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Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Titel: Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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einfach beißen konnte; vielleicht würden sie sich freundschaftlich wieder annähern. »Komm schon, Mann. Ich habe dich schon seit über einem Jahr nicht mehr beim Schach fertiggemacht. Zeit für dich, mal wieder ein bisschen Demut zu lernen.«
    Ranulf entgegnete: »Jetzt fordert er dich heraus, weil er mich nicht länger schlagen kann.« Im Spaß tat Vic so, als würde er ihn vom Schachbrett verscheuchen.
    Lucas reichte mir das Armband, und ich streifte es mir über das Handgelenk, sodass ich wieder Gestalt annahm.
    Es kam mir vor, als sei es eine Ewigkeit her, dass ich das letzte Mal derart unbeschwert mit meinen Freunden Zeit verbracht hatte wie jeder andere Teenager auch. Ich war so nahe an der Normalität dran, wie ich nur kommen konnte. »Das wird klappen. Du wirst schon sehen.«
    »Hmm«, antwortete Lucas. Aber ich wusste, dass er sich wegen Vic und allem anderen unbehaglich fühlte.
    Lass der Sache Zeit , sagte ich mir. Lass auch ihm Zeit.
    Die Dämmerung setzte jetzt immer früher ein, und auf dem Boden sammelten sich mehr Blätter, als an den Ästen der Bäume blieben. Lucas gab mir mein Armband auf Dauer zurück. Er behielt meine Brosche bei sich, sodass ich jederzeit zu ihm gelangen konnte. Aber auf Patrices Vorschlag hin versteckte ich ein kleines Kästchen hinter einem lockeren Stein in der Wand und legte mein Armband dort hinein. Auf diese Weise konnte ich immer drankommen, wenn ich eine feste Gestalt annehmen wollte.
    »Wenn mir oder meinen Sachen irgendetwas zustößt, dann will ich nicht, dass du festsitzt«, sagte Lucas, als er mir das Armband in die Hand drückte.
    »Es wird schon nichts geschehen«, beharrte ich, aber ich wusste, dass er recht hatte.
    Ich hätte mir allerdings nicht träumen lassen, wie schnell ich den Beweis dafür erhalten würde.
    Später in dieser Nacht beschlossen Lucas und ich, dass es Zeit für mich wäre, noch einmal in seine Träume einzudringen. »Dieses Mal werde ich wissen, dass du kommst«, sagte er und versuchte ganz offensichtlich mit aller Kraft, sich selbst dafür zu wappnen. »Das wird mir dabei helfen, aus dem üblichen Ablauf des Albtraums auszubrechen.«
    Sein sachlicher Tonfall und die Tatsache, dass er fest von einem Albtraum ausging, verrieten mir, dass mittlerweile wohl alle seine Träume entsetzlicher Natur waren.
    »Alles wird gut werden«, sagte ich. Auch wenn ich davon überzeugt war, fühlte es sich doch ein wenig wie eine Lüge an. Ich hatte die rätselhaften Kratzer, die ich während seines Traumkampfes mit Erich davongetragen hatte, nicht erwähnt. Sie hatten sehr schnell aufgehört zu schmerzen und waren nach nur wenigen Tagen verschwunden gewesen. Außerdem waren es schließlich nur Kratzer. Was bedeutete eine solche Verletzung schon?
    Lucas machte sich bereits ohnehin zu viel Sorgen um mich, beschloss ich. Wenn ich mir sonderbare Blutergüsse oder Kratzer zuzog, während ich ihn in seinen Träumen besuchte, hatte das im Anschluss daran keine große Bedeutung. Aber wenn er schon im Vorfeld besorgt wäre, könnte das seinen Geist und somit möglicherweise seine Träume beeinflussen. Er brauchte etwas, um seinen Ängsten zu entkommen, keinen neuerlichen Anlass dafür. Ich wusste, dass es besser wäre, ihm die ganze Sache zu verschweigen.
    Einige Stunden später schwebte ich nach unten in Lucas’ und Balthazars Zimmer, wo die beiden gerade damit beschäftigt waren, sich endgültig auf die Nacht vorzubereiten. Ich machte mich nicht bemerkbar, denn ich wusste, dass Lucas meine Anwesenheit ohnehin spüren würde, aber ich wünschte, ich hätte mich anders entscheiden, als Balthazar unbeirrt seine Uniform auszog.
    Seine gesamte Uniform.
    »Äh, Balthazar?«, sagte Lucas.
    »Was denn?« Balthazar warf seine Boxershorts in den Wäschekorb. Ich versuchte wirklich, nicht hinzuschauen, aber das, was ich aus den Augenwinkeln entdeckt hatte, ließ mich wünschen, ich würde noch mehr zu sehen bekommen.
    »Dir ist doch klar, dass wir nicht völlig alleine sind, oder?«
    Balthazar stand eine Sekunde lang wie erstarrt da, dann griff er rasch nach einem Kissen und hielt es sich vor seine Blöße. »Die Bemerkung darüber, dass du mir unter die Dusche folgen könntest, war ein Scherz, Bianca.«
    In krakeliger Schrift kratzte ich das Wort ’tschuldigung in das Eis auf der Fensterscheibe.
    Lucas runzelte die Stirn. »Wann habt ihr beide denn über eine gemeinsame Dusche Witze gemacht?«
    Balthazar versuchte, seinen Bademantel anzuziehen, ohne das Kissen fallen zu

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