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Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Titel: Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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erschaffen. Das bedeutet, dass sein Geist und der ganze Rest von ihm mir gehören. Jetzt und für alle Zeiten.«
    Mir gegenüber hatte niemand jemals so etwas erwähnt. Na ja, für mich wäre es ohnehin bedeutungslos gewesen. Als Kind zweier Vampire hatte ich keinen »Erschaffer« gebraucht, um verwandelt zu werden. Auch wenn ich immer gewusst hatte, dass eine solche Beziehung auch eine besondere Bindung zur Folge hatte, war mir nie klar gewesen, wie weit sie in Wahrheit ging.
    »Bring ihn nicht dazu, immer wieder davon zu träumen.« Ich hasste es, Charity um etwas zu bitten, aber ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte. »Es gibt genug, womit er jetzt klarkommen muss.«
    Charity legte den Kopf schräg, als sie näher auf mich zukam, was selbst in diesem Traumreich gespenstisch und bedrohlich wirkte. »Ich bin nicht diejenige, die diesen Traum hervorbringt. Er kommt von Lucas selbst. Oder bist vielleicht du dafür verantwortlich? Du bist es doch, die er die ganze Zeit zu retten versucht.«
    Irgendwo tief im Innern des brennenden Kinos hörte ich meinen eigenen Schrei.
    »Immerfort wirst du verfolgt. Und ein ums andere Mal töten sie dich. Einige Vampire träumen von ihren Mördern, andere quält die Reue. Aber bei Lucas ist das anders. Die Bilder in seinem Geist, die Tausende von Albträumen, die er durchleiden muss, sie alle kreisen nur um ein Thema: dich wieder und wieder zu verlieren.«
    Und wenn Lucas dann schließlich wieder aufwachte, hatte er nicht den Trost zu wissen, dass alles nur ein Traum gewesen war. Ich war wirklich gestorben. Dass ich nun als Geist an seiner Seite war, konnte diese Wunde nicht schließen. Indem Charity ihn diese Erfahrung stets aufs Neue durchleiden ließ, sorgte sie dafür, dass Lucas ständig kurz davor stand, durchzudrehen und sich in einen Mörder zu verwandeln.
    »Das sind seine Träume«, flüsterte Charity mir ins Ohr. »Ich verschlimmere sie nur. Ich sorge dafür, dass das Feuer heißer brennt und das Blut schneller fließt, sodass er sich noch ein bisschen mehr um dich sorgen kann. Statt sein Blut zu trinken, labe ich mich nun an seinem Schmerz.«
    »Ich hasse dich.«
    »Macht nichts. Ich genieße seinen Schmerz und deinen dazu.«
    Ich hastete von ihr fort ins Kino hinein. Ich wäre so viel schneller gewesen, wenn ich mich einfach an Lucas’ Seite gedacht hätte, aber mir war rechtzeitig eingefallen, dass ich in diesen Traumwelten über keinerlei Geisterkräfte verfügte. Ich war wieder den alten Beschränkungen des menschlichen Körpers unterworfen.
    Während ich rannte, hörte ich Lucas schreien: »Halt durch, Bianca. Ich komme!«
    Die Szene im Kino erfüllte mich mit Entsetzen. Die Kinoleinwand selbst stand in Flammen und fiel in schwarzen Bahnen zu Boden, die sich in der Hitze krümmten und zusammenrollten. Plastikdekorationen an den Wänden schmolzen und liefen blasig herab. Und in den Sitzen, die in jener Nacht leer gewesen waren, lagen jetzt tote Körper, zusammengesunken und blutüberströmt. Bei jedem Einzelnen von ihnen waren die Kehlen aufgerissen.
    Das sind die Opfer der Vampire , begriff ich. Diejenigen, die Lucas zu sehen bekommen hat. Und diejenigen, von denen er fürchtet, dass er sie eines Tages erschaffen wird . Einige der Leichname standen ebenfalls in Flammen.
    Abgestoßen und von einem übelkeiterregenden Entsetzen ergriffen, stolperte ich von den Leichen weg und stürzte hintenüber. Als ich auf dem Boden aufschlug, spürte ich eine beißende Feuerzunge an meinem Unterschenkel. Ich sog scharf die Luft ein, und nachdem ich mich aufgerappelt hatte, sah ich eine rote, blasige Wulst kurz unter meinem Knie; ein Stück schwelendes Holz auf dem Fußboden musste meine Haut versengt haben.
    Nun wurde die Gefahr greifbarer. Ich musste uns hinausbringen. »Lucas!«, schrie ich.
    Erneut hörte ich meine eigene Stimme – die doch nicht meine war – seinen Namen rufen.
    Ich taumelte durch den Rauch, meine Augen brannten und meine Kehle war wund. Schließlich entdeckte ich Lucas. Er befand sich ganz vorne im Kino, wo ein Teil der Decke herabgestürzt war und wo sich nun Metall und Holzbalken türmten. Unter dem Holz, das Gesicht schmerzverzerrt, lag … ich. Oder besser gesagt Lucas’ Traumbild von mir. Meine langen roten Haare breiteten sich wie ein Fächer über den Boden aus und spiegelten das Blut wider, das aus meinem Bauch sickerte. Mein Traum-Ich war sogar noch schlimmer verbrannt und von Blasen übersät als ich. Es war furchtbar, diese Bianca auch nur

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