Eviana - Ein leiser Zug von Magie
Allerdings ist die Gefahr groß, dass es zum Kampf zwischen dem König und An Bahulk kommt. Und der Aufstand ist noch schwach. Wir müssen auf der Hut sein. Vielleicht wäre es besser, ein unauffälligeres Versteck zu wählen.
“Medusa”, platzte Eviana dazwischen. Rolf wollte sie wieder anstupsen, doch Zo schnippte mit dem Finger.
“Du meinst die Halbelfe? Kennst du sie?” Eviana erzählte von dem Gauklerzug.
“Sie ist auf unserer Seite. Und sie sind ständig in Bewegung. Wenn sie statt eines Zauberers eine weniger verfängliche Gauklerei aufführen, könnte das ein guter Ort sein.” Rolf hatte gespannt zugehört und nickte nun.
“Rolf, tu mir den Gefallen und suche die Gaukler auf. Wenn es dir sicher erscheint vertraue Medusa das Horn an. Wenn nicht, bringe es ins Lager von An Bahulk und wähle einen vertrauenswürdigen Bewahrer.” Rolf nickte noch einmal.
“Wir müssen noch die anderen sechs Artefakte finden. Leider wussten wir nur vom Horn etwas Genaues. Bei allen anderen fehlen uns viele Informationen. Das Wissen ist über die Jahrhunderte immer weniger geworden. Wie auch immer, Rolf, in diesem Pergament habe ich zusammengeschrieben, was wir über das zweite Artefakt wissen. Hier nimm es. Du wirst es finden, ich bin mir ganz sicher. Zumal du jetzt ja eine große Hilfe hast.” Er lächelte Eviana an.
“Bevor wir zu deiner Schülerin kommen, muss ich dir noch etwas sagen. Die dunkle Seite wird stärker. Sie haben sich mit dem König zusammengetan. Uns erreichen allerhand besorgniserregende Berichte. Wir mussten einige Male hochranginge Zauberer schicken, damit das Schicksal nicht kippt.” Eviana dachte sofort an den Zwischenfall mit dem Forkner.
“Genau, kleines Fräulein, das war so eine Situation. Eigentlich ohne Belang. Es war bestimmt, dass der Wilderer entkommen sollte. Das war der Grundstein für eine Protestbewegung gegen den König, die die bösen Kräfte ausgleichen sollte. Mit schwarzer Magie haben sie versucht den Männern des Königs zu helfen den armen Mann zu erwischen. Wir mussten einen aus dem Rat schicken, um den Wilderer zu retten und die Balance aufrecht zu halten.” Eviana hörte gebannt zu und realisierte währenddessen, das Zo offensichtlich ihre Gedanken las.
“Ja, das stimmt. Es ist mir zur Gewohnheit geworden. Wir Zauberer des Rats reden nicht miteinander, wir nutzen nur noch unsere Gedanken. Verzeiht mir, wenn euch das aufdringlich erscheint.” In der Tat, daran musste Eviana sich erst mal gewöhnen.
“Das hast du sehr fein bemerkt.” Eviana hatte an die seltsame Energiestörung denken müssen, die sie in ihrer Zelle gespürt hatte und dass sie das eigentlich vor Zo verheimlichen wollte.
“Du musst vor mir keine Geheimnisse haben. Na ja, kannst du auch nicht.” Wieder lächelte er.
“Aber es stimmt, die Stärke des Bösen hat auch in unseren Reihen Eindruck hinterlassen. Kein Zauberer ist gegenüber den Versuchungen des Bösen immun. Jeder hat seine schwache Seite, seine Leidenschaft, wo er angreifbar ist. Selbst im Rat schleichen sich böse Gedanken ein. Die innere Versuchung ist vielleicht ein gefährlicherer Feind als die äußere Bedrohung.” Eviana versuchte krampfhaft an nichts zu denken. Heraus kam aber nur, dass ihre Gedanken um ihre ein Sterne Prüfung kreisten.
“Ah, ja die Prüfung. Dave hat mir davon erzählt.”
“Ihr lacht nicht?”, fragte Rolf erstaunt.
“Du meinst, weil Dave das so lustig fand? Rolf, du bist ein fünf Sterne Zauberer, Dave ist ein ein Sterne Zauberer. Du hast die Aura bei ihr gesehen, für die Dave blind ist, oder? In ihr ist eine große Kraft verborgen. Es ist höchste Zeit für die Prüfung, keine Frage.” Eviana war aufgeregt, aber auch voller Zuversicht.
“Nicht ganz so schnell Kindchen. Das ist nämlich so. Jeder Zauberer, von dem wir glauben, dass er große Kraft in sich trägt, bekommt einen Paten im Rat. In deinem Fall bin ich das.” Rolf nickte, er hatte sich schon gewundert warum Zo persönlich sie empfangen hatte.
“Aber die Prüfung nimmt der unter uns ab, der den Zauberer am skeptischsten im Rat beurteilt hat. So wollen wir vermeiden, dass es jemand nur durch Beziehungen weit bringt. In deinem Fall ist das Racul.” Rolf ächzte unwillkürlich auf. Racul war schon sehr lange Mitglied des Rates. Er galt als griesgrämig, skeptisch, ein wenig eitel und eingebildet und als einer der mächtigsten Zauberer überhaupt, gleich nach dem Sprecher des Rates.
“Racul?”, ächzte er.
“Ja, genau, Racul.
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