Evernight Bd.1 Evernight
sein Gesicht in warmes Licht; er hatte lockige Haare, einen kräftigen Unterkiefer und buschige Augenbrauen. Er wirkte wie ein harter Kerl, wie ein Raufbold und einer, der schneller mit einem Faustschlag als mit einem Witz zur Hand war. Aber seine Augen ließen ihn zugänglich erscheinen, ja sogar sexy, denn aus ihnen leuchteten Intelligenz und auch Humor. In seinem Lächeln lag kein grausamer Zug. »Willst du Bier? Es ist noch was da.«
»Nein danke.« Er musste selbst in der Dunkelheit bemerken, dass ich rot anlief. »Ich bin noch nicht… alt genug«
Noch nicht alt genug ? Als ob das hier irgendjemanden interessierte. Ich hätte mir auch gleich Trottel auf die Stirn schreiben und allen eine Menge Zeit ersparen können.
Balthazar lächelte, aber nicht so, als ob er sich über mich lustig machte. »Du weißt doch bestimmt, dass die Kinder früher mit ihren Eltern Wein zum Abendessen tranken. Und Ärzte rieten Frauen, deren Babys nicht richtig saugen wollten, ihnen ein bisschen Bier als zusätzliche Nahrung zu verabreichen.«
»Das mag damals so gewesen sein. Aber heute ist heute.«
»Das stimmt.« Er drängte mich nicht weiter, und mir war klar, dass er nicht mal ein bisschen angetrunken war. Also entspannte ich mich. Trotz seiner Größe und offenkundigen Stärke hatte Balthazar etwas Beruhigendes an sich. »Seit dem ersten Tag schon wollte ich dir Hallo sagen.«
»Tatsächlich?« Ich hoffte, dass ich nicht quiekte beim Reden.
»Aber ich warne dich, ich führe nichts Gutes im Schilde.« Balthazar musste den Ausdruck auf meinem Gesicht gesehen haben, denn er lachte tief und dröhnend. »Deine Mutter sagte, sie habe dich früher auch schon unterrichtet, und da wollte ich ein paar Tipps von dir, worauf es bei ihr ankommt. Ich muss hinter die Geheimnisse meiner Lehrer kommen, okay?«
Ich entschied, dass Mum nichts dagegen haben würde, wenn ich etwas ausplauderte. »Du musst aufpassen, ob sie auf den Hacken wippt.«
»Wippt?«
»Ja. Das bedeutet normalerweise, dass sie irgendetwas interessant findet, weißt du? Und wenn sie sich dafür interessiert, dann denkt sie, das sollte bei dir genauso sein.«
»Was bedeutet, dass es in einem Test drankommt.«
»Du hast es erfasst.«
Wieder lachte er. Er hatte ein Grübchen im Kinn, das ihn geradezu aufreizend wirken ließ. Fast hatte ich das Gefühl, Lucas gegenüber unloyal zu sein, als mir auffiel, wie gutaussehend Balthazar war, aber es war unmöglich, das nicht festzustellen. Und nachdem mich Lucas in der vergangenen Woche ignoriert hatte, war ich mir auch gar nicht mehr so sicher, ob er meine Loyalität überhaupt verdiente. Außerdem fühlte es sich gut an, dass mich ein toller Typ beachtete.
Balthazar trat etwas näher. »Ich weiß es jetzt schon: Ich werde noch mal froh sein, dass wir uns kennengelernt haben.«
Ich grinste zurück, und ganze drei Sekunden lang hatte es den Anschein, als wenn die Party doch noch Spaß machen könnte. Und dann tauchte Courtney auf. Sie trug einen superkurzen, schwarzen Rock und eine weiße Bluse, die wirklich weit aufgeknöpft war. Sie war nicht gerade üppig ausgestattet, aber sie machte es dadurch wett, dass sie keinen BH trug, was mehr als offensichtlich war. »Balthazar. Ich bin so froh, dass wir mal wieder plaudern können.«
»Wir haben schon genug geplaudert.« Balthazar schien sogar noch weniger erfreut darüber, sie zu sehen, als ich. Ihr schien das jedoch nicht aufzufallen, oder sie ignorierte es.
»Kommt mir vor wie Jahre her, dass wir zusammen gechillt haben. Viel zu lange. Zuletzt haben wir uns in London gesehen, oder?«
»In St. Petersburg«, berichtigte er sie. Er konnte den Namen der Stadt einwerfen, als sei es ein Papierbecher, den er loswerden wollte. Offenbar war er mutig und weltgewandt genug, furchtlos jeden Ozean zu überqueren.
Courtney strich mit der Hand die Vorderseite seines Blazers glatt, und die Bewegung ihrer Finger umschmeichelte seinen kräftigen Körperbau. In diesem Augenblick beneidete ich sie - nicht um ihr atemberaubendes Aussehen oder ihre Reisen durch Europa, sondern um ihren Mut zum Risiko. Wenn ich mit Lucas im Wald nur halb so forsch gewesen wäre, ihn berührt oder seine Bemerkung darüber, dass ich ein »anständiges Mädchen« sei, als Flirtgrundlage genutzt hätte, würde er sich jetzt vielleicht nicht so aufführen, als ob wir Fremde wären. Courtneys Stimme schnitt durch meine Träumereien.
»Du hast hier doch eigentlich gar nichts zu tun, Balthazar, oder?«
»Ich habe
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