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Evernight Bd.1 Evernight

Evernight Bd.1 Evernight

Titel: Evernight Bd.1 Evernight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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Abend des Balls mein Kleid anzog.
    »Ich habe es an der Taille ein bisschen enger gemacht.« Mum hing ein Maßband um den Hals, und einige Nadeln steckten im Aufschlag ihrer Bluse. Sie konnte nähen - wirklich nähen, und zwar jedes Kleidungsstück, das man sich nur wünschen konnte - und hatte das Kleid, das wir aus einem Katalog bestellt hatten, für mich geändert. Meine Schuluniform hatte sie allerdings nie anpassen wollen, denn sie sagte, sie habe nur begrenzte Zeit am Tag zur Verfügung. Aber das hatte zu ihrem Vorschlag geführt, ich könnte doch selbst nähen lernen, worauf ich aber nicht sonderlich scharf war. Mum glaubte nicht an Nähmaschinen, und ich hatte nicht vor, meine freien Sonntagnachmittage damit zu verbringen, dass ich lernte, einen Fingerhut zu benutzen. »Ich habe auch den Halsausschnitt etwas tiefer gesetzt.«
    »Du willst, dass ich die Jungs verrückt mache?« Wir mussten beide lachen. Es war albern, dass ich schüchtern tat, während ich in Unterhose und trägerlosem BH vor ihr stand. »Dieser Ausschnitt und mehr Make-up als je zuvor - Dad wird nicht sehr erfreut sein.«
    »Ach, weißt du, ich denke, dein Vater wird es überleben, vor allem, wenn er feststellt, wie umwerfend du aussiehst.«
    Ich machte einen Schritt in das mitternachtsblaue Kleid, das leise raschelte, als Mum mir dabei half, es hochzuziehen. Sie zog den Reißverschluss an der Seite zu, und zuerst dachte ich, sie hätte zu viel abgenäht. Aber als sie die Haken schloss, merkte ich, dass ich noch atmen konnte. Das Miederoberteil schmiegte sich perfekt an, bis es in das weite Rockteil überging. »Wow!«, flüsterte ich, hob den weichen, seidigen Stoff mit den Händen an und staunte, wie gut er sich anfühlte.
    »Ich muss es sehen.« Aber ehe ich zum Spiegel gehen konnte, hielt meine Mutter mich auf. »Warte. Nicht bevor ich dir die Haare gemacht habe.«
    »Ich will mir doch nur mein Kleid ansehen! Nicht meine Haare.«
    »Vertrau mir. Du wirst wirklich froh sein, wenn du gleich einen Gesamteindruck hast.« Sie strahlte. »Und außerdem genieße ich das gerade.«
    Ich konnte meiner Mutter, die die letzte Woche damit zugebracht hatte, mein Kleid zu ändern, nicht gut eine Bitte abschlagen. Also ließ ich mich auf die Bettkante sinken, sodass sie damit beginnen konnte, meine Haare zu bürsten und zu flechten.
    »Balthazar ist ein toller Typ«, sagte sie. »Jedenfalls kommt mir das so vor.«
    »Ja, absolut.«
    »Hm. Du klingst nicht so richtig begeistert.«
    »Stimmt doch gar nicht.« Selbst in meinen eigenen Ohren klang mein Protest schwach. »Ich kenne ihn nur noch nicht besonders gut, das ist alles.«
    »Ihr lernt doch ständig zusammen. Ich würde sagen, du kennst ihn gut genug für eine erste Verabredung.« Mums geschmeidige Finger flochten einen schmalen Zopf an meiner Schläfe. »Hat das vielleicht was mit Lucas zu tun? Was auch immer da zwischen euch beiden gewesen ist?«
    Er hat versucht, mich gegen euch aufzuhetzen, und dann in der Stadt damit angefangen, Bauarbeiter zu verprügeln, Mum. Natürlich ist er derjenige, mit dem ich gerne zusammen wäre. Vielleicht willst du mit Dad jetzt auf Lucas losgehen? »Nichts Besonderes. Wir sind einfach nur nicht die Richtigen füreinander. Das ist alles.«
    »Aber er ist dir immer noch wichtig.« Mums Stimme war so lieb, und ich wünschte mir, ich könnte mich einfach umdrehen und sie umarmen. »Vielleicht hilft es dir ja, dass Balthazar und du offensichtlich mehr gemeinsam habt. Er ist jemand, der es ernst mit dir meint. Aber vielleicht ist das auch voreilig von mir. Du bist erst sechzehn, da musst du noch nicht darüber nachdenken, ob du es ernst meinst. Du solltest vor allem Spaß auf diesem Ball haben.«
    »Das werde ich. Allein dieses Kleid zu tragen ist schon fantastisch.«
    »Irgendetwas fehlt noch.« Mum stand vor mir und betrachtete ihr Werk, die Hände auf die Hüften gestemmt. Dann leuchtete ihr Gesicht auf. »Ich hab’s.«
    »Mum, was machst du denn?« Es gefiel mir gar nicht, dass meine Mutter mit der Schere in der Hand zu meinem Teleskop ging und die Enden von meiner Kette mit Origami-Sternen abschnitt. »Mum, ich hänge an denen!«
    »Wir werden sie später wieder befestigen.« Inzwischen hielt sie zwei Bänder in den Händen, und zwar die mit den winzigsten Sternen am Ende. Die silberne Farbe funkelte, als sie sie in meine Hände legte. »Halt die mal eine Sekunde lang, ja?«
    »Du bist verrückt«, sagte ich in dem Augenblick, in dem ich begriff, was sie

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