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Evernight Bd.1 Evernight

Evernight Bd.1 Evernight

Titel: Evernight Bd.1 Evernight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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Wort extrem mit einer ausladenden Bewegung seiner Arme.
    »Hat er dich vorgeschickt, um ein gutes Wort für ihn einzulegen?« Ich versuchte, es so klingen zu lassen, als ob mir das alles nichts ausmachen würde, aber ich glaube nicht, dass ich sonderlich erfolgreich dabei war. Meine Stimme war so rau, um jeden sofort erkennen zu lassen, dass ich vorher geweint hatte, selbst jemanden, der so wenig aufmerksam war wie Vic.
    »Er hat mich nicht vorgeschickt. So ein Typ ist er nicht.« Vic zuckte mit den Schultern.
    »Ich habe mich nur gefragt, was der Grund für dieses Drama sein mag.«
    »Es gibt kein Drama.«
    »Es gibt ein ganz entsetzliches Drama, und du willst es mir nur nicht erzählen, aber hey, das ist in Ordnung. Eigentlich geht es mich ja auch gar nichts an.«
    Ich war so was von enttäuscht. Ich wäre sauer gewesen, wenn Lucas Vic geschickt hätte, um ein bisschen gut Wetter zu machen, aber es war niederschmetternd, sich einzugestehen, dass Lucas mich gehen lassen würde, ohne um mich zu kämpfen. »Okay.«
    Vic stieß mich mit dem Ellbogen an. »Du und ich, wir sind doch aber immer noch Freunde, oder? Ihr werdet doch wohl bei der Scheidung gemeinsames Sorgerecht beantragen, was? Und großzügige Besuchsregelungen vereinbaren?«
    »Scheidung?« Obwohl ich so traurig war, musste ich lachen. Nur Vic konnte die Nachwehen einer missglückten ersten Verabredung eine Scheidung nennen. Auch waren wir vorher gar nicht richtig befreundet gewesen, also war immer noch ebenfalls ziemlich überzogen, aber es wäre kleinlich gewesen, ihn darauf hinzuweisen. Außerdem mochte ich Vic.
    »Wir sind immer noch Freunde.«
    »Prima. Die schrägen Typen hier müssen einfach zusammenhalten.«
    »Du willst mich doch nicht als ›schrägen Typen‹ bezeichnen, oder?«
    »Das ist eine große Ehre, kann ich dir sagen.« Er machte eine Handbewegung, während wir durch den Flur liefen, und schloss alles in diese eine Geste ein: die hohen Decken, die dunklen, gedrechselten Holzarbeiten, die jede Halle, jede Tür schmückten, und das gedämpfte Licht, das durch die alten Fenster fiel und lange, ungleichmäßige Schatten auf den Boden malte. »Dieser Ort ist die Hauptstadt aller Beknackten. Also ist das, was hier verrückt ist, anderswo ganz normal. So sehe ich jedenfalls die Sache.«
    Ich seufzte. »Weißt du was? Ich glaube, du hast recht.«
    Womit er auf jeden Fall richtiglag, war die Tatsache, dass ich an einem Ort wie der Evernight-Akademie so viele Freunde wie möglich brauchen konnte. Nicht dass es mir hier je gefallen würde, aber die kurze Zeit, die ich mit Lucas verbracht hatte, hatte mir gezeigt, wie es war, wenn ich mich nicht so entsetzlich einsam fühlte. Jetzt, wo er wieder fort war, wurde es mir nur umso deutlicher bewusst, wie allein ich war. Festzustellen, wie viel besser alles hätte werden können, machte es nur noch schwerer zu ertragen, wie unfreundlich und einschüchternd dieser Ort einem letztlich vorkommen musste.
    Dass nun auch noch das Wetter umgeschlagen war, machte die Sache nicht besser. Die gotische Architektur der Schule war durch den üppigen Efeu und die schräg abfallenden grünen Rasenflächen etwas gemildert gewesen. Die schmalen Fenster und das getönte Glas hatten die strahlende Spätsommersonne nicht aussperren können. Nun jedoch brach die Dämmerung früher an und ließ Evernight abgeschiedener als je zuvor erscheinen. Als die Temperatur fiel, kroch eine hartnäckige Kälte in die Klassenzimmer und Schlafräume, und manchmal hatte es den Anschein, dass die Eisblumen vom Frost auf den Fensterscheiben sich von allein dauerhaft in das Glas einätzten. Selbst die wunderschön gefärbten Herbstblätter raschelten im Wind, was ein einsamer, zittriger Laut war. Sie fingen bereits an, zu Boden zu fallen, sodass einige Zweige schon ganz kahl waren wie nackte Klauen, die nach dem grau bewölkten Himmel griffen.
    Ich fragte mich, ob vielleicht die Gründer der Schule den Herbstball ins Leben gerufen hatten, um die Schüler in dieser melancholischen Jahreszeit ein bisschen aufzumuntern.
    »Glaube ich nicht«, sagte Balthazar. Wir saßen am gleichen Tisch in der Bibliothek; einige Tage nach dem misslungenen Ausflug nach Riverton hatte er mich gefragt, ob ich nicht mit ihm zusammen lernen wollte. In meiner alten Schule hatte ich nie mit jemandem zusammengearbeitet, weil aus arbeiten gewöhnlich quatschen und Unsinn machen wurde und die Aufgaben dann doppelt so lange dauerten. Mir war es immer lieber gewesen, meine

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