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Evernight Bd.1 Evernight

Evernight Bd.1 Evernight

Titel: Evernight Bd.1 Evernight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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gewesen.
    Dad schüttelte den Kopf und sagte zu Mum: »Es ist nicht so schlimm, solange es nur Bier war. Aber die Regeln müssen befolgt werden, Celia. Ich mache mir keine Sorgen wegen Bianca, aber einige der anderen…«
    »Ich habe nichts gegen die Regeln. Aber es ist nur natürlich, wenn sich die älteren Schüler hin und wieder dagegen auflehnen. Es ist besser, es gibt ab und zu kleinere Verstöße, als dass es irgendwann einen ernsten Zwischenfall gibt.«
    Mum wandte ihre Aufmerksamkeit wieder mir zu. »Welcher Kurs gefällt dir bislang am besten?«
    »Deiner natürlich.« Ich warf ihr einen Blick zu und fragte sie, ob sie wirklich glaube, ich sei dumm genug, irgendetwas anderes zu antworten, und sie lachte.
    »Und abgesehen von meinem?« Mum stützte ihr Kinn auf die Hand und ignorierte leichthin die Keine-Ellbogenauf-dem-Tisch-Regel. »Englisch vielleicht? Das hat dir doch immer am meisten Spaß gemacht.«
    »Nicht bei Mrs. Bethany.«
    Diese Bemerkung brachte mir keinerlei Sympathie ein. »Du musst auf sie hören.« Dad sagte es sehr nachdrücklich, und er stellte sein Glas zu heftig auf dem alten Eichentisch ab, sodass es klirrte. »Sie ist jemand, den du unbedingt ernst nehmen musst.«
    Ich dachte: Zu dumm, dass sie ihre Vorgesetzte war. Was würde passieren, wenn sich herumsprechen würde, dass ihr Kind über die Schulleiterin herzog? Denk doch zur Abwechslung mal an jemand anderen und nicht nur an dich.
    »Ich versuche, mich mehr anzustrengen«, versprach ich.
    »Wir wissen, dass du das tun wirst.« Mum legte ihre Hand auf meine.
     
    Am Montag ging ich mit dem festen Vorsatz in meinen Englischkurs, einen Neuanfang zu machen. Wir hatten gerade mit »Mythologie und Folklore« angefangen, beides Themen, die mir schon immer Spaß gemacht hatten. Wenn ich mich Mrs. Bethany gegenüber auf irgendeinem Gebiet beweisen konnte, dann ganz sicher hier.
    Zunächst schien es aber so, als könnte ich mich bei Mrs. Bethany überhaupt nicht beweisen.
    »Ich schätze, dass nur recht wenige von Ihnen unse ren nächsten Text bereits gelesen haben werden«, sagte sie, während ein Stapel Taschenbücher im Klassenraum herumgereicht wurde. Mrs. Bethany roch immer ein wenig nach Lavendel: süß und zugleich penetrant. »Trotzdem denke ich, dass praktisch jeder von Ihnen schon von diesem Buch gehört hat.«
    Der Stapel erreichte meinen Tisch, und ich griff nach einem Exemplar von Bram Stokers Dracula . In der nächsten Reihe hörte ich Raquel abfällig murmeln: »Vampire?«
    Kaum hatte sie das gesagt, schien das Zimmer auf seltsame Weise elektrisch aufgeladen. Mrs. Bethany hakte sofort nach. »Haben Sie irgendein Problem mit unserer nächsten Lektüre, Miss Vargas?«
    Ihre Augen funkelten, als sie ihren vogelähnlichen Blick auf Raquel ruhen ließ, die wirkte, als würde sie sich mit Freuden die Zunge abbeißen, wenn sie dadurch ihre Äußerung zurücknehmen könnte. Das einzige Sweatshirt zu ihrer Uniform, das sie besaß, war schon etwas ausgeleiert und sah an den Ellbogen fadenscheinig aus.
    »Nein, Ma’am.«
    »Das klang aber ganz anders. Bitte, Miss Vargas, klären Sie uns auf.«
    Mrs. Bethany verschränkte die Arme vor der Brust und schien ihr Spielchen zu genießen. Ihre Fingernägel waren dick und seltsam gerillt. »Wenn Sie der Meinung sind, dass die nordische Sagenwelt mit ihren Riesenmonstern es wert ist, im Unterricht behandelt zu werden, warum dann nicht auch Vampire?«
    Was immer Raquel sagen würde, konnte nur falsch sein. Sie würde versuchen, etwas zu antworten, und Mrs. Bethany würde sie in jedem Fall fertigmachen, und zwar wahrscheinlich bis zum Ende der Stunde.
    Bislang hatte Mrs. Bethany in jeder Sitzung ihren Spaß daran gehabt, jemanden zu finden, den sie quälen konnte, gewöhnlich zur Belustigung jener Schüler, deren einflussreiche Familien sie offenbar vorzog. Das Klügste für mich wäre sicherlich gewesen, den Mund zu halten und zuzulassen, dass an diesem Tag Raquel Mrs. Bethanys Prügelknabe war, aber ich konnte es nicht ertragen, einfach nur zuzusehen.
    Zögernd hob ich meine Hand. Mrs. Bethany gönnte mir kaum einen Blick. »Ja, Miss Olivier?«
    » Dracula ist doch einfach kein gutes Buch, oder?« Alle starrten mich an, entsetzt, dass jemand es wagte, Mrs. Bethany etwas entgegenzusetzen. »Die Sprache ist blu mig, und dann diese ganzen ineinander verschachtelten Briefe.«
    »Es mag sein, dass es eine Person gibt, die die Briefform nicht zu schätzen weiß, obwohl so viele ausgezeichnete Autoren

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