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Eviana - Ein leiser Zug von Magie

Eviana - Ein leiser Zug von Magie

Titel: Eviana - Ein leiser Zug von Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Schneider
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weiten Welt, die das fahrende Volk mit sich führte. Der Zug Bestand aus vier großen Wagen, mehr als einem Dutzend Erwachsenen und einer ständig größer werdenden Schar von Kindern. Neben den Musikanten, den Akrobaten und dem oft sehnsüchtig erwarteten Zahnheilkundler Doktor Faustus war Meister Gandalf die größte Attraktion der Truppe. Sie stellten ihre Wagen mitten in der Stadt ab. Mit den ersten Sonnenstrahlen begannen sie ihr Geschäft. Die Musiker und Akrobaten führten den ganzen Tag über kleine Kunststücke auf, unterbrachen ihre Vorführungen immer wieder für kleine Geschichten und Neuigkeiten vom Hofe des Königs und sammelten dabei in kleinen Dosen Geld. Abends aber fand die eigentliche Vorführung statt. Mister Roberts führte durch das Programm. Er war eine Art von Zirkusdirektor. Die Reisenden nannten ihn aber nur den Gauklerkönig. Er plante die Reiseroute und die Auftritte und hielt die kleine Schar zusammen. Er übernahm auch die Verhandlungen mit der Obrigkeit, denn es gab kaum eine Stadt in der sie nicht mit der aneinandergerieten.
    Meister Gandalf teilte sich einen Wagen mit drei Musikanten in den besten Jahren. Es waren Brüder, die Geige, Flöte und Trommel spielten. Sie alle stammten aus der Hafenstadt Killmorney und sprachen mit einem lustigen Akzent. Deswegen nannte man sie schlicht die Killmorney-Brüder. Sie waren gutmütige Burschen, die mit jedem gut auskamen und von allen geschätzt wurden. In dem Wagen wohnte nun auch Eva Lotta. Wohnen hieß, dass sie dort ihre Habseligkeiten verstaut hätte, wenn sie denn über welche verfügt hätte und dort schlafen konnte, wenn sie in einer Stadt Halt machten. Auf dem Land pflegten sie alle lieber am Lagerfeuer zu schlafen. Auch Cedric wohnte in dem Wagen, doch nach wie vor mied er Eva Lotta, wo er nur konnte. Der Wagen war aber auch ein Ort, wo man sich in Ruhe unterhalten konnte, wenn es nicht die ganze Stadt mitbekommen sollte. Gegen Mittag hatte sich Gandalf mit Eva Lotta in den Wagen zurückgezogen, denn die Ausbildung sollte beginnen.
    “Du musst mir nicht erzählen, warum du weggelaufen bist.” Eva Lotta schaute Gandalf überrascht an. Sie hatte eigentlich erwartet, dass er ihr nun einen Zauberspruch beibringen würde. Wobei sie sich nicht sicher gewesen war. Ihr war immer noch nicht ganz klar, ob Gandalf ein richtiger Zauberer war oder nur ein Jahrmarktgaukler, der vorgab, ein Zauberer zu sein. Vieles deutete auf letzteres hin.
    “Wir alle haben unsere dunklen Flecken in der Vergangenheit sonst wären wir nicht hier. Nimm die drei Killmorney Brüder. Ihre Eltern kamen bei einem Brand ums Leben, als sie noch ganz klein waren. Sie wurden in ein Waisenhaus gesteckt, wo sie schuften mussten wie Gefangene. Als sie alt genug waren sind sie ausgebrochen. Ich will also gar nicht wissen, warum du weggelaufen bist. Aber wo du nun schon mal hier bist, wollen wir wegen dir auch keine Scherereien.” Eva Lotta nickte. Das war nur fair.
    “Das heißt, wir müssen dafür sorgen, dass dich niemand aus deiner Vergangenheit erkennen kann. Wir kommen viel rum und es gibt so viele dumme Zufälle. Verstehst du?” Eva Lotta war nicht dumm und sie verstand Gandalf nur zu gut.
    “Ja, klar. Was soll ich tun?”
    “Ich hab mich mit dem Gauklerkönig beraten. Wir machen es wie immer, wir machen einen neuen Menschen aus dir.” Eva Lotta wurde es ein wenig mulmig. Würde der Zauberer sie in einen anderen Menschen verwandeln? Eigentlich war sie mit sich, so wie sie war, ganz zufrieden.
    “Keine Angst. Alles ganz harmlos. Zuallererst bekommst du einen neuen Namen. Den brauchst du sowieso, wenn du Zauberer werden willst. Der große Zauberer Eva Lotta. Das geht nicht. Ich habe mir überlegt, dass wir dich von nun an Eviana nennen werden.” Eva Lotta schluckte. Das klang irgendwie nach Lebensmittel, sie wusste auch nicht warum. 
    Als zweites müssen wir etwas mit deinen Haaren machen. Sie sind einfach zu auffällig.
    “Nein, meine Haare schneide ich nicht ab. Egal was passiert.” Nun bekam es Eva Lotta, oh, natürlich Eviana, mit der Angst zu tun.
    “Gut, gut, kein Problem. Wir werden sie dir einfach färben. Und zwar damit.” Er zeigte ihr ein braunes Pulver. “Das sind getrocknete und gemahlene Walnussschalen. Komm mit zum Feuer.” Er setzte Wasser auf und brachte es zum Kochen. Anschließend gab er acht Esslöffel von dem Pulver in einen viertel Liter des kochenden Wassers und verrührte es zu einem Brei. Gandalf fügte einen Esslöffel Olivenöl

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