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Evernight Bd.1 Evernight

Evernight Bd.1 Evernight

Titel: Evernight Bd.1 Evernight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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stecke, so wie Bianca?«
    »Nicht genau wie sie, aber ungefähr.« Mrs. Bethanys angespannter Mund wurde etwas weicher, und ich begriff, dass sie beinahe lächelte. »Sie haben eine rasche Auffassungsgabe, Mr. Ross.«
    »Ich würde gerne noch mehr wissen«, sagte er auf ihr Lob hin.
    »Ich will verstehen, was es mit diesen… Sinnen auf sich hat. Mit den Fähigkeiten. Mit der Macht.«
    »Und auch mit den Beschränkungen. Diese fallen den Menschen viel später auf als unsere Kräfte, aber auch sie gibt es. Sie können es sich nicht leisten, sie zu ignorieren.« Mrs. Bethany dachte einige Augenblicke darüber nach, dann nickte sie. »Das war es nicht, was ich im Sinn hatte, als ich die Akademie für menschliche Schüler öffnete, aber ich hätte es ahnen müssen. Ich werde Ihnen einige Papiere zukommen lassen, die Ihnen helfen könnten. Alte Briefe, Abhandlungen und weitere Dinge, jene Menschen betreffend, die in der gleichen Situation wie Sie steckten und sich dann entschieden haben, unserem Pfad zu folgen. Merken Sie sich nur so viel, Mr. Ross: Unser Geheimnis ist nun Ihr Geheimnis. Je mehr Sie erfahren, umso mehr gehören Sie zu uns. Sie können sich nicht gegen die Wahrheit von Evernight stellen, ohne sich auch gleichzeitig gegen sich selbst zu wenden. Ich werde Sie von nun an sehr genau beobachten.«
    »Das glaube ich Ihnen. Ich werde niemandem gegenüber ein Wort über Vampire verlieren.« Er warf mir einen Blick von der Seite zu. »Jedenfalls niemandem gegenüber, der nicht ohnehin schon alles weiß.«
    Ich drückte seine Hand, froh und erleichtert. Es spielte keine Rolle, was meine Eltern jetzt noch zu uns sagen würden oder wie lange sie noch auf mich wütend wä ren. Alles, was zählte, war, dass wir endlich die Wahrheit erfahren hatten und dass mit Lucas alles in Ordnung war. Und er könnte… ganz vielleicht… für immer mein sein.
     
    Erst viel später in dieser Nacht begriff ich, dass Mrs. Bethany Lucas nicht gesagt hatte, was passieren würde, falls er sich nicht entschließen würde, ein Vampir zu werden. Diese Möglichkeit hatte sie gar nicht erst in Betracht gezogen. Ich fragte mich, ob das damit zusammenhing, dass es für ihn unmöglich sein würde, etwas anderes zu wählen, oder damit, dass man ihm gar keine Wahl lassen würde.

15
     
     
     
     
    Mit dem März kam strömender Regen, der gegen die Fensterscheiben prasselte und die Erde in Schlamm verwandelte. Zum ersten Mal diente uns das Schulgelände nicht mehr als Fluchtort. Und zum ersten Mal brauchten wir auch keinen mehr. Lucas und ich erfuhren nun alles über Evernight. Wir wurden ein Teil davon.
    »Sieh dir das an.« Lucas schob eines von Mrs. Bethanys schweren, in schwarzes Leder gebundenen Büchern herüber, als wir gemeinsam in einer abgeschiedenen Ecke der Bibliothek saßen. Außer dem Prasseln der Regentropfen gegen die Scheiben war sonst nichts zu hören. Die Seiten des Buches waren vom Alter vergilbt, und die Tinte war verblasst, sodass ich mich anstrengen musste, um die Worte entziffern zu können. Ich las, während Lucas erklärte: »Sie reden immer von dem Stamm , irgendeiner älteren Gruppe von Vampiren. Gibt es hier noch jemanden aus diesem Stamm ?«
    »Ich habe vorher noch nie davon gehört.« Ich hätte mir nicht träumen lassen, wie kompliziert Vampirüberlieferungen waren; meine Eltern hatten nie eine Andeutung in diese Richtung gemacht. »Aber was meinen die denn mit älter ? Mein Dad ist beinahe tausend Jahre alt. Viel älter können diese Stammesleute doch wohl auch nicht sein.«
    »Warum denn nicht, wenn alle unsterblich sind? Es sollte Vampire geben, die noch zwei-, drei-, zehnmal älter als er sind. Die alten Römer. Die alten Ägypter. Wer auch immer davor kam. Wo stecken die denn? Nicht hier, nehme ich an.«
    Er hatte recht. Der älteste Vampir hier in Evernight war vermutlich Ranulf, der im siebten Jahrhundert gestorben war. Natürlich waren inzwischen einige Vampire tot, also endgültig gestorben; wenn man Monat für Monat kein Blut bekam oder auch wenn man für kurze Zeit kein Blut zur Verfügung hatte und der Sonne ausgesetzt war, dann konnte es einen erwischen. Meine Eltern hatten mir das klargemacht, als ich noch ein kleines Kind war, das sein Glas mit Ziegenblut nicht austrinken wollte. Der schlimmste Albtraum jedes Vampirs war Feuer, das uns noch schneller tötete als Menschen. Aber trotz all dieser Gefahren hätte man meinen sollen, dass viele der Vampire sogar noch länger als Ranulf überlebt

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