Everybodys Darling, Everybodys Depp
Kindern im Stich lassen. Auch die Freundin, die gerade in der beruflichen Krise steckt, kann weiterhin mit Ihnen rechnen. Wenn Sie aber der faule Kollege wieder um eine Gefälligkeit bittet, die er genauso gut selbst erledigen könnte, dann schlagen Sie sie ihm ab. Er fragt: »Kannst du heute länger bleiben und mein Telefon übernehmen, ich muss dringend weg?« (Sie wissen mittlerweile, dass seine dringende Verabredung donnerstags der Stammtisch ist.) Ihre Antwort: »So ein Pech, bei mir geht’s heute auch nicht.« Klar wird er dumm gucken – na und? Wenn Ihnen das noch eine Stufe zu schwer erscheint: Erweisen Sie zumindest keine Gefälligkeiten dieser Art mehr ohne |122| Gegenleistung. Fragen Sie Ihren Kollegen, was er Ihnen im Gegenzug Gleichwertiges abnimmt. »Klar, mach ich gerne. Bleibst du dafür nächsten oder übernächsten Montag länger, da muss ich nämlich etwas erledigen? Danke.« Dadurch, dass Sie die Gegenleistung zeitlich flexibel einfordern, kann er diesen Gefallen nicht mit einer Ausrede ablehnen und sitzt in der Klemme.
Machen Sie kleine Reklamationen Natürlich nur dann, wenn es wirklich etwas zu reklamieren gibt, aber das ist ja oft genug der Fall. Ihr Hirschragout mit Spätzle kommt im Restaurant lauwarm auf den Tisch? Bitten Sie darum, dass man Ihnen eine heiße Portion bringt. Der Schuster hat den Absatz schludrig befestigt? Fordern Sie höflich, dass er das ausbessert. Die bestellten Bücher haben vom unsachgemäßen Transport kleine Dellen? Sagen Sie, dass Sie ein unbeschädigtes Exemplar wollen. Üben Sie auch an Kleinigkeiten, nicht mehr alles mit sich machen zu lassen. Sagen Sie klar, was Sie wollen. Es sollte Ihnen zur Gewohnheit werden, sich im Bedarfsfall – und wenn es Ihnen wichtig erscheint – zu wehren. Das heißt nicht, dass Sie zum Dauernörgler werden sollen. Wenn es für Sie erst einmal selbstverständlich geworden ist, sich gegen Benachteiligungen und Übergriffe zur Wehr zu setzen, können Sie jedes Mal selbst entscheiden, ob Sie großmütig über eine Kleinigkeit hinwegsehen. Das ist dann aber Ihre freie Entscheidung – und kein ängstliches Runterschlucken mehr.
Bitten Sie um etwas Gehen Sie in einen Laden, und bitten Sie darum, die Toilette benutzen zu dürfen – selbst wenn Sie wissen, dass es dort nur eine Mitarbeitertoilette gibt. Gehen Sie in Ihre Bankfiliale, und bitten Sie um Stift und Papier, ohne ein Bankgeschäft zu erledigen. Fragen Sie im Kaufhaus, ob Sie Ihre Einkaufstüte kurz an der Kasse deponieren können. Egal, ob man Ihre Bitte erfüllt, bedanken Sie sich höflich. Prinzip klar? Sie können um alles bitten, denn der andere hat ja das Recht, Ihnen |123| problemlos Ihre Bitte abzuschlagen, wenn es ihm lästig oder unmöglich ist, sie zu erfüllen. Sie brauchen also nicht schon im Voraus ein schlechtes Gewissen zu haben. Sie können in Ruhe Ihre Fähigkeit trainieren, zu sagen, was Sie wollen.
Tun Sie etwas Ungewöhnliches Tragen Sie Ihr T-Shirt verkehrt herum oder auf links, ziehen Sie zwei verschiedene Socken an, schmücken Sie sich mit zwei unterschiedlichen Ohrringen. Benutzen Sie für das eine Auge blauen, für das andere grünen Lidschatten, singen Sie beim Radfahren lauthals vor sich hin, grüßen Sie Ihnen unbekannte Personen auf der Straße, fabrizieren Sie bunte Seifenblasen, während Sie an der Bushaltestelle warten. Gewöhnen Sie sich so daran, dass Sie sich gut und stark fühlen können, auch wenn manch einer Sie erstaunt, konsterniert oder lächelnd anschauen wird. Wichtig dabei ist, wie Sie etwas sehen und empfinden – unabhängig von der anerkennenden Reaktion der anderen. Schließlich tun Sie ja niemandem etwas an, sondern bringen allenfalls ein wenig Farbe in den Alltag.
Seien Sie begriffsstutzig Fragen Sie, was das Wort Konjunktur bedeutet. Lassen Sie sich den Gebrauch einer Computermaus erklären. Vermischen Sie Sprichwörter zu entzückenden Wortkreationen: Da schlägt doch die Faust dem passenden Fass das Auge aus dem Boden! Verwechseln Sie absichtlich Fremdwörter: Ich habe über das neue Buch eine tolle Rezession gelesen. Fragen Sie im italienischen Restaurant, was Pasta ist, lassen Sie sich erläutern, was mit Traumfabrik Hollywood gemeint ist. Diese Übung müssen Sie ja nicht gerade kurz vor der nächsten Gehaltsverhandlung mit Ihrem Chef ausführen. Wählen Sie dafür lieber unbekannte Personen, deren Meinung Ihnen nicht so wichtig ist. Sich absichtlich begriffsstutzig zu stellen, hat den wirksamen Effekt, sich
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