Eviana - Ein leiser Zug von Magie
und einen Teelöffel Zitronensaft hinzu und Eviana fragte sich, wo er das nur herhatte, das waren seltene und teure Dinge. Nun schmierte er Evianas Haare mit der Pampe ein. “Die musst du nun mindestens zwei Stunden einwirken lassen.” Eviana nickte. Das war eine gute Idee und würde ihre Verfolger, die sicherlich nicht so leicht aufgaben, verwirren. “Und nun noch die Kleidung. So kannst du ja nicht rumlaufen.”
“Ich zieh aber keine Hosen an. Ich bin ein Mädchen.” Oh je, dachte Gandalf, hatte er sich eine Zicke eingefangen? Das konnte ja heiter werden.
“Komm, wir besuchen die alte Medusa. Sie kocht nicht nur für alle das Essen, sie kümmert sich auch um die Kleidung.” Die alte Medusa war wirklich alt. Ihre Falten waren zentimetertief und sie saß leicht gebückt neben ihrem Wagen und bereitete das Abendessen vor.
“Medusa, meine Liebe, hier ist das Kind, von dem ich dir erzählt habe.” Medusa wandte sich um und schaute erst zu Gandalf und dann zu Eviana. Ihre Augen funkelten lustig wie die eines jungen Mädchens stellte Eviana überrascht fest. Auch ihre Stimme klang hell und klar.
“Du bist also die kleine Zauberin. Dann lass dich mal anschauen.” Sie lachte. “Mit dem Kleid können wir nichts anfangen. Aber ich glaube ich habe etwas für dich. Sie kletterte erstaunlich behände in den Wagen und winkte Eviana ihr nachzusteigen. Oben angekommen öffnete sie eine große Kleidertruhe und begann zu wühlen.
“Du hast sonst gar nichts, oder?” Eviana nickte.
“Viel haben wir nicht in deiner Größe, aber das wird erst mal reichen.” Sie wühlte nun wie ein Maulwurf in der Truhe und der Reihe nach flogen drei Kleidungsstücke über ihren Kopf, Eviana direkt ins Gesicht.
“So fertig. Schau mal. Dieses Kleid haben wir mal von Räubern geschenkt bekommen, die eine Prinzessin entführt hatten. Es hat ein paar Löcher und ist nicht ganz sauber, könnte aber für eure Auftritte gute Dienste leisten.” Eviana staunte. So ein wertvolles, edles Kleid hatte sie noch nie gesehen. “Dies hier ist eher etwas Praktisches, Schlichtes, für jeden Tag. Sieht nicht sensationell aus, hält aber warm und fällt nicht auf.” Sie zwinkerte Eviana zu. “Und hier hast du noch einen Unterrock. Sehr praktisch, kannst du auch drin schlafen. Im Tausch dafür hätte ich nur gern dein Kleid. Du brauchst es eh nicht mehr.” Eviana klaubte glücklich ihre neuen Kleider zusammen und zog die Alltagskleidung auch gleich an, nachdem sie Medusa ihr ehemaliges Sonntagskleid gegeben hatte. Medusa sah sie sich jetzt nochmal etwas genauer an. Ihr Blick verlor sich in Evianas Augen. “Mädchen, ich erkenne etwas in dir. Frag mich nicht was. Aber ich möchte dir diesen Ring geben.” Eviana war verwirrt und blickte Medusa fragend an.
“Ist nur so eine Intuition. Aber ich glaube der hier hat auf dich gewartet. Ich denke, er wird dir seine Geschichte bei Zeiten selbst erzählen.” Mit diesen geheimnisvollen Worten streifte Medusa Eviana den Ring über den Ringfinger der linken Hand und es schien ihr fast, als würde der Ring sich selbst seinen Platz suchen und so an ihren Finger schmiegen als wäre er fest angewachsen. Sie schaute ihn sich an. Er war aus Silber und trug merkwürdige Schriftzeichen, die sie nicht kannte. Eine leichte Gänsehaut huschte über ihren Rücken, sie spürte Magie am Werk und wollte zu Gandalf schauen. Erst jetzt merkte sie, dass der alte Magier nicht mit hochgekommen war und vor dem Wagen auf sie wartete.
Es war Abend und die Show der Gaukler sollte beginnen. Eine große, neugierige Menschenmenge hatte sich zusammengefunden und bereitwillig Eintritt bezahlt. Mister Roberts eröffnete die Vorstellung. Er war vornehm gekleidet und verstand es die Spannung und Vorfreude bei seinem Publikum noch zu steigern. Die Killmorney Brüder sorgten für die musikalische Untermalung. Das Publikum war bester Stimmung. Den Anfang machten die Akrobaten. Sie jonglierten, sprangen lustig herum und als Höhepunkt bauten sie eine menschliche Pyramide. Das war nett anzuschauen, aber selbst die Einwohner von Randwald, die wahrlich nicht verwöhnt waren wenn es um solche Vorführungen ging, hatten das schon gesehen. Die Künstler wurden unter verhaltenem Applaus verabschiedet und Mister Roberts wurde es unbehaglich. Er kannte diese Stimmung. Nur zu Leicht konnte die Lage eskalieren, wenn die anderen Darbietungen nicht besser ankamen. Er hatte schon erlebt, wie ein unzufriedenes Publikum sein Geld zurückgefordert hatte
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