Everybodys Darling, Everybodys Depp
kam. Er ist aber in vielen anderen Situationen des selbstbewussten Redens wichtig. Nehmen wir wieder Monika als (schlechtes) Beispiel: Ihre berufliche Leistung ist exzellent, aber sie wird nicht angemessen gewürdigt – sonst hätte ja sie und nicht Tina das neue Projekt bekommen. Das liegt unter anderem daran, dass Monika ihre eigene Leistung oft herunterspielt. Sie benutzt erschreckend viele Weichmacher; stellt ihre Erfolge als Glückstreffer dar und etikettiert ihre Ergebnisse nie mit positiven Wertungen. Sie sagt nicht: »Ich habe xy erreicht«, sondern: »Wir haben / unser Team hat ...«. Wenn Sie Ihre Leistungen nicht selbst als Leistungen verinnerlicht haben, dann wird sie auch sonst kein Mensch würdigen. Damit Ihre Erfolge anerkannt werden, sollten Sie selbstbewusst zu ihnen stehen und sie klar kommunizieren:
Sprechen Sie in der Ich-Form. Keine Angst, Sie sollen nicht zum rücksichtslosen Einzelkämpfer werden, der sich mit fremden Federn schmückt. Es gibt aber beides: die Leistung des Teams und Ihre Leistung. Sie sollten in Zukunft beides ansprechen.
Sagen Sie klar, ohne Weichmacher und mit positiver Wertung, was Ihnen gelungen ist: »Die Texte für die neue Kampagne stammen von mir und sind beim Kunden wunderbar angekommen. Im Team haben wir Text und dazugehörige Illustration dann perfekt aufeinander abgestimmt.«
Falls Sie diese Direktheit ungewohnt finden: Bedenken Sie, dass
Männer
selten anders über ihre eigenen Leistungen sprechen. |120| Männern macht es gar nichts aus, selbstbewusst mitzuteilen, was ihnen im Job gelungen ist. Und da die Berufswelt immer noch stark männlich dominiert ist, muss man sich einigen herrschenden Regeln anpassen, wenn man als erfolgreich wahrgenommen werden möchte – ob es einem passt oder nicht.
Abgesehen von der Berufswelt hat jeder Mensch auch im Privatleben das Bedürfnis und das Recht darauf, dass seine Leistungen auch gewürdigt werden. Kinder tun das noch sehr unverfälscht, wenn sie einem vor Stolz platzend ihre tolle Zeichnung zeigen. Sie werfen sich in die Brust und erwarten Lob und Anerkennung. Die spätere Erziehung mit ihrem Bescheidenheitsdogma – besonders bei Mädchen – stutzt dann einiges wieder zurecht.
Falls Sie sich jetzt fragen, ob man denn überhaupt etwas vehement für sich fordern oder wünschen darf, ob man sich selbst so positiv darstellen darf, ob man dabei nicht zu egoistisch und unverschämt wirkt: Selbstverständlich dürfen Sie etwas fordern oder klar wünschen. Sie sollen sich sogar so unverfälscht darstellen, wie Sie sind – das ist weder egoistisch noch unverschämt. Jeder Mensch trägt die Verantwortung für sein Leben und sein Wohlergehen selbst. Jeder hat das Recht, zu fordern und zu wünschen, was er braucht – wenn es nach seinem Gewissen und den Regeln des Miteinanders keinem schadet und fair ist. Und bedenken Sie: Wenn Sie dieser Verantwortung nicht gerecht werden, ist das egoistischer, weil Sie dann die Sorge um Ihr Wohlergehen ungefragt anderen aufladen.
Fitnessübungen für eine klare Sprache und innere Unabhängigkeit
Zu dem wichtigen Thema »Sagen, was man will« kommen im Folgenden noch ein paar Fitnessübungen:
|121| Sagen Sie »Ich will!« Streichen Sie Sätze wie »Ich hätte vielleicht gern ... « aus Ihrem Wortschatz. Üben Sie auch in Alltagssituationen mit Formulierungen wie: »Ich will ... / ich will nicht ...«, »Ich möchte ... / ich möchte nicht ...«, »Mir gefällt ... / mir gefällt nicht ...« und »Ich mag ... / ich mag nicht ...«. So gewöhnen Sie sich selbst und Ihre Umwelt daran, dass man von Ihnen klare Aussagen bekommt. Zeigen Sie Ihr individuelles Profil deutlich und geben Sie anderen mehr Orientierung. Weichmacher ade.
Widersprechen Sie absichtlich Ihr Kollege sagt, er findet das neue Porschemodell blöd. Sagen Sie absichtlich: »Ich finde es klasse.« Trainieren Sie Ihre innere Stärke durch Widerspruch in kleinen Sachen und gewöhnen Sie sich an die überraschende Erkenntnis, dass die Welt nicht zusammenbricht, wenn Sie widersprechen. Auf diese Weise sind Sie auch für große Meinungsverschiedenheiten bestens gerüstet. (Selbst wenn Sie den Porsche ebenfalls blöd finden: So ein rhetorischer Standpunktwechsel trainiert die geistige Flexibilität und macht Sie fit für Diskussionen und Argumentationen, in denen Sie dann virtuos den Advocatus Diaboli spielen können.)
Erweisen Sie zwei Tage lang keine Gefälligkeiten Nein, Sie sollen nicht Ihre Schwester mit den vier kranken
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