Evianna Ebel und die Tafeln des Schicksals
Vampire wieder zu Feinden werden?“
Natürlich wollte Evianna das nicht. Das friedliche Miteinander von Mensch und Vampir war noch neu, kaum mehr als eine vorsichtige Annäherung. Ein dünnes Band, das durch so etwas wie einen Haufen verschwundener Menschen leicht wieder zerreißen konnte.
„Ich denke, dass es diese sieben Männer sind, die du suchst. Niemand sonst kommt meiner Meinung nach für diese Taten in Frage. Finde sie, und duhast deine Täter.“ „Was ist mit diesen Tafeln? Kann man den Kerlen nicht drohen die Tafeln zu zerstören, wenn sie sich weiterhin daneben benehmen?“
Gabrielschüttelte den Kopf. „Sie wissen, dass wir die Tafeln nicht zerstören können, denn sie sind das Einzige, was sie davon abhält, unsere Rasse auszurotten. Ohne die Tafeln würden sie sich vermutlich auf uns stürzen und ein wahres Schlachtfest veranstalten.“
Was müssen das für Männer sein, die zu siebt die Vampirbevölkerung aufmischen könnten?, fragte sich Evianna
„Wieso sollten sie das tun? Wo sie doch dazu ausersehen sind, das Gleichgewicht zwischen Menschheit und Vampiren zu sichern?“
„Sie tun es nicht freiwillig. Durch gewisse Umstände wurde ihnen der Job sozusagen aufgebürdet. Und auf uns Vampire können sie dabei gut verzichten. Für sie sind wir die gefährlichere Spezies, weil wir ihnen ähnlich sind, und wir haben Macht über die Tafeln. Beides sind Umstände, die uns nicht unbedingt zu guten Freunden machen. Menschen dagegen stellen für sie kaum eine Bedrohung dar, sie sind nichts weiter als leichte Beute.“
Großartig.
„Sie sind grausam“, sagte Gabrielmehr zu sich selbst. „Sie sind Geschöpfe des Bösen und sie schrecken vor nichts zurück. Und, egal was du tust, bedenke bitte, dass ihre Existenz geheim bleiben muss.“ Sein Blick ruhte wieder auf dem Porträt der wunderschönen Frau. Unendliche Traurigkeit lag in seinen hellen Augen, als er weiter sprach.„Ihre Zeit ist gekommen, denn nur wenn die Zahl von Menschen und Vampiren gleich ist, wenn ein absolutes Gleichgewicht herrscht, können sie sich von ihrem Fluch befreien. Sie sind ganz in der Nähe, das weiß ich… und sie warten. Sie warten auf ihre Chance, die Tafeln an sich zu bringen.“
Evianna dachte über Gabriels Worte nach. Geschöpfe des Bösen– okay - falls es tatsächlich keine Vampire waren, die sich an den Menschen vergriffen, war ihre Mission hier, in den unterirdischen Räumen des NOX AETERNA, beendet. Gabriel hatte klar gemacht, dass er ihr nicht helfen konnte– oder wollte. Wie auch immer. Beides lief darauf hinaus, dass es sie nicht wirklich weiter brachte. Jedoch hatte ihr Besuch bei Gabriel ihr immerhin zu einem neuen Ansatzpunkt verholfen, einer vagen Spur, auch wenn er sich relativ bedeckt hielt, was die Identität dieser Sieben betraf. Falls diese Männer tatsächlich für das Verschwinden der Menschen verantwortlich waren, musste sie sie nur noch finden. Doch wo suchte man nach Geschöpfen des Bösen? Bestimmt hatten sie sich nicht im nächstbesten Hotel eingemietet– oder doch?Evianna erhob sich. „Ich danke dir, dass du mir etwas von deiner kostbaren Zeit geopfert hast“, sagte sie. Gabriel lächelte leicht und sah sie mit einem seltsamen Gesichtsausdruck an.
„Ich hoffe, wir sehen uns wieder“, sagte er, was Evianna verwunderte. Immerhin hatte sie sich gewaltsam Zutritt zu seinem Eigentum verschafft und zwei seiner Wachen vermöbelt. Offenbar war Gabriel nicht nachtragend. Schön.
„Wir werden sehen.“ Evianna ging zur Tür und drehte sich noch einmal zu ihm um. „Eine letzte Frage noch: du weißt nicht zufällig, wo ich diese sieben Plagegeister finden kann? Das würde mir viel Zeit und viel Sucherei ersparen.“
Gabriel sah sie an und schüttelte den Kopf. Er betrachtete ihr langes, dunkles Haar, ihre blasse Haut und ihre grünen Augen. Ihr hübsches Gesicht verriet wilde Entschlossenheit, und ihre offensichtliche Furchtlosigkeit ihm gegenüber gefiel ihm. „Evianna!“, sagte Gabriel beschwörend. „Egal, was du tust. Bitte, sei vorsichtig! Und denk’ daran: sowohl für die Menschen als auch für die Vampire wäre es gesünder, wenn die Existenz der Sieben weiterhin nur ein Gerücht bleibt. Es wäre zu gefährlich die Wahrheit über sie zu verbreiten.“
Sie sah sich kurz zu ihm um und nickte. Den Rest würde sie dann wohl allein erledigen müssen. Und sie hatte da auch schon so eine Idee. Sie öffnete die Tür und wurde sofort von Reuben und Mehdi bestürmt, die sich vergewissern wollten,
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