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Everybodys Darling, Everybodys Depp

Titel: Everybodys Darling, Everybodys Depp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Becker
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will sie Tina fragen, wie sie die ganze Situation wahrgenommen hat – es gibt ja immer zwei Sichtweisen. Und ganz so schuldlos an der Entwicklung ist Monika dann doch nicht, wie sie sogar Tina gegenüber zugeben wird! Schuldzuweisungen und erzwungene Entschuldigungen bringen nichts – außer einer kurzfristigen Befriedigung von Rachegelüsten. In Zukunft will sie von Tina nicht mehr übers Ohr gehauen, sondern fair behandelt werden |165| . Sie müssen sich nicht wieder mögen. Es ist ihr auch wichtig, irgendeine Form der Wiedergutmachung von Tina zu bekommen. Nach einer Zwei-Gewinner-Lösung zu suchen, heißt ja nicht, dass man wieder der Depp ist, der draufzahlt.

    3. Gegenseitige subjektive positive Absicht anerkennen und auf die wahren Bedürfnisse fokussieren Monika kann wirklich nichts Positives an diesem schäbigen Betrug erkennen. Es ist einfach nicht in Ordnung, sich auf Kosten anderer Vorteile zu erschleichen. Zweifelnd liest sie noch einmal in ihren Unterlagen nach und stößt auf zwei Maximen:
Trenne die Absicht und das dahinter
stehende Bedürfnis vom Verhalten
und
Trenne zwischen
Verhalten und Person.
    Zur ersten Aussage: Das Verhalten ist und bleibt mies und muss abgestellt werden. Aber welche Absicht könnte Tina damit für sich verfolgt haben, welches Bedürfnis steckt dahinter? Tina wollte mit in die Karibik. Das wollte Monika auch. Noch etwas? Sie weiß, dass Tina ehrgeizig ist und Karriere machen möchte – genau wie sie selbst. Auch das ist legitim, auch Tina hat das Recht, weiterkommen zu wollen. Sie kann akzeptieren, dass ihre Kollegin nicht aus reiner Boshaftigkeit gehandelt hat, sondern im Grunde das gleiche Bedürfnis wie sie selbst hat. Das pechschwarze Feindbild bekommt schon wieder ein paar Grautöne.
    Die zweite Maxime erinnert sie spontan an eine Situation aus ihrer Kindheit: Ihre Mutter hatte sie beim Lügen erwischt. Monika war froh, dass ihre Mutter sie nun nicht komplett zum Unhold erklärt hat, sondern sie immer noch liebte. Natürlich hat sie mit Monika ein ernstes Wörtchen über das Thema Lüge und Wahrheit gesprochen. Diese Maxime bedeutet also, dass man wegen eines Fehlverhaltens nicht gleich den ganzen Menschen verurteilen muss, sondern sich vielmehr darauf konzentrieren sollte, das unangenehme Verhalten zu unterbinden. Aufgrund des Betrugs hat Monika Tina komplett zum Biest erklärt und sie als ganze Person verurteilt.
    |166| Monika nimmt endgültig ihre pechschwarze Feindbildbrille von der Nase und gesteht sich ein, dass Tina auch positive Seiten hat. Sie wird Tina also sagen, dass sie verstehen kann, dass sie Karriere machen möchte und dass das in Ordnung ist. Sie wird aber darauf bestehen, dass Tina in der Wahl ihrer Methoden auf Fairness und Kollegialität achten muss .

    4. Gemeinsames übergeordnetes Ziel suchen Statt jemandem den berühmten Schwarzen Peter zuzuspielen, gilt es nun, auf Lösungsorientierung umzuschalten. Monika hat bisher immer auf die Unterschiede zwischen Tina und sich geschaut, um sich noch mehr abzugrenzen. Jetzt überlegt sie, was sie und Tina gemeinsam haben, wo sie grundsätzlich schon übereinstimmen: Beide wollen Karriere machen. Monika wird das gemeinsame Ziel schnell bewusst: Beide wollen ihr berufliches Weiterkommen verfolgen, ohne sich dabei zu stören und zu behindern.

    5. Neue Lösungen entwickeln Was könnte Monika Tina vor schlagen? Sie würde gerne den Karibiktrip machen, aber ihr ist bewusst, dass das ohne eine öffentliche Richtigstellung und eine damit verbundene Demütigung Tinas kaum gehen wird. Darauf wird die sich kaum einlassen, und das möchte Monika auch auf keinen Fall. Nur, irgendetwas muss passieren, irgendein Ausgleich muss sein. Dazu fällt ihr etwas ein: Tina hat einen der begehrten Plätze in einem Fortbildungskurs an einem Managementinstitut in London ergattert. Wie wär’s, wenn sie den an Monika abtritt? Sie muss ihr außerdem versprechen, dass sie so eine miese Nummer wie mit dem Ideenklau nie wieder abzieht. Damit wäre Monika recht zufrieden – auf die Fortbildung ist sie schließlich schon lange scharf. Diesen Vorschlag wird sie Tina unterbreiten. Sie wird ihr zusichern, dieses Mal über die wahre Urheberschaft der Ideen Stillschweigen zu bewahren, wenn Tina sich an die gemeinsam gefundenen Vereinbarungen hält.
    |167| Außerdem ist ihr noch etwas wichtig: Sie wird Tina das Angebot machen, dass beide in Zukunft nicht mehr hinterm Rücken übereinander reden oder wochenlang irgendeinen Groll in sich

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