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Eviana - Ein leiser Zug von Magie

Eviana - Ein leiser Zug von Magie

Titel: Eviana - Ein leiser Zug von Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Schneider
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und auch wie sie alle um ihr Leben hatten rennen müssen, weil die Zuschauer sich betrogen fühlten. Mister Roberts schickte nun den Clown in den Ring. Er war ein alter Hase und hatte ein Händchen für den richtigen Umgang mit dem Publikum. Er schaffte es, die Stimmung zu beruhigen und nach seinem Auftritt waren zumindest die Kinder Feuer und Flamme. Doch aus den Mündern der Erwachsenen war noch immer vereinzeltes Murren zu hören.
    “Ich hätte das Geld doch besser im alten Fass anlegen sollen. Da weiß man wenigstens was man bekommt.”
    “Und hat auch am nächsten Morgen noch was davon”, lachte sein Nachbar, “Ich bin sowieso nur wegen dem Zauberer da. Der soll ja eine ganz große Nummer sein.”
    “Na, dann lassen wir uns mal überraschen. Wenn der genauso langweilig wie die Akrobaten ist, hol ich mir mein Geld zurück.”
    Mister Roberts kündigte nun mit viel Tamtam den großen Zauberer Mei ster Gandalf an und es wurde mucksmäuschenstill. Eviana hatte sich ihr neues Kleid übergezogen. Es war ihr erster Auftritt und ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie stand neben Gandalf und Cedric. Gandalf war nicht wiederzuerkennen. Er hatte sich einen großen, wallenden, grauen Bart angeklebt und trug einen schwarzen Samtumhang, auf dem gelbe Sterne und Monde aufgestickt waren. Auf dem Kopf trug er einen passenden Spitzhut und in der Hand hielt er einen langen, dürren, ebenmäßig gearbeiteten Zauberstab. Nachdem der Tusch der Killmorney Brüder verklungen war, stiegen die drei von ihrem Wagen und marschierten in die Mitte der Zuschauer. Sie wurden von höflichem Beifall empfangen. Gandalf begann nun mit seiner Zauberschau. Er sprach viel, mit seiner tiefen, sonoren Zaubererstimme und es gelang ihm, seine Zuschauer in seinen Bann zu schlagen. Er fuchtelte mit dem Zauberstab und machte geheimnisvolle Zeichen. Gerade, als die ersten unruhig wurden und endlich Taten sehen wollten, begann er mit kleinen Kunststückchen. Mittlerweile war es dunkel geworden und eine Handvoll Fackeln beleuchteten den Platz. Gandalf ließ Münzen erscheinen und verschwinden. Er erriet Karten und Dinge, die Menschen aus dem Publikum bei sich trugen. Eviana assistierte ihm dabei. Doch diese Kunststücke waren nicht spektakulär und nach einiger Zeit wurde es wiederum unruhig. Die Besucher hatten Ungewöhnlicheres erwartet. Das wollte er ihnen geben.
    Er bat einen Jungen aus der Menge nach vorne. Eviana erkannte, dass es Cedric war, der eine elegante schwarze Hose und ein weißes Rüschenhemd trug. Gandalf ließ Cedric auf ein Gestell in der Mitte des Platzes klettern und warf ein Tuch über ihn. Dann sprach er auf das Gestell ein und kündigte an, den Jungen fortzuzaubern. Ein Raunen ging durch die Menge. Das hatten sie noch nicht gesehen, einen Zauberer, der Menschen verschwinden lassen konnte. Plötzlich wurde es dunkel. Die Fackeln waren erloschen. Schreckensschreie hallten über den Platz. Einige Besucher hielten sich vor Angst im Arm. Doch wenige Augenblicke später hatte Eviana die Fackeln wieder entzündet. Das Tuch war unverändert an seinem Platz. Gandalf zog es beiseite, der Junge war verschwunden. Ein bewunderndes Raunen ging durchs Rund.
    “Und jetzt, verehrtes Publikum, zaubere ich den Jungen zurück. Dieses Mal beim hellen Licht der Fackeln.” Er sprach einen langen lateinischen Spruch, ein kurzer Lichtblitz zischte aus seiner Hand. Wieder erstarrte das Publikum vor Schreck und direkt hinter ihnen stand Cedric und verneigte sich vor den überraschten Bürgern.
    “Das war grandios. So etwas habe ich noch nie gesehen.”
    “Ich weiß nicht, der ist doch einfach nur bei Dunkelheit von da nach da gelaufen.”
    “Meinst du? Das wäre Betrug. Außerdem, warum sollte er? Der Zauberer hat ihn doch willkürlich aus der Menge ausgewählt. Mal schauen, was als nächstes kommt.”
    Eviana war bis hierhin enttäuscht gewesen. Der Anfang der Show bestand aus einfachen Tricks, die sie sofort durchschaut hatte. Und auch das Verschwinden von Cedric war leicht zu erklären. Ihre Aufgabe war es gewesen, die Fackeln zu löschen und wieder zu entzünden. Gandalf benutzte ein Pulver aus dem Orient, das kurz und hell brannte, wenn man es mit Eisenspänen verrieb und Cedric war, als es dunkel wurde, einfach unter dem Tuch, das von einem dünnen Drahtnetz gehalten wurde, hervorgekrochen und hinter die Reihen der Zuschauer gekrabbelt. Er trug unter seinem weißen Hemd, dessen er sich entledigt hatte, tiefschwarze Kleidung, die ihn bei Dunkelheit

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