Everybodys Darling, Everybodys Depp
hineinfressen. Die Themen müssen geklärt werden, sobald sie aufkommen. Da muss Monika wohl über ihren Harmonieschatten springen und auch unangenehme Punkte von sich aus ansprechen.
Und sollte Tina auch mit einer Lösungsidee kommen, so wird Monika sie unvoreingenommen prüfen, nimmt sie sich vor. Wichtig ist ja, dass die zur Diskussion stehenden Lösungen nicht starre Forderungen von oberflächlichen Aspekten sind, sondern die dahinter stehenden Bedürfnisse beider wirklich befriedigen. Egal, von wem sie kommen.
6. Lösungen bewerten und auswählen Was für Kriterien müsste eine gute Lösung erfüllen? Sie müsste sofort umsetzbar und flexibel sein und sollte von beiden Parteien aktive Beteiligung erfordern. Sich zurückzulehnen und vom anderen zu erwarten, dass er alleine tätig wird, wäre zu einseitig. Egal, wo man angelangt ist und wer genau was getan hat, in irgendeiner Weise hat jeder dazu beigetragen, dass sich der Konflikt so weit entwickelt hat. Diese Bewertungskriterien wird sie gemeinsam mit Tina besprechen und festlegen. Viele Konflikte sind schon wieder neu entflammt, weil man sich über die Bewertung und Auswahl der besten Lösung nicht genügend ausgetauscht hat. Jeder hat seine eigenen impliziten Kriterien angelegt, doch über eine Lösung konnte man sich nicht einig werden.
7. Bedingungen und Rahmen festlegen Monika wird einige Zeit brauchen, ehe sie Tina wieder völlig vertraut – wenn überhaupt. Deshalb überlegt sie sich ein paar Bedingungen und Schutzmaßnahmen: Monika wird ihr vorschlagen, dass sie in Zukunft alle ihre Arbeitsergebnisse nicht nur an Tina weiterleitet, sondern eine |168| kurze Notiz auch an die beteiligten Kollegen schickt. So kann Tina nie wieder in Versuchung geraten, rückfällig zu werden und Monikas Ideen als ihre eigenen auszugeben. Zudem wird Monika versuchen, an jedem Projektmeeting selbst teilzunehmen. Sollte Tina allerdings jemals diese Vereinbarungen nicht einhalten, muss das Konsequenzen haben. Monika wird ihr sagen, dass sie in diesem Fall ein Gespräch mit der gemeinsamen Chefin einfordern wird, in der dann auch Tinas Ideenklau angesprochen werden muss.
8. Lösung umsetzen Da wird Monika abwarten müssen, welche Lösung beiden schließlich einfällt. Hier kann sie in der Vorbereitung nichts tun.
9. Erfolg kontrollieren Monika ist sehr gespannt: Wird es überhaupt einen Erfolg geben, den man feiern kann? Die Zeit wird es zeigen ...
Monika fühlt sich nach ihrer intensiven Vorbereitung auf das Gespräch mit Tina ganz zuversichtlich. Sie will diesen blöden Streit endlich beilegen. Sicherheitshalber macht sie noch ein paarmal die Mentale Generalprobe für das Gespräch.
Das ehrliche Gespräch
Drei Tage später. Monika hat das Gespräch mit Tina geführt und ist richtig stolz auf sich: Es hat funktioniert. Härtetest souverän bestanden. Sie hat ihre Gesprächseröffnung ungefähr so angebracht, wie sie sie vorbereitet hatte. Tina wurde im Verlauf des Gesprächs merklich ruhiger. Es kam nach einigem misstrauischen Hin und Her zu einem sehr offenen Gespräch, das Monika über den einen oder anderen Aspekt zusätzlich die Augen geöffnet hat.
Tina hat zugegeben, dass sie zwar froh über die neue Verantwortung ist, sich aber auch sehr unsicher fühlt und große Angst |169| hat, zu versagen. In den Ideenklau sei sie aufgrund des verzweifelten Bemühens, nur ja einen kompetenten Eindruck zu machen, irgendwie hineingeschlittert. Ehe sie es sich versah, war es passiert, und sie konnte nicht mehr zurück. Es täte ihr aufrichtig leid, versicherte sie Monika. Und diese hatte den Eindruck, dass sie es wirklich ehrlich meinte. Tina machte sogar das Angebot, kurz vor dem Termin eine Krankheit vorzuschützen, sodass Monika schließlich doch noch in die Karibik fahren könnte. Aber irgendwie fanden sie es dann beide nicht gut, die Lügerei fortzusetzen. Also sagte Tina erleichtert zu, Monika ihren Kursplatz in London zu überlassen und selbst auf den nächsten zu warten.
Monika staunte nicht schlecht, als sie hörte, dass Tina ihrer Sache so unsicher ist. Sie wirkt immer so selbstbewusst und forsch, als ob sie nichts erschüttern kann. Aber in ihr drinnen sieht es wohl ganz anders aus. Es gibt mehr Gemeinsamkeiten, als Monika vermutete. Sie konnte das gut verstehen und hat Tina sogar angeboten, ihr zu helfen, wenn sie einmal in einer Notsituation nicht mehr weiter weiß. Sie wird natürlich nicht weiterhin die lästigen Arbeiten für sie übernehmen. Die Zeiten
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