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Evernight Bd.1 Evernight

Evernight Bd.1 Evernight

Titel: Evernight Bd.1 Evernight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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Nähe geöffnet und ein riesiges Messer herausgenommen… Nein, eigentlich war es vielmehr eine Machete. »Dieses Ding hier könnte mit jedem von uns kurzen Prozess machen.«
    Balthazar stieß einen leisen Pfiff aus, als er die Klinge sah. »Die beiden haben immer wieder mal miteinander gekämpft, aber Erich war Lucas immer überlegen. Entweder hat Lucas mit Absicht verloren, oder er wusste, dass wir misstrauisch werden würden, wenn wir zu sehen bekämen, was er wirklich draufhat.«
    Ich protestierte: »Ich denke, Erich ist abgehauen.« Das musste einfach stimmen. Lucas und Erich hatten miteinander gekämpft, aber Lucas konnte ihn doch nicht getötet haben.
    »Das haben wir alle gedacht, aber da lagen wir wohl falsch.« Mrs. Bethany ließ Erichs Schädel ohne viel Federlesens zurück in die Truhe fallen. »Suchen Sie weiter.«
    Die anderen taten, was ihnen aufgetragen worden war. Zitternd trat ich näher an die Truhe, um einen Blick hinein zu riskieren. Dort lagen Knochen übereinander, eine staubige Evernight-Uniform und in einer Ecke ein dunkles Armband. Mit einem Schlag war mir klar, dass dies Raquels Lederarmband war, das sie verloren geglaubt hatte. Lucas hätte es ihr niemals gestohlen. Nein, Erich hatte es an sich genommen und getragen, als er starb.
    Als Lucas ihn tötete .
    »Bianca? Meine Liebe?« Meine Mutter stellte sich neben mich. Sie trug Jeans und Stiefel; normalerweise weigerte sie sich, etwas anzuziehen, das sie noch immer für Männerkleidung hielt, aber um Lucas einzufangen, hatte sie eine Ausnahme gemacht. »Du solltest in unsere Wohnung gehen. Du musst dir das nicht alles ansehen.«
    »In die Wohnung gehen und was tun? Ein schönes Buch lesen vielleicht? Mir Schallplatten anhören? Wohl kaum.«
    »Wir sollten ihn trotz des Regens aufspüren können. Sie werden niemandem in dieser Schule erzählen, was Sie heute Nacht hier erfahren haben.« Über Professor Iwerebons Schulter hinweg funkelte Mrs. Bethany mich an.
    Langsam ließ ich den Deckel der Truhe wieder an seinen Platz gleiten. »Ich komme auch mit.«
    »Bianca?« Mum schüttelte den Kopf. »Das musst du nicht tun.«
    »Doch, muss ich.«
    »Tu’s nicht.« Balthazar kam zu mir. »Du hast so etwas noch nie gemacht, und das Schwarze Kreuz… Sie sind gut. Todbringend. Lucas mag noch jung sein, aber er versteht sein Handwerk. Das ist mehr als offensichtlich.«
    »Balthazar ist zu höflich zu sagen, dass es gefährlich ist.« Dad sah wütend aus. Seine Nase war rot und verquollen - vermutlich war sie gebrochen. Selbst bei Vampiren brauchten Verletzungen eine Weile, um wieder zu heilen. »Lucas Ross könnte dich verwunden, ja sogar töten.«
    Ich schauderte, blieb aber standhaft. »Er könnte jeden von uns töten. Und trotzdem gehst du.«
    »Wir gehen, um uns um alles zu kümmern«, beharrte Balthazar. »Am schlimmsten an der ganzen Sache ist, was er dir angetan hat, Bianca. Deine Eltern werden Lucas nicht damit davonkommen lassen und ich ebenfalls nicht.«
    Mrs. Bethany hob eine Augenbraue. Ganz offensichtlich hielt sie mein gebrochenes Herz nicht für das Schlimmste an der ganzen Sache, und ich erwartete, dass sie mich wie üblich niedermachen würde. Stattdessen aber sagte sie: »Sie kann sich uns anschließen.«
    Meine Mutter starrte sie an. »Sie ist doch noch ein Kind.«
    »Sie war alt genug, einen Menschen zu beißen. Alt genug, ihm ihre Kräfte zu verleihen. Das macht sie auch alt genug dafür, sich den Konsequenzen zu stellen.« Sie durchbohrte mich mit ihrem Blick. »Wollen Sie eine Waffe tragen, Miss Olivier?«
    »Nein.« Ich konnte mir nicht vorstellen, Lucas ein Messer in den Körper zu rammen.
    Mrs. Bethany verstand mich - vielleicht mit Absicht - falsch. »Sie könnten auch ebenso gut heute Nacht Ihre Wandlung vollziehen, denke ich.«
    »Heute Nacht?«, fragten meine Eltern wie aus einem Munde.
    »Irgendwann müssen alle Kinder erwachsen werden.«
    Sie will, dass ich Lucas noch einmal beiße. Und dieses Mal will sie, dass ich ihn töte. Sie werden seinen Körper verbrennen, ehe er als Vampir wiederauferstehen kann. Lucas würde für immer fort sein.
    Mrs. Bethany ging zur Tür und stieß sie auf. Balthazar legte mir einen der Regenmäntel um die Schulter, und ich kämpfte mit den überlangen Ärmeln. »Auf geht’s.«
    Und wir machten uns auf den Weg hinab ins Dunkel.
     
    Meine Eltern hatten mir erzählt, dass sie Vampire waren, kaum dass ich alt genug war zu verstehen, was es hieß, ein Geheimnis für sich zu bewahren. So war

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