Everybodys Darling, Everybodys Depp

geboten wird. Sie selbst bräuchten mindestens fünf Jahre teuren Schauspielunterricht, um einen Wutausbruch so toll hinzukriegen wie der Stier. Hier wird Ihnen eine kostenlose Lehrstunde von einem Experten geboten. Die lieben Stiere haben ein beachtliches Arsenal an verschiedenen Angriffswaffen. Erlernen Sie die elegante und wirksame Abwehr ihrer Attacken.
    Der Feuer sprühende Vulkan
    Stier Sven, Ihr Abteilungsleiter, betritt mit hochrotem Kopf und pulsierender Zornesader auf der Stirn das Büro und sucht nach seinem Opfer. Heute scheinen Sie für ihn in Rot gekleidet zu sein, denn er stürmt auf Sie los:
    »Was soll das heißen, Sie können die Auswertung nicht bis morgen Früh machen?« Er fuchtelt mit Ihrem entsprechenden Memo vor Ihrer Nase herum. »Glauben Sie, ich zahle Ihnen Ihr überzogenes |179| Gehalt fürs Fingernägellackieren? Unverschämtheit! Wissen Sie noch, wer hier der Chef ist?« Er knallt Ihnen einen Stapel Unterlagen auf den Tisch.
    Sie öffnen tapfer den Mund: »Aber ich muss doch noch ...«
    Er unterbricht Sie, drohend über Sie gebeugt: »Ich erwarte die Auswertung von Ihnen noch heute Nachmittag. Tun Sie endlich was für Ihr Geld, und arbeiten Sie zur Abwechslung mal. Wenn die Daten nicht um Punkt fünf auf meinem Schreibtisch liegen, hat das Konsequenzen, darauf können Sie Gift nehmen!«
    Und Sie? Greifen zum Telefonhörer, sagen Ihre Termine ab und setzen sich eingeschüchtert an die Auswertung?
    Die Strategie
    (Präventive) Einschüchterung mit allen Mitteln ist hier die gewählte Waffe. Bedrohliche Mimik und Körpersprache, laute Stimme, emotionales und aggressives Auftreten. Verbale Attacken und Beleidigungen gehören zum Repertoire des Vulkans und sollen jegliche Diskussion samt Widerstand im Keim ersticken.
    Abwehr
Überhören Sie beleidigende Formulierungen. Die Geisteshaltungen Arme Socke oder Tolle Show sind da sehr hilfreich.
Atmen Sie tief durch und aktivieren Sie Ihre innere Stärke.
Nehmen Sie eine selbstbewusste Körperhaltung ein, und halten Sie festen Blickkontakt. Sprechen Sie entschieden und energisch, in kurzen und knappen Sätzen.
Zeigen Sie inhaltlich und emotional Verständnis: »Ich weiß, dass es dringend ist und Sie sauer über die Verzögerung sind.«
Legen Sie harte Fakten auf den Tisch: Es stimmt schließlich, dass Sie bereits total überlastet sind.
|180| Bleiben Sie hartnäckig und standhaft.
Wenn im Moment gar nichts geht, gönnen Sie dem Feuer sprühenden Vulkan eine Pause zum Abkühlen, und sprechen Sie das Thema später wieder an.
Todsünde: nachgeben. So konditionieren Sie Ihr Gegenüber nur darauf, die Strategie bei Ihnen wieder auszuprobieren, da sie so einfach und erfolgreich war. Das einzige, was hilft, ist Ihre eigene Stärke zu zeigen, um ihm Respekt abzunötigen.
    Der arrogante Eisblock
    Vor zwei Wochen haben Sie Ihrer Freundin Sandra einen DVD-Player abgekauft. Der ist jetzt schon defekt. Sie reklamieren bei einem Abendessen mit ihr, dass Ihnen das ein wenig zu kostspielig sei. Stierin Sandra scharrt mit den Hufen. Sie fühlt sich gut in Form und bereitet sich auf ihre Attacke vor. Sie nimmt einen Schluck Wein, zieht elegant eine Augenbraue hoch und sagt etwas süffisant zu Ihnen:
    »Ich frage mich, meine Liebe, wieso du glaubst beurteilen zu können, dass der Preis für das Gerät unangemessen war.«
    Sie antworten verärgert: »Ein gebrauchtes Gerät, das nach zwei Wochen defekt ist, ist ja wohl auf jeden Fall zu teuer.«
    Stierin Sandra entgegnet Ihnen in abschätzigem Ton: »Meines Wissens hast du es bis heute nicht geschafft, ihn richtig zu programmieren. Nimm mir meine Anmerkung nicht übel, Süße, aber dir geht jeder technische Sachverstand ab. Ich möchte so eine Lappalie nicht länger mit jemandem diskutieren, der von modernen Medien keine Ahnung hat. Wie findest du übrigens meine neuen Schuhe?«
    Noch geben Sie nicht auf: »So viel mehr verstehst du doch auch nicht davon. Komm mal von deinem hohen Ross herunter und lass uns vernünftig reden. Ich möchte nämlich, dass du die Reparatur übernimmst.«
    |181| Eisblock Sandra erstarrt und zieht die Augenbraue erstaunlicherweise noch höher. »Könnten wir diese unerquickliche Diskussion bitte beenden? Du hast es geschafft, ein Gerät in zwei Wochen zu ruinieren, das bei mir zwei Jahre lang bestens funktioniert hat. Es liegt doch auf der Hand, dass es nicht an dem Gerät gelegen haben kann. Gehst du nächste Woche auch auf die Vernissage in Mircos neuer Galerie?«
    Tatsächlich war die