Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Titel: Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
Vom Netzwerk:
streckte eine Hand aus, um Balthazar vom Boden aufzuhelfen. Als Balthazars und meine Blicke sich kreuzten, lächelte der aufreizend selbstgefällig. »Du hast wohl nicht vor, dich bei mir zu bedanken, was? Oder würde das bedeuteten, zuzugeben, dass ich mal mit irgendetwas recht hatte?«
    »Das gefällt dir, richtig?«
    Balthazar zuckte mit den Schultern, denn er konnte es nicht leugnen. Dann hob er seinen Pullover auf. »Ich will vorm Unterricht duschen. Wir sehen uns später.«
    Als wir allein waren, sagte Lucas: »Bianca, es tut mir leid.«
    »Was denn?«
    »Dass ich vor dir so die Kontrolle verloren habe.«
    »Aber das stimmt doch gar nicht«, beharrte ich. »Du hast dich doch im Griff gehabt.«
    »Balthazar hat es geschafft, mich im Zaum zu halten«, berichtigte mich Lucas.
    Das mochte stimmen, aber ich wusste, dass wir uns auf die positiven Seiten konzentrieren mussten. »Du fühlst dich jetzt besser. Das merkt man dir an.« Er sah besser aus. Tatsächlich glänzte der Schweiß auf seiner Haut, seine Haare waren zerzaust, und seine Uniform saß schief; er sah wirklich ganz schön heiß aus.
    Wenn wir uns doch nur berühren könnten, ohne dass er den Drang verspürt, mich zu beißen, dachte ich voller Sehnsucht. Ich wüsste eine bessere Möglichkeit, wie er seine Energie loswerden kann.
    »Ich fühle mich tatsächlich … gut.« Lucas richtete sich auf. »So ruhig wie lange nicht mehr. Es ist, als ob das weiße Rauschen in meinem Kopf endlich verstummt ist und ich wieder klar denken kann.«
    Ich scherzte: »Vielleicht wäre das ein guter Moment, dich um deine Hausaufgaben in Psychologie zu kümmern.«
    »Tja, weißt du was?« Lucas machte einen Schritt zurück und strich seinen Pullover glatt. »Es ist ein guter Moment, um in Mrs. Bethanys Kutschhaus einzubrechen.«
    »Warte, warte. Wie bitte?«
    »Mrs. Bethany hat überall in der Schule Geisterfallen aufgestellt, stimmt’s? Wir können dich nicht schützen, solange wir nicht genau wissen, wo sie sie versteckt hat und welchem Zweck sie dienen.« Er grinste, und einen Augenblick lang sah er wieder wie sein altes Selbst aus. So hatte ich ihn damals kennengelernt: gutaussehend, aggressiv und immer Flausen im Kopf. »Wie wär’s mit einem kleinen Einbruch? Sehen wir uns doch mal im Haus um.«
    »Wir sollten warten, bis sie irgendwann mal das Schulgelände verlässt. Oder zumindest gerade im Unterricht ist. Ich glaube, um diese Zeit unterrichtet sie nicht. Das ist gefährlich«, sagte ich, während Lucas unbeirrt die Treppe hinabstieg.
    »Es wird immer gefährlich sein. Aber im Augenblick kann ich mich wenigstens auf das konzentrieren, was ich tue. Das wird unsere Chancen erhöhen.«
    Ich war zwar nicht restlos überzeugt, aber was er sagte, hatte Hand und Fuß, und außerdem schien er ohnehin fest entschlossen, seinen Plan sofort in die Tat umzusetzen. »Ich werde Wache halten. Sobald sie in Richtung Kutschhaus zurückkehrt, werde ich Steinchen gegen das Fenster werfen oder so etwas in der Art.«
    »Klingt gut.« Lucas grinste, und in diesem Moment fühlte es sich an, als steckten wir wieder mitten in einem großen Abenteuer, so wie damals, als wir uns fortschleichen mussten, um uns zu sehen. Offenbar konnte ein Einbruch unter den richtigen Umständen ausgesprochen romantisch sein.
    Das Schulgelände schien völlig verlassen zu sein; Lucas hätte jetzt Unterricht gehabt, den er aber schwänzte. Das taten viele Vampirschüler – sie waren weniger hier, um den Stoff der einzelnen Fächer zu pauken, als vielmehr zu lernen, wie man sich in die moderne Welt einfügte. Die meisten Lehrer akzeptierten das stillschweigend. Doch wenn diese Vampire den Unterricht abhängten, dann taten sie das meist wegen etwas, das mehr Spaß machte, als auf dem Evernight-Gelände zu bleiben.
    Auf Lucas’ Nicken hin spähte ich in jedes Fenster des Kutschhauses hinein, woraufhin sich einige Scheiben mit Eisblumen überzogen. Das hieß: Mrs. Bethany war nicht da. »Die Luft ist rein.«
    »Okay. Halt die Augen offen.«
    Lucas ging zu einem der Seitenfenster. Ich beobachtete ihn dabei, wie er sich an einem der kleinen Metallrahmen, die die Scheibe einfassten, zu schaffen machte. Er rüttelte daran, bis die oberste Halterung in seine Hände rutschte. Danach ließen sich die anderen drei Metallfassungen ganz leicht entfernen, sodass sich die Fensterscheibe herausnehmen ließ. Offensichtlich war es lange her, dass Mrs. Bethany neue Fenster bekommen hatte. Lucas legte alles beiseite, dann schob

Weitere Kostenlose Bücher