Everybodys Darling, Everybodys Depp
sind unwiderruflich vorbei. Tina nahm das Angebot zögernd, aber gerne an.
Und jetzt kommt’s: Monika erzählte Tina auch von dem zufällig im Kopierraum angehörten Gespräch. Tina zuckte zusammen |170| und schluckte, erklärte dann aber offen, dass sie Monika tatsächlich so gesehen habe: immer diese übertriebene Hilfsbereitschaft bei allem und jedem und diese überzogene Duldsamkeit. Monikas Unfähigkeit, eine Grenze zu setzen, hätte auf Tina wie schleimige Einschmeichelei gewirkt und sie stark verunsichert. Sie hätte sich immer gefragt, ob da nicht noch etwas Perfides dahinter stecke. Sie könnte sich kaum vorstellen, dass jemand aus reinem Harmonie- und Anerkennungsbedürfnis so etwas mit sich machen ließe. Eine bittere Pille für Monika – aber sie hatte ja selbst längst erkannt, dass sie ihre innere Stärke zu lange unterdrückt hat.
|170| Tina gab zu, dass sie sich wohl nicht getraut hätte, Monika um solch ein offenes Gespräch zu bitten – nach allem, was vorgefallen war. Wenn sie ihrerseits Monika darin unterstützen könnte, auf diesem Weg weiterzumachen, so würde sie das gerne tun. Monika hat den Eindruck, dass Tina sie nach dem Gespräch mit mehr Respekt betrachtet.
Natürlich ist sie sich nicht sicher, ob all diese guten Vorsätze im Alltag auch funktionieren werden, aber sie hat alles dafür getan, eine optimale Ausgangsbasis zu schaffen. Nun hängt der Erfolg davon ab, ob es ihnen beiden gelingen wird, auch in Krisenzeiten auf dem konstruktiven Weg zu bleiben.
Ende gut, letzter Drache tot. Auch bei Konflikten kommt es auf das Gewusst-wie an. Es wird für Sie nicht immer einfach sein und reibungslos über die Bühne gehen, Konflikte aus der Welt zu schaffen. Es erfordert Geduld und innere Stärke von allen Beteiligten, doch es ist allemal besser, als sich tiefer und tiefer auf der negativen Eskalationsspirale zu bewegen. Sie werden überrascht sein, wie durch Ihre – für den anderen vielleicht ungewohnten – konstruktiven Bemühungen selbst in festgefahrene Konflikte wieder positive Bewegung kommt. Denn wenn einer sich auf einmal anders verhält, muss auch die Reaktion des Gegenübers eine andere sein. Gehen Sie diese letzte Bastion mit Geduld und Mut an. Es lohnt sich.
|171| Nicht jeder Konflikt ist konstruktiv lösbar. Sollten Sie einmal auf einen nicht lösbaren Konflikt treffen, der selbst mit professioneller Mediation nicht zu beheben ist, prüfen Sie kritisch, ob Sie die Beziehung zu dieser Person nicht ganz abbrechen können. Das wäre wahrscheinlich das Beste und Nervenschonendste. Wenn das nicht möglich ist, sollten Sie sich intensive Gedanken um Schutzmaßnahmen machen. Seien sie rechtlicher, physikalischer oder emotionaler Natur. Es ist traurigerweise so, dass eskalierte Konflikte auch in netten und sanftmütigen Menschen ungeahnte Gewalt- und Rachepotenziale freisetzen können. Ein Grund mehr, sie rechtzeitig anzugehen und gar nicht erst eskalieren zu lassen.
172
210
172
210
false
|172| Kampf den Bestien: Die endgültige Befreiung aus der Harmoniefalle
Monika sitzt in ihrem Büro, ist erschöpft, aber zufrieden und grinst vor sich hin. Gerade hat sie eine Präsentation vor einem schwierigen Kunden bravourös bewältigt und so für ihre Agentur einen wackligen Etat gerettet. Petra war beeindruckt und hat ihr signalisiert, dass sie diesen Kunden betreuen soll, sobald er unterschrieben hat. Monika ist stolz auf ihre Leistung. Vor ein paar Monaten hätte sie das noch nicht so souverän bewältigt. Sie will gerade zum Telefon greifen, um ihrer Freundin Maja von ihrem Erfolg zu berichten, als es klingelt. Der Marketingchef des Kunden ist am Apparat.
»Frau Schulte, noch mal Kompliment für Ihren Entwurf. Sehr beeindruckend. Selten findet man bei einer Imagekampagne so frische Ideen. Respekt.«
Monika fühlt sich geschmeichelt. »Danke, Herr Fuchs, das freut mich. Was kann ich für Sie tun?«
|173| »Ich habe da eine kleine Bitte. Aber zögern Sie nicht, mir ehrlich zu sagen, wenn es für Sie zu umständlich ist. Obwohl ich sicher bin, dass Sie das mit links bewältigen, bei Ihrer Kompetenz und Effizienz.«
»Worum geht es denn, Herr Fuchs?«
»Wie gesagt, für Sie eine Kleinigkeit. Da wir ja nun unseren großen Etat doch bei Ihnen lassen werden, was mich persönlich freut, auch wenn unser Geschäftsführer erst noch überredet werden musste, möchten wir unsere Mitarbeiter mit einer kleinen Broschüre auf die neue Kampagne einschwören. Die fällt ja bei Ihrer
Weitere Kostenlose Bücher