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Evernight Bd.1 Evernight

Evernight Bd.1 Evernight

Titel: Evernight Bd.1 Evernight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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Pflichten möglichst schnell hinter mich zu bringen. Aber es stellte sich heraus, dass Balthazar es genauso handhabte, und in den folgenden zwei Wochen verbrachten wir viel Zeit miteinander, arbeiteten Seite an Seite und sprachen stundenlang kaum ein Wort. Die Unterhaltung begann erst, wenn wir unsere Bücher zusammenpackten. »Ich schätze, die Schulgründer liebten den Herbst. Er bringt die wahre Evernight-Natur zum Vorschein, glaube ich.«
    »Deshalb müssen wir auch aufgemuntert werden.«
    Er grinste und warf sich seinen Lederrucksack über eine Schulter. »Das ist nicht die schlimmste Schule auf Erden, Bianca.« Balthazar neckte mich, aber ich wusste, dass er sich wirklich Gedanken machte. »Ich wünschte, du würdest dich hier wohler fühlen.«
    »Dann sind wir ja schon zu zweit«, entgegnete ich und warf einen Blick in die Ecke, in der ich Lucas einige Minuten zuvor etwas hatte lesen sehen. Er saß noch immer dort, und das Lampenlicht ließ seine bronzefarbenen Haare glänzen, aber er warf keinen einzigen Blick in unsere Richtung.
    »Du könntest es hier mögen, wenn du der Schule nur eine faire Chance geben würdest.« Balthazar hielt mir die Tür zur Bibliothek auf, als wir hinausgingen. »Du solltest dich ein bisschen mehr umsehen. Dich mehr anstrengen, Leute kennenzulernen.«
    Ich funkelte ihn an. »Leute wie Courtney?«
    »Ich korrigiere: Du solltest dich mehr anstrengen, die richtigen Leute kennenzulernen.«
    Wenn Balthazar von den richtigen Leuten sprach, dann meinte er nicht die reichen oder die beliebtesten Schüler; er meinte diejenigen, die es wert waren, kennengelernt zu werden. Bislang schien der Einzige in der Menge, der es auch nur im Entferntesten verdiente, gekannt zu werden, Balthazar selbst zu sein, und so dachte ich, dass ich doch gar nicht so schlecht im Schnitt lag.
    »Ich glaube nicht, dass Evernight für jeden das Wahre ist«, gestand ich. »Ich bin mir jedenfalls ganz sicher, dass es für mich nicht richtig ist. Ich weiß, dass es Sinn und Zweck hat, hier zu sein, aber ich werde froh sein, wenn ich meinen Abschluss gemacht habe.«
    »Ich auch, aber aus anderen Gründen.« Balthazar lief langsam neben mir her und passte seinen Schritt sorg fältig meinem an, damit ich nicht zurückfiel. Manchmal erstaunte es mich, wie massiv er war - groß, breit und kräftig gebaut -, und mich überfiel ein seltsames Kribbeln im Bauch. »In Evernight habe ich immer das Gefühl, dass ich die ganze Welt verstehe, dass ich sie beherrschen kann. Jedes neue Fach, das ich belege, jede Entdeckung, von der ich höre…. Es ist, als ob ich es nicht abwarten könnte, hier rauszukommen und alles selbst auszuprobieren.«
    Sein Enthusiasmus reichte nicht aus, mich dazu zu bringen, die Schule zu mögen, aber ich musste lächeln, und es kam mir so vor, als passierte das zum ersten Mal seit Ewigkeiten. »Na ja, dann ist ja wenigstens einer von uns glücklich.«
    »Ich hoffe, es dauert nicht mehr lange, bis wir beide glücklich sind«, sagte Balthazar mit weicher Stimme. Seine dunklen Augen schauten mich eindringlich an, und das warme, kribbelnde Gefühl meldete sich zurück.
    Wir hatten den Bogengang erreicht, der in den Flügel mit den Mädchenschlafräumen führte, und ich blieb genau an der Grenze dazu stehen. Mit seinen guten Manieren konnte ich ihn mir gut im neunzehnten Jahrhundert vorstellen, und ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen, als ich mir ausmalte, wie er sich vor mir verbeugte.
    Balthazar sah aus, als wollte er irgendetwas sagen, doch in diesem Augenblick kam Patrice, die offensichtlich mit ihren eigenen Aufgaben fertig war. »Oh, Bianca, da bist du ja.« Wie selbstverständlich hakte sie sich bei mir ein, als ob wir die besten Freundinnen wären. »Du musst mir unbedingt erklären, was wir in Mod Tec machen sollten. Ich verstehe überhaupt nichts.«
    »Oh… Okay.« Während sie mich den Flur entlangzog, drehte ich mich noch einmal zu Balthazar um und winkte. Er sah eher amüsiert als enttäuscht aus. An Patrice gewandt murmelte ich: »Wir waren mitten im Gespräch.«
    »Das habe ich gesehen«, flüsterte sie zurück. »Und auf diese Weise wird er sich wünschen, dass er die Möglichkeit gehabt hätte, sich noch länger mit dir zu unterhalten. Und das bedeutet, dass er schneller wieder zu dir zurückkommt.«
    »Wirklich?«
    »Meiner Erfahrung nach funktioniert dieser Trick ganz gut. Außerdem musst du mir wirklich bei den Aufgaben helfen.«
    Es war nicht das erste Mal, dass ich Patrice durch diesen

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