Evianna Ebel und die Tafeln des Schicksals
wobei ihre Stühle krachend nach hinten kippten. Shox fiel die Gabel herunter und Dragor spuckte das Bier, dass er gerade zu trinken versuchte, in hohem Bogen durch den Raum. Thot und Shaytan sahen Evianna aus weit aufgerissenen Augen an.
Uups, da hatte sie wohl etwas Falsches gesagt. Evianna tat so unschuldig wie möglich und umklammerte dabei ihre Bierflasche.
Satyr kam die Treppe von oben herab doch statt sich zu setzen, lief er ruhelos durch die Halle. Niemand beachtete ihn.
„Was weißt du von den Tafeln des Schicksals?“, fragte Thot.
„Nichts.“ Evianna lächelte verlegen. Die Spannung im Raum ließ nicht nach. „Ich weiß nur, dass es sie gibt. Ist das ein Geheimnis?“
„In der Tat, das ist es“, sagte Thot. „Und nur wir und das Oberhaupt der Vampire sollten davonwissen.“
Mist. Das hätte Gabrielgern’ etwas deutlicher zum Ausdruck bringen können. Jetzt war es raus und nicht mehr rückgängig zu machen. Sie hoffte nur, dass ihr kleiner Patzer Gabriel nicht irgendwie in Schwierigkeiten brachte.
„Da ich nicht annehme, dass jemand von uns mit dir darüber gesprochen hat“, sein Blick ruhte dabei auf Shaytan, „denke ich, dass du Gabrielkennst!?“ Kennen war nun wirklich zu viel gesagt. „Ich hatte einmal das Vergnügen, ja.“ „Aber er war es nicht, der mir von denTafeln des Schicksals erzählt hat“, behauptete Evianna. Sie trank einen Schluck Bier und hoffte, dass niemand bemerkte, wie ihre Hände zitterten.
„Sie lügt“, sagte Daimon ruhig. „Ich kann das riechen.“
Na, toll. Dieser Gespenstertyp war also so etwas wie ein Lügendetektor. Das konnte ja noch lustig werden. Aber immerhin wusste sie jetzt, worauf sie in seiner Nähe achten musste. Denn die Stärke eines Gegners war oftmals auch seine größte Schwäche.
„Wer sonst sollte es gewesen sein?“, fragte Thot.
„Wenn du von den Tafeln weißt, wirst du auch wissen, dass wir Vampire nicht leiden können. Wir verabscheuen ihre Rasse zutiefst. Deshalb wüsste ich gern’, warum du einen von ihnen schützt“, mischte sich Shox in die Unterhaltung ein.
Evianna glaubte den Blick aus seinen milchigweißen Augen auf sich zu spüren, doch wo genau er hinsah, ließ sich nicht konkret sagen. Auf seine Frage wusste sie keine Antwort.„Vielleicht weil ich Vampire mag?“, entgegnete sie trotzig. „Viele meiner Kollegen sind Vampire.“
Pan’C zischte verächtlich und sah Evianna an. „Wir sollten sie kalt machen. Jetzt und hier“, schlug er vor. Daimon schien von dem Gedanken begeistert.
„Was soll das, Mann?“, brummte Dragor. „Du hast geradegegessen.“ „Ja, aber es gab nicht das, was ich bestellt hatte.“ Pan’C schob seinen Teller von sich. „Das war nur ein billiger Ersatz, für das, was ich brauche. Obwohl ich zugeben muss, dass mich ihr penetranter Straßenkötergeruch nicht wirklich anmacht. Aber vielleicht schmeckt sie besser, als sie riecht?“ Pan’C lachte.
„Ruhe!“, rief Shaytan und rieb sich die Stirn. Er war so glücklich gewesen, Evianna gefunden zu haben und er hatte gehofft, dadurch würde alles besser. Doch im Moment sah es ganz und gar nicht danach aus, als würde sich irgendetwas zum Guten wenden. Im Gegenteil, durch ihr überraschendes Auftauchen hier war alles kompliziert geworden und er hatte keinen blassen Schimmer, wie es weiter gehen sollte.
Zu allem Überfluss meldete Shox sich noch einmal zu Wort. „Ich kann ihre Aura nicht sehen. Wasdas bedeutet, muss ich wohl keinem der Anwesenden erklären.“ Wie bitte? Moment mal. Evianna sprang auf. „Hey, was soll das heißen: du kannst meine Aura nicht sehen. Entweder du erklärst mir das, oder… .“
Auch Shox erhob sich. „Oder,… was?“, fragte er herausfordernd.
Evianna zog ihre Waffe hervor und zielte genau zwischen Shox’ Augen. „Nicht das schon wieder“, seufzte Dragor. Er nahm seinen Teller und trug ihn artig in die Küche.
„Die Waffe ist neu“, stellte Daimon mit geübtem Blick fest.
„Echte Handarbeit“, sagte Pan’C anerkennend.
„Ja, und die Kugeln auch“, knurrte Evianna. „Und ich bin ganz heiß darauf, sie endlich auszuprobieren.“
Das ließ sich Shox nicht zweimal sagen.„Bitte sehr.“ Mit einem Ruck riss er den Arm in die Höhe doch gerade als er sie entwaffnen wollte, drückte Evianna ohne zu zögern ab. Es gab keinen Knall, der von den Wänden hätte widerhallen können doch wie von Geisterhand wurde Shox heftig an die drei Meter weit entfernte Wand geschmettert. Alle Gargoyles waren aufgesprungen und
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