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Evernight Bd.1 Evernight

Evernight Bd.1 Evernight

Titel: Evernight Bd.1 Evernight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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Lucas.
    »Wohl kaum.« Mein Vater machte sich nicht die Mühe, seine Verachtung für Lucas’ Einfall zu verbergen. »Ich wurde schon einige Male mit Weihwasser besprüht. Wenn es einen Unterschied zwischen Weih- und Regenwasser gibt, dann habe ich ihn nicht bemerkt.«
    Lucas sah skeptisch aus, nickte aber. »Okay. Entschuldigung, ich weiß, dass die Fragen dumm sind.«
    »Du musst eben viel auf einmal aufnehmen«, sagte Patrice. Aus ihrem Munde war das ungewöhnlich freundlich, und so schenkte ich ihr ein Lächeln, während ich meinen Kopf auf Lucas’ Schulter legte. Der Regen wusch über die Fenster, ein Geräusch, das sich wie ein ständiges Flüstern über Billies krächzenden Gesang legte.
    Mum schien bemerkt zu haben, dass ich mich an Lucas kuschelte, denn sie klopfte rasch meinem Vater auf die Schulter. »Okay, Adrian. Wir haben hier lange genug herumgehangen. Ich bin sicher, die Kids wollen sich auch mal ein bisschen ohne uns unterhalten.«
    »Kids? Das sollten Sie sich für das Klassenzimmer aufheben. Wir sind beinahe genau gleich alt!« Balthazar lachte. Er hatte recht, was eine wirklich seltsame Vorstellung war. »Sie sollten bleiben.«
    »Mir ist das auch egal.« Patrice zuckte mit den Schultern.
    Lucas und ich wechselten Blicke. Uns war das alles andere als egal, in einer wirklich perfekten Welt allerdings hätten Mum und Dad auch Balthazar und Patrice mitgenommen, sodass wir es uns auf dem Sofa hätten richtig gemütlich machen können. Aber das würde wohl nicht geschehen.
    Mum hatte mal wieder einen ihrer gespenstisch-telepathischen Anflüge, wie sie nur Mütter haben, und seufzte mitleidig: »Ich schätze, es gibt Augenblicke, wenn man es satthat, nie mal seine Ruhe vor den eigenen Eltern zu haben, was?«
    »In Evernight einen guten Ort für eine Verabredung zu finden, das ist auf jeden Fall eine Herausforderung«, stimmte Lucas zu. Balthazar tat so, als ob er sich mit einem Mal wirklich sehr für das Cover des Billie-Holiday-Albums interessierte.
    Ich erinnerte mich daran, wie ich Balthazar fallen gelassen hatte, und so überlegte ich krampfhaft, wie ich ihn aufheitern konnte. Dann kam mir plötzlich eine lustige Geschichte in den Sinn, die ich zum Besten geben konnte. »Hey, wenigstens ist es nicht so schlimm für uns wie für deinen Ur-Ur-sonstwas-Vater. Nicht wahr, Lucas?«
    Lucas warf mir einen verständnislosen Blick zu. Sein Gesicht wurde bleich, als ob ich etwas Gruseliges gesagt hätte. Bestimmt dachte er nicht an das, was ich meinte.
    »Handelt es sich dabei um eine Familien-Anekdote?«, fragte Mum. »Das sind immer die besten.« Inzwischen hörte jeder zu.
    »Einer von Lucas’ Vorfahren kam nach Evernight, ein Ur-Urgroßvater oder so ähnlich, und zwar vor ungefähr hundertfünfzig Jahren. Komm schon, du kannst das besser erzählen!« Ich stieß Lucas mit dem Ellbogen an, aber sein Körper war völlig angespannt und so steif wie ein Brett. Er hatte gesagt, die Geschichte sei ein Geheimnis, aber das war doch wohl ein Witz gewesen, oder? Eine mehr als hundert Jahre alte Geschichte konnte kein Geheimnis sein. Möglicherweise dachte Lucas, sie sei peinlich, aber ich wüsste nicht, warum er sich für etwas schämen sollte, das gar nicht wirklich was mit ihm zu tun hatte. »Auf jeden Fall kam er her, um hier zu lernen. Aber er war in ein Duell mit einem anderen Schüler verwickelt. Vielleicht ging es ja um ein Mädchen, und sie kämpften in der großen Halle. Dabei ging eines der Fenster mit den getönten Scheiben zu Bruch, wusstet ihr das? Keiner der beiden starb, aber sie warfen ihn raus, und…«
    Meine Stimme verebbte, als ich sah, dass meine Eltern und Balthazar vollkommen reglos dasaßen. Sie starrten Lucas an. Der grub seine Finger in meine Schulter.
    Die einzige Person im Raum, die ebenso verwirrt aussah, wie ich mich fühlte, war Patrice. »Haben die denn früher auch schon Menschen zugelassen?«
    »Nein«, erwiderte Balthazar scharf. »Niemals.«
    »Du hast einen Vorfahren, der ein Vampir war?« Ich war überrascht. »Lucas, das wusstest du nicht, oder? Ist das überhaupt möglich?«
    »Ich glaube, wir reden über etwas anderes.« Mein Vater stand langsam auf. Er war kein besonders großer Mann, aber trotzdem war die Art, wie er sich jetzt drohend vor uns beiden vor dem Sofa aufbaute, außerordentlich einschüchternd. »Ich bin mir ganz sicher, dass es um etwas anderes geht.«
    »Vor hundertfünfzig Jahren.« Mums Stimme zitterte. »Das war, als… das eine Mal, als sie…«
    Dad

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