Evianna Ebel und die Tafeln des Schicksals
Evianna zu während die Ghule ihr wutentbrannte Blicke zuwarfen und in einen der Nebenräume verschwanden.
„Du trägst andere Kleidung. Wo bist du seitdem gewesen?“, fragte Shaytan. Er sah sehr ernst aus.
Evianna zuckte mit den Schultern. „Duschen und so“, sagte sie leichthin. „Hast du irgendwem etwas von uns erzählt?“
„Nein, natürlich nicht. Ich hab’ mich nur ordnungsgemäß zum Dienst gemeldet und mir den Fundort der Leiche von letzter Nacht angesehen. Und dann bin ich wieder hierhergekommen.“
Shaytan seufzte und sah Thot besorgt an.
„Was ist denn? Hab’ ich was falsch gemacht? Okay, wenn ich gewusst hätte, dass diese Ghule für euer Essen zuständig sind, hätte ich Pizza mitgebracht.“ Shaytan seufzte noch lauter und schüttelte den Kopf.
„Was?“, fragte Evianna gereizt. „Ich habe kein Sterbenswörtchen zu irgendwem gesagt, ich bin wieder da. Also: wo ist das Problem?“
„Du bist das Problem“, knurrte Pan’C.
Angriffslustig stapfte Evianna auf ihn zu. „Halt bloß die Klappe“, fuhr sie ihn an. „Evianna, nicht“, hielt Shaytan sie zurück. „Sei so gut und warte einen Moment nebenan. Ich werde versuchen, die Situation hier zu klären.“
„Was denn für eine Situation?“ Evianna verstand nicht, was los war. Eigentlich war doch alles gut, oder nicht?
Wortlos schob Shaytan sie in den Nebenraum.
„Shaytan, was soll denn das?“
„Warte einfach. Es wird nicht lange dauern.“
„Aber… .“
Er legte den Finger an die Lippen. „Nur warten. Okay?“
Nein, gar nichts war okay. Worauf sollte sie denn in diesem blöden Zimmer warten? Trotzdem nickte sie stumm.
Eine Weile sah Shaytan sie skeptisch an, dann ging er zurück in den großen Saal, glücklicherweise ohne die Tür zu verriegeln.
Evianna blies die Backen auf und sah sich in dem Raum um. Also gut, wenn er wollte, dass sie wartete, würde sie eben warten - worauf auch immer - ; aber zu ihren Bedingungen.
Sie spazierte zur gegenüberliegenden Tür, öffnete sie, sah hindurch und war überrascht die beiden dicken Ghule in einer Küche, die man mit etwas gutem Willen sogar als modern bezeichnen konnte, werkeln zu sehen. Sie waren derart beschäftigt damit etwas Essbares für ihre Herren zu zaubern, dass sie ihre Anwesenheit zunächst gar nicht bemerkten. Erleichtert stellte Evianna fest, dass außer menschlichem Knochenmark wohl auch normale Kost auf dem Speiseplan der Gargoyles stand, denn sie entdeckte Reis und Nudel, verschiedenes Gemüse und einen Berg roher Steaks. Als ihre Hand zu einem großen Stapel kalter Grillrippchen wanderte, und einen ganzen Strang vom Teller zog, fuhr einer der Ghule grunzend auf. Auch der andere Ghul wirbelte trotz seiner Leibesfülle herum doch keiner der beiden ging zum Angriff über.Sie beschränkten sich zunächst auf „böse Gucken“. Evianna biss in das erste Rippchen. „Hmm. Lecker.“
Die Ghule stießen leise abgehackte Grunzlaute aus.
„Okay, Jungs. Die Sprache spreche ich nicht. Versteht ihr wenigstens, was ich sage?“
Die beiden sahen sich unsicher an, dann nickten sie.
„Gut. Denn ich wollte mich bei euch entschuldigen. Es war nicht persönlich gemeint, diese Einsperrerei und so, aber ihr müsst zugeben, dass ihr damit angefangen habt. Deshalb denke ich, sind wir jetzt quitt.“
Der Ghul mit den Stichverletzungen zog die Augenbrauen tief in die Stirn und fuhr mit der Hand über das Loch in seinem Oberschenkel. Danach berührte er seine Seite und seinen Bauch, die Stellen, wo Evianna ihn verletzt hatte.
„Ja, also …das da tut mir ganz besonders leid“, sagte sie zerknirscht. „Ich verspreche, ich mache es wieder gut.“ Sie versuchte es mit einem Lächeln. „Also? Was ist? Nehmt ihr meine Entschuldigung an?“
Die Ghule tauschten fragende Blicke untereinander. Dann streckte der erste Ghul die Hand aus. Evianna schlug lächelnd ein. Und auch der zweite Ghul bot ihr die Hand an. „Super. Habt ihr auch Namen, Jungs?“
Als Antwort erhielt sie zwei Grunzer. „Oh, also mein Name ist Evianna.“ Nun, da sie sicher waren, dass von ihr keine Gefahr ausging, wandten sich die Ghule wieder ihrer Arbeit zu.
Evianna biss in das Grillrippchen und sah ihnen noch ein wenig zu, doch sie verlor bald das Interesse.
„Wisst ihr was? Ich werd’ mich einfach noch ein bisschen umsehen“, erklärte sie und machte sich samt Rippchenstrang auf den Weg durch die Küche. Die Ghule unternahmen keinen Versuch sie aufzuhalten und so landete sie in einem der unzähligen Gänge. Da sie nicht mehr
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