Evers, Horst
einer
Frauenklatsche, die über diese Frauen Macht gewinnen wollen, indem sie deren
Wäsche waschen, weil sie es einfach nicht akzeptieren, nicht ertragen können,
die intellektuelle Dominanz dieser schönen fremden Frauen.
- Moment mal, deine was?
- Intellektuelle Dominanz.
Entschuldigung, das bedeutet praktisch, dass ich schlauer bin als du ...
- Ich weiß, was das bedeutet.
- Eben, und weil du das nicht
ertragen kannst, also meine intellektuelle Überlegenheit, da brichst du bei mir
ein und wäschst meine Wäsche bei fünfundneunzig Grad, um dadurch Macht über
mich zu gewinnen.
- Ich gewinne Macht über dich, indem
ich deine Wäsche wasche?
- Ja, das ist so. Alter Frauentrick,
weißte. Und außerdem bist du ja auch pervers und völlig verrückt. Mach dir
keine Sorgen, ich habe alles genau durchdacht. Sie lachte aufgeregt, ihre Augen
funkelten, ein gewisser Wahnsinn hatte sich schon in ihr Gesicht geschlichen.
Ich musste jetzt einen Schlussstrich ziehen, also sprang ich auf und verkündete
mit fester Stimme:
- Nein,
Julia. Ich werde deine Wäsche nicht waschen. Niemals, nicht einmal bei sechzig
Grad!
Dann drehte ich mich um die eigene
Achse und wendete mich in großer, theatralischer Geste ab. In der Drehung stieß
ich versehentlich gegen die Vase, die direkt runterfiel und in tausend Stücke
zersprang. Julia war dann doch noch sehr zufrieden.
Das Geheimnis des Tanztheaters
Freitagnacht,
2.30 Uhr. Wir stehen einigermaßen betrunken auf der Straße und überlegen, was
man jetzt noch machen könnte. Bislang waren der Abend und die Nacht so mittelmäßig
erfolgreich verlaufen, also höchstens mittelmäßig. Dabei hatte er so
vielversprechend angefangen. Wir waren im Tanztheater gewesen. Das war wirklich
super. Jutta, Jana, Lydia, Thomas und ich waren uns einig. Man geht ja viel zu
selten ins Tanztheater, dabei ist das so schön. Wir bedankten uns alle bei
Jana, deren Idee das gewesen war. Weil es keine Pause gab, war es bereits um
zwanzig nach neun vorbei. Das ist schon auch toll, weil, dann ist ja hinterher
der Abend noch jung, und man kann ohne schlechtes Gewissen oder
kleinbürgerliche Bedenken irgendwo zusammen hin, auf ein schnelles gemeinsames
Bier, um die Eindrücke des Tanztheaters nochmal gemeinsam zu besprechen, die
Empfindungen zu vergleichen oder auch nur um nachzufragen, worum das Stück
jetzt irgendwie so ganz genau ging, also wenn man das denn überhaupt so sagen
kann, was man ja wahrscheinlich nicht kann. Lydia glaubte, sie sei schon auf
irgendeine Weise verzaubert von dem Gesehenen, aber warum, das könne sie
überhaupt nicht sagen. Wir stimmten zu und beschlossen deshalb, dieses nun im
Gespräch zu ergründen.
Leider
macht Tanztheater aber auch immer sehr viel Durst. Wer schon einmal da war, der
kennt das. Beim Tanzen zuzuschauen ist körperlich fast so anstrengend, wie
selbst zu tanzen. Also zumindest, wenn man nur selten selbst tanzt. Deshalb
hatten Jutta, Jana, Lydia, Thomas und ich das eine, schnelle, gemeinsame Bier
bereits ausgetrunken, noch bevor wir auch nur angefangen hatten, über das
Tanztheater zu reden. Während des zweiten Biers stellten wir fest, es liegt
auch am Ort. Das von uns gewählte erstbeste Lokal eignete sich nämlich gar
nicht, um über Tanztheater zu sprechen. Solche Orte gibt es ja, wo ein Gespräch
über Tanztheater einfach nicht richtig in Gang kommt. Warum, weiß niemand,
aber es ist so. Also tranken wir aus und suchten einen besseren Ort. Leider
waren auch die Lokale 2 bis 4 irgendwie gar nicht geeignet. Dies konnten wir
allerdings, Gott sei Dank, schon immer nach dem jeweils ersten Bier
feststellen. Mittlerweile war es nach Mitternacht, und wir waren schon ein
wenig in Sorge. Dann jedoch, auf dem Weg zur fünften Kneipe, fiel uns endlich
unser furchtbarer, grundsätzlicher Fehler auf. Natürlich hatte sich noch kein
richtiges Gespräch über das Tanztheater entwickeln können. Wir waren ja auch
immer nur in Kneipen gegangen. Also wie doof kann man denn sein? Wenn man
vernünftig über Tanztheater reden will, sollte man natürlich in eine
Cocktailbar gehen. Zufällig fiel uns unser Fehler auch noch direkt vor einer
Cocktailbar auf, die zudem mit einer Midnight-Happy-Hour von zwölf bis zwei
Uhr warb. Warum die Happy Hour in dieser Bar zwei Stunden dauerte, war zwar
unklar, aber auch nicht unser Problem, sondern eher das Gegenteil. Voller Mut
und Hoffnung betraten wir die Cocktailbar. Jetzt galt es nur
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