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Evianna Ebel und die Tafeln des Schicksals

Evianna Ebel und die Tafeln des Schicksals

Titel: Evianna Ebel und die Tafeln des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aylen Verdon
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dass ihr nichts fehlte. Nach einem letzten Blick auf Gabriel zog sie die Tür hinter sich zu und machte sich zusammen mit ihren Begleitern auf den Weg hinaus. Erst vor dem Eingang händigte man den drei Adiutoren ihre Waffen aus und die hasserfüllten Blicke der nun nur noch vier Türsteher folgten ihnen auf dem Weg zu ihrem Wagen. „Mann, das war so cool!“, rief Mehdi begeistert während er in den Wagen stieg und sich mit zitternden Fingern einen übel riechenden Glimmstängel ansteckte. „Wir waren bei Gabriel“, sagte Reuben in einem Tonfall, als könne er es selbst kaum glauben. Er lächelte verwundert. „Wie abgefahren ist das denn?“
Evianna tippte Mehdi vom Rücksitz aus auf die Schulter und deutete danach auf die Straße. „Abfahrt!“
„Ja, ja. Schon gut.“ Mehdi nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette und fuhr los. „Und wohin soll’s gehen?“
Evianna sah aus dem hinteren Fenster. „Zur BVb. Für mich ist heut’ Schluss.“ Weder Reuben noch Mehdi hatte etwas dagegen, zurück zur BVb zu fahren. Sie unterhielten sich angeregt über ihren Besuch im NOX AETERNA und konnten es offenbar kaum abwarten, jedem zu erzählen, an was für einer Wahnsinnstat sie sich gerade beteiligt hatten. Evianna ahnte was passieren würde: um die Kollegen zu beeindrucken würden die beiden die Geschichte weiter ausschmücken und– sollte das noch nicht die gewünschte Wirkung erzielen– auch nicht davor
zurückschrecken, etwas hinzu zu erfinden. Sollten sie doch, Evianna war das egal. Auf dem Parkplatz der BVb verabschiedete sie sich von ihren beiden Begleitern. Sie spurtete hinein, meldete sich ab und schaffte es gerade noch rechtzeitig das Gebäude zu verlassen, bevor Reuben und Mehdi drinnen begannen, von ihren Heldentaten zu erzählen.
Da die Dienstwagen den Adiutoren nach Dienstschluss nicht mehr zur Verfügung standen, war Evianna gezwungen, auf ihren eigenen fahrbaren Untersatz, ein altes bezinbetriebenes Motorrad, umzusteigen. Das schwarze Gefährt lehnte müde an einem aus der Erde ragenden Stahlrohr, an dem es angeschlossen war. Evianna öffnete das Schloss und schwang sich in den Sattel. Dann hielt sie inne, denn ein eigenartiges Gefühl beschlich sie, so als wäre sie nicht allein.
Am Himmel stand der Vollmond und leuchtete in seiner ganzen Pracht während zahllose Sterne sich um ihn scharten, so als würden sie ihn bewundern. Auf dem Parkplatz war es still. Evianna sah sich um. Niemand sonst war zu sehen, trotzdem wurde sie das Gefühl nicht los, beobachtet zu werden. Sie sah hoch, zu den Fenstern der BVb. Einige von ihnen waren hell erleuchtet, andere lagen in tiefer Dunkelheit. Schwer zu sagen, ob nicht jemand hinter einem dieser dunklen Fenster stand und von dort auf den beleuchteten Parkplatz zu ihr herunter spähte. Vielleicht jemand, der Reubens und Mehdis Geschichte gehört hatte und sich nun mit eigenen Augen davon überzeugen wollte, dass sie den Besuch bei Gabriel überlebt hatte. Vielleicht bildete sie sich das aber auch nur ein, und dieses merkwürdige Gefühl rührte daher, dass sie gleich etwas absolut Verbotenes tun würde.
Natürlich hatte sie niemals vorgehabt, ihren Dienst jetzt schon zu beenden. Sie hatte vor, etwas zu tun, bei dem sie Reuben und Mehdi nicht brauchen konnte. Es war sehr hilfreich gewesen, dass die beiden nicht nach den Ergebnissen des Gesprächs mit Gabriel gefragt hatten. In ihrer Euphorie, die sie nach dem Verlassen des NOX AETERNA befallen hatte, hatten sie das offenbar völlig vergessen oder waren einfach davon ausgegangen, dass Gabriel zu einer Kooperation bereit war. Gut so. So hatte sie sie wenigstens nicht belügen müssen.
In Gedanken erwog Evianna, einen Antrag auf einen vampirischen Partner zu stellen. Das würde vielleicht vieles einfacher machen, denn Keir hätte sie ganz bestimmt nicht so einfach davon kommen lassen. Aber der saß ja zurzeit warm und trocken in seiner Gummizelle und jaulte den Mond an.
    Die Nacht war schwül und heiß, wie immer zu dieser Jahreszeit. Als Evianna den Motor startete, regte sich bei ihr Vorfreude auf die Abkühlung, die der Fahrtwind ihr verschaffen würde. Mit irrer Geschwindigkeit brauste sie los. Nur wenig später raste die schwere Maschine am westlichen Rheinufer entlang und es war nicht nur der Fahrtwind, der auf ihrer Haut prickelte, es war reiner Nervenkitzel.
    Gabriel hatte die Sieben Geschöpfe des Bösen genannt und rein zufällig kannte sie einen echten Experten auf diesem Gebiet. Da es immer klug war, seine

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