicherten trotzdem. Samuel kochte vor Wut, rappelte sich jedoch mürrisch wieder auf. Ich wusste, dass er sich in den nächsten ein oder zwei Tagen nicht mehr über andere Leute lustig machen würde.
    Lucas stimmte nicht in das Gelächter mit ein. Der Hunger hatte ihn in den Klauen, und ich ahnte, dass er all seine Kraft und Willensstärke brauchte, um nicht über das Mädchen zwei Reihen vor ihm herzufallen.
    Als der Unterricht zu Ende war, erhob Lucas sich so rasch, dass er seinen Tisch mit einem scharrenden Geräusch von sich wegschob. Samuel und sein widerlicher Freund lachten, und Samuel fragte höhnisch: »Warum denn so eilig, Lucas? Musst du helfen, einen Tampon zu wechseln?«
    Einige andere Vampire lachten, aber Skye, die in der vordersten Reihe saß, fuhr herum. »Könnt ihr Typen ihn nicht endlich mal in Ruhe lassen?«
    »Was geht’s dich denn an, wenn wir den Idioten nicht leiden können?«
    »Ich sehe den größten Idioten hier im Raum, und das ist nicht Lucas.«
    Während Samuel und Skye sich kabbelten, packte Lucas seine Sachen zusammen und hastete aus dem Klassenzimmer. Ich folgte ihm, und nur meine Fähigkeit, mich über den Köpfen der Schüler fortzubewegen, machte es mir möglich, ihm auf den Fersen zu bleiben. Lucas schob und drängelte sich immer schneller durch die Menge und kümmerte sich nicht um die genervten Blicke, die er erntete. Er hatte nur noch eins im Sinn: so schnell wie möglich ins Freie zu gelangen.
    Lucas stieß die riesigen Holztüren der Großen Halle mit beiden Händen auf. Die goldenen und braunen Blätter auf dem Gras knackten unter seinen Füßen, als er sich in Bewegung setzte. Er hatte vor, wieder im Wald zu verschwinden und so viele Kreaturen wie möglich zu töten, bis er in einen Blutrausch geriet, das wusste ich. Nicht noch einmal , dachte ich verzweifelt . Bitte, nicht noch einmal!
    In diesem Augenblick tauchte vor Lucas wie aus dem Nichts Balthazar auf. Er musste sich seine vampireigene Schnelligkeit zunutze gemacht haben, um Lucas einzuholen. »Schlechter Tag?«, fragte er.
    »Geh mir aus dem Weg«, knurrte Lucas.
    »Nein.« Balthazar packte Lucas am Arm und zog ihn zurück zum Gebäude. »Du kommst mit

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