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Evianna Ebel und die Tafeln des Schicksals

Evianna Ebel und die Tafeln des Schicksals

Titel: Evianna Ebel und die Tafeln des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aylen Verdon
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Feinde zu kennen, wollte sie ihn nach diesen Geschöpfen befragen. Dazu fuhr sie nach Haus’, denn dieser Experte machte bevorzugt nachts Hausbesuche.
Als sie die Eingangstür hinter sich schloss, fiel ihr die ungewohnte Stille im Haus auf. Sie blieb stehen und lauschte. Nichts – im ganzen Haus war kein einziges Geräusch zu hören. Seltsam. Normalerweise saß Engus um diese Zeit vor dem Fernseher und kreischte und tobte, weil ihn nahezu alles was er dort sah auf die Palme brachte. Doch die Couch war leer und im Fernsehgerät flimmerte Collum Tag und Nacht . „Engus?“
Nichts. Keine Antwort. Vielleicht war dieser nervtötende, kleine Puk endlich ausgezogen? Den Gefallen tat er ihr bestimmt nicht. Bestimmt war er oben in seinem Dachboden-Reich und spielte mit seinen Gartenzwergen. Gut so. Hoffentlich blieb er noch eine Weile dort.
Evianna ging in die Küche, riss eine der Schranktüren auf und nahm einen Beutel heraus, dessen Inhalt aussah wie dunkles Mehl. Viel war nicht mehr in dem Beutel, aber für dieses Mal würde es noch reichen. Dann würde sie sich von Paddy Nachschub beschaffen müssen. Evianna sah sich um, denn es war durchaus möglich, dass Engus sie von irgendwoher beobachtete, doch die Luft schien rein zu sein. Daraufhin öffnete sie eine der Küchenschubladen, langte hinein und pulte von der Unterseite der Arbeitsplatte einen dort mit dickem Klebeband befestigten Schlüssel ab.
Sie lief die Treppe hinauf und stieß oben beinahe mit Engus zusammen. Als der Puk den Beutel in ihrer Hand sah, weiteten sich seine Augen erschrocken. Mit einem Satz sprang er vor eine der Türen und klammerte sich am Türrahmen fest. „Nein, Evianna, geh’ nicht dort hinein.“
„Hallo, Engus“, seufzte Evianna. Es wäre ja auch zu schön gewesen, wäre die Nervensäge wirklich verschwunden. „Und jetzt: verzieh’ dich!“
„Nein“, kreischte Engus. „Du darfst da nicht reingehen. Es ist nicht gut für dich.“ „Unsinn!“ Evianna wurde ungeduldig und machte einen Schritt auf ihn zu. „Mach’ Platz!“
Einen Moment lang rang Evianna mit ihm. Gewaltsam löste sie Engus’ lange dünne Finger vom Türrahmen und schob ihn danach mühelos beiseite. Der Weg in das Zimmer war frei. „Geh’ fernsehen!“, versuchte sie ihn loszuwerden während sie die Tür aufschloss.
„Evianna, nicht“, bettelte der Puk. „Du bist immer so seltsam, wenn du aus diesem Zimmer hervorkommst. Du… du machst mir Angst.“
„Engus. Sei nicht albern. Wenn ich hier fertig bin, spendiere ich dir deine Lieblingspizza,okay? Und jetzt geh’ und such’ schon mal die Nummer vom Lieferservice.“
Trotz der verlockenden Aussicht auf eine dick belegte Blatta - Pizza ließ der Puk die Ohren hängen. Mit gesenktem Kopf trottete er davon. Auf dem Treppenabsatz warf er noch einen Blick zurück doch Evianna hatte die Tür hinter sich schon geschlossen. Er konnte hören, wie sie sie von innen verriegelte. Unten angekommen, verzog er sich ins Wohnzimmer und verkroch sich unter einem Berg aus Decken.
    Evianna verschloss das einzige Fenster des Zimmers mit der Jalousie. Hier drinnen gab es keinerlei Möbel. In einer Ecke türmte sich ein Haufen Kerzen, rote, gelbe grüne, schwarze, aber abgesehen davon sah der Raum aus wie ein ganz normales Zimmer. An den Wänden klebten gelbe Tapeten und den Boden bedeckte ein dunkelbrauner Teppich, den Evianna aufrollte und mühelos an eine Wand lehnte. Darunter kam ein perfekter, in den blanken Beton gemeißelter Kreis zum Vorschein, dessen Konturen mit schwarzer Farbe nachgezogen waren. In seinem Inneren befanden sich zwei versetzt übereinander gemalte Drudenkreuze.
Evianna verlor keine Zeit. An allen insgesamt zehn Ecken der Kreuze platzierte sie grüne Kerzen und entzündete sie. Dann schaltete sie die Lampe aus, so dass die Kerzen die einzige Lichtquelle des Raumes bildeten. Sie trat in die Mitte des Kreises, öffnete den Beutel und begann das Pulver über der gesamten Kreiskontur zu verstreuen. Dazu murmelte sie immer wieder dieselben Worte eindringlich vor sich hin.
Als sie fertig war, warf sie den leeren Beutel beiseite. Sie zog das Amulett hervor, das sie stets um den Hals trug und legte es gut sichtbar auf den dünnen Stoff ihres Shirts oberhalb der Brust. Dann zog sie ihr Messer hervor und stach sich ohne zu zögern in den Mittelfinger ihrer linken Hand. Drei feuerrote Blutstropfen fielen zu Boden, in die Mitte des Kreises. Evianna lächelte und nahm das Gemurmel wieder auf. Diesmal waren die Worte

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