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Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Titel: Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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mir mit.«
    »Was hast du vor?«, flüsterte ich Balthazar aufgebracht ins Ohr.
    »Ich halte ihn davon ab, sich fertigzumachen.«
    Das wollte ich auch, aber ich war mir sicher, dass Balthazar dabei war, eine schlechte Situation noch zu verschlimmern. »Er muss hier raus. Weg von den Menschen. Siehst du das denn nicht?«
    Balthazar lächelte grimmig, während er mit Lucas im Schlepptau das Gebäude betrat und sie sich durch die Gänge schoben. Es machte einen merkwürdigen Eindruck, wie er Lucas, der kurz vorm Durchdrehen war, praktisch hinter sich her schleifte, und es schien ihn nicht zu kümmern, dass er allem die Krone aufsetzte, indem er auch noch laut mit mir sprach. »Ich weiß, dass du mir nicht mehr traust, aber du musst langsam mal klarkommen.«
    Es stellte sich heraus, dass er in Richtung Fechtraum unterwegs war. Um diese Uhrzeit fand dort kein Unterricht statt. Der Raum war verlassen, die Waffen waren sorgfältig verstaut. Es lagen noch einige Matten auf dem Fußboden, das war alles. »Okay«, sagte er, nachdem er die Tür hinter uns geschlossen und ich meine sichtbare Gestalt angenommen hatte. »Wir sind die anderen los. Reicht das?«
    »Das reicht«, sagte Lucas. Er sah aus, als ob er sich zusammenkrümmen wollte. »Lasst mich einfach allein, ja? Ich kann … Lasst mich einfach allein.«
    »Nein, geht nicht«, sagte Balthazar, ehe er Lucas unvermittelt einen Schlag ins Gesicht versetzte.
    Ich sog erschrocken die Luft ein. Lucas taumelte einige Schritte zurück, eine Hand an den Kiefer gepresst. Seine Augen wurden dunkler, und ich sah, wie er sich mühte, seine Selbstbeherrschung zu behalten, wie sich seine Anspannung steigerte und wie er kurz davor war, die Kontrolle zu verlieren.
    »Du musst es herauslassen«, sagte Balthazar. Er zog seinen Pullover aus, sodass er im T-Shirt dastand. »Also dann: Sorgen wir dafür, dass du es herauslässt.«
    »Ich kämpfe nicht.« Lucas’ Stimme zitterte.
    Balthazar grinste. »Dann, fürchte ich, muss ich dich jetzt richtig vermöbeln.«
    Wieder schlug er in Lucas’ Richtung, doch dieses Mal sorgten Lucas’ Kampfreflexe dafür, dass er ausweichen konnte. Er versetzte Balthazar einen Stoß, der diesen quer durch den Raum schleuderte. In Sekundenbruchteilen war Balthazar jedoch wieder bei Lucas und hieb ihm seine Faust in den Magen. Lucas erwiderte den Schlag, noch härter dieses Mal, sodass Balthazars Kopf zurückschnellte.
    »Jungs, hört auf!«, schrie ich, aber Balthazar schenkte mir keine Beachtung, und Lucas konnte mich nicht hören. Sie waren zwei Vampire – zwei Monster –, die ausfochten, wer der Überlegene war, und nichts sonst in der Welt war noch von Bedeutung.
    Fäuste. Blut. Schweiß. Sie verkrallten sich ineinander wie Tiere. Ich geriet in Panik, versuchte mir zu überlegen, wie ich der Sache am besten ein Ende machen konnte, und beschloss: höchste Zeit, den Raum einfrieren zu lassen. Doch gerade, als ich dazu ansetzte, begriff ich, was da vor sich ging.
    Der irre Ausdruck war aus Lucas’ Augen verschwunden. Stattdessen war sein Blick messerscharf und konzentriert, als wäre er wieder auf einer Mission des Schwarzen Kreuzes. Jeder Hieb war gezielt, jede Bewegung ausgeklügelt. Auf diese Weise gegen einen Gegner zu kämpfen, der ihm an Stärke ebenbürtig war, hatte ihm ein Ventil für die Verzweiflung verschafft, die sich in ihm angestaut hatte.
    Ich hatte keine Ahnung, welchen Nutzen Balthazar daraus zog, aber selbst als Lucas ihm gegen den Kiefer trat, sodass er ausgestreckt auf dem Boden landete, verschwand das verrückte Grinsen nicht von seinem Gesicht.
    Balthazar lag dort und lachte; dann presste er zwei Finger auf seinen Mund, und als er sie wieder wegnahm, betrachtete er das Blut daran. »Nur ein Tölpel vom Schwarzen Kreuz sinkt so tief, dass er einem Gegner ins Gesicht tritt.«
    »Nur eine halb verrottete Leiche lässt zu, dass ich das mache.« Lucas blinzelte kurz, als könnte er es gar nicht glauben, dass er gerade einen Scherz gemacht hatte. Offenbar war der Kampf zu Ende.
    Einige Sekunden lang war alles still, dann fragte ich: »Lucas, geht es dir jetzt besser?«
    »Ja.« Er dachte darüber nach, und seine Aufmerksamkeit wanderte von Balthazar zu mir und zurück. »Ja. Danke, Mann.«
    Balthazar sagte: »Wenn du das nächste Mal so angespannt bist und Dampf ablassen musst, dann komm zu mir. Wir können boxen. Fechten. Was immer dir dann guttut. Du wirst sehen: Es hilft.«
    Lucas sah nicht völlig überzeugt aus, aber er nickte. Er

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