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Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Titel: Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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Anfängen meiner verstohlenen Beziehung mit Lucas über unser beider Tod bis hin zur augenblicklichen Situation in der Evernight-Akademie. Sie hörte mir zu. Vielleicht war sie nicht ganz so einfühlsam, wie manch andere Leute gewesen wären, die mich unterbrochen hätten mit Einwürfen, wie schrecklich das alles sei und wie leid wir ihnen täten. Aber sie urteilte nicht. Nach all den Gewissensbissen und den Schuldzuweisungen um uns herum war das allein schon eine große Erleichterung.
    Als ich fertig war, stellte ich fest, dass ich selber einige Fragen hatte. »Warum hast du mich in die Falle gelockt? Wie hast du das überhaupt geschafft?«
    »Ich habe halt gemerkt, dass mir irgendwer auf den Fersen war. Obwohl ja eigentlich Lucas verfolgt wurde, wie ich inzwischen weiß, aber ich war mir sicher, dass ich etwas gespürt hatte. Irgendetwas Geisterhaftes, auch wenn ich mir nicht ganz sicher war. Ich entschloss mich also, etwas zu unternehmen, falls ich es noch einmal spüren würde. Du verbreitest manchmal eine ganz schöne Kälte, weißt du das?«
    »Wie kommt es denn, dass du dich vor mir nicht fürchtest? Die meisten Vampire haben Angst vor mir.«
    Patrice’ volle Lippen verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln. »Die meisten Vampire machen sich völlig verrückt wegen der Geister. Ich habe von der Panik letztes Jahr gehört. Was für ein Unsinn das alles ist. Und in New Orleans, wo ich zur Vampirin wurde? Dort gab es eine Frau, Marie Leveau, die alles über Vampire, Geister, Gespenster und so weiter und so weiter wusste. Zu ihr ging ich, als ich gerade frisch verwandelt worden war.« Patrice ließ den Blick in die Ferne schweifen, als versuchte sie, in die Vergangenheit zu schauen. »Es gab da einen Mann, der gestorben war … jemanden, den ich wiedersehen wollte … nun ja. Jemanden gegen seinen Willen zurückzuholen – ich sage dir, das erweist sich immer als schlechte Idee.«
    »Das kann ich mir vorstellen.« Schon für mich war es schwer genug gewesen, mich damit abzufinden, dass ich ein Geist geworden war. Für jemanden, der friedlich tot gewesen war, musste diese Erkenntnis noch viel schlimmer sein. »Hast du ihn in einem Spiegel eingefangen?«
    »Ja, und am Ende habe ich den Spiegel zerbrochen, um ihn wieder freizulassen.« Sie zog ihre Puderdose mit dem kleinen Spiegel aus der Tasche, den sie als Falle für mich benutzt hatte. Das Eis darauf war wieder geschmolzen, und als sie die Dose öffnete, sah ich, dass die eigentliche Spiegelfläche unbeschädigt geblieben war. »Seitdem habe ich herausgefunden, wie man Geister wieder freilässt, ohne die Spiegel zerstören zu müssen. Es macht immer so viel Mühe, einen vernünftigen Ersatz zu finden.«
    Das war typisch Patrice. Sie machte sich Sorgen wegen ihres Schminktäschchens, während sie an der Grenze zwischen den Lebenden und den Toten herumspielte.
    »Wohin verschwinden die Geister, wenn du den Spiegel benutzt, um sie festzusetzen?«
    »Ich hatte gehofft, dass du mir das verraten könntest«, sagte sie. »Im Spiegel, soweit ich weiß.«
    Für mich hatte es sich mehr wie ein Nicht-Ort angefühlt, ein Gebiet zwischen Vorhandensein und Nichtvorhandensein. Seitdem ich ein Geist geworden war, hatte ich mich an die Existenz solcher Rätsel beinahe gewöhnt. Außerdem drängten mich im Augenblick weitaus irdischere Angelegenheiten.
    Ich setzte an: »Weißt du, Lucas könnte ein paar mehr Freunde in der Evernight-Akademie gebrauchen. Und es wäre auch für mich schön, wenn ich jemanden hätte, mit dem ich sprechen könnte.« Vor allem ein anderes Mädchen , dachte ich. Lucas, Balthazar, Ranulf und Vic waren allesamt in ihrer eigenen Art und Weise wunderbar, aber es ging mir nach einer Weile ganz schön auf die Nerven, nur noch mit ihnen herumzuhängen.
    »Im Gegensatz zu manch anderen Leuten neige ich eigentlich nicht dazu, mich mit Typen vom Schwarzen Kreuz anzufreunden«, sagte sie schnippisch. Aber ich konnte sehen, wie ihre hochmütigen Züge etwas weicher wurden. »Auch wenn ich davon ausgehe, dass Lucas nicht mehr bei ihnen mitmacht. Wenn ich also ihm den Rücken stärke, ist es im Grunde so, als ob ich dem Schwarzen Kreuz den Mittelfinger zeige.«
    Das war zwar nicht gerade ein Schwur ewiger Freundschaft, aber besser als nichts, fand ich.
    »Und ich schätze, ich habe dich vermisst«, fügte Patrice hinzu. »Ich hatte vorhin vor der ganzen Sache gerade an dich gedacht.«
    »Wirklich?« Es war ein gutes Gefühl, vermisst zu werden.
    »Du hattest

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