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Evianna Ebel und die Tafeln des Schicksals

Evianna Ebel und die Tafeln des Schicksals

Titel: Evianna Ebel und die Tafeln des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aylen Verdon
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zu wohnen. Aber sie würde sich wohl damit abfinden müssen, dass sie ihn abbekommen hatte anstatt einer Gruppe Wichtel. So etwas passierte, aber warum gerade ihr?
    Dies Veneris a.d.VIII Ianuarius, im Jahre V nach dem Polsprung Im Osten schob sich die Sonne wie ein glühender Feuerball über den Horizont und tauchte nach und nach alles in ihrer Umgebung in das frische Licht eines neuen Tages. Evianna lauschte doch offenbar befand sie sich hier zu weit außerhalb des Stadtkerns, um den Praedicator mane , die Zeit von Sonnenaufgang bis zum Ende der dritten Stunde, ausrufen hören zu können.
Plötzlich ertönte ein leises Surren und gleich darauf schwang das eiserne Rolltor langsam und majestätisch zurück. Evianna sah zum Haus hinauf. Der Weg bis dorthin war nicht eben ein Katzensprung, deshalb beschloss sie, ihn keinesfalls zu Fuß zurückzulegen sondern zu fahren.
Oben angekommen, lehnte sie ihr Motorrad an einen der Pfeiler am Eingang und lief die Stufen hinauf. Noch bevor sie den Türklopfer aus Messing berühren konnte, öffnete ein Butler in einer teuren Livree die Tür und wies ihr den Weg in ein kleines Arbeitszimmer. Auf dem Weg dorthin sah Evianna sich in den Räumlichkeiten um. Es gab dicke Teppiche und teuer aussehende Ölgemälde und jedes antike Möbelstück war mit sehr großer Liebe zum Detail von Hand aufgearbeitet worden. Ganz offensichtlich gehörte auch Wolf von Ellgott zu denjenigen, die durch den Polsprung reich geworden waren– es sei denn, er war bereits vorher schon wohlhabend gewesen.
Evianna verbrachte nur wenige Minuten allein in dem Arbeitszimmer, das mit Büchern geradezu voll gestopft war. Überall lagen sie herum, aufgeschlagen auf dem Schreibtisch, zu Türmen gestapelt auf dem Fußboden oder ordentlich in einer Reihe in einem der bis zur Decke reichenden Regale.
Wolf von Ellgott begrüßte sie wenig herzlich, war aber immerhin so höflich ihr Platz anzubieten. Evianna lehnte dankend ab und versuchte den Mann einzuschätzen. Er musste so um die vierzig Jahre alt sein und wirkte wie jemand, der es gewohnt war, dass man ihm gehorchte. Sein dunkles Haar war an den Schläfen bereits leicht ergraut und über Oberlippe und Kinn zog sich ein schmaler Bart. Seine lässigelegante Kleidung konnte kaum darüber hinwegtäuschen, dass er seinen Körper fit hielt.
„Also“, sagte er und ließ Evianna seine Ungeduld dabei deutlich spüren. „Was ist es, das ich zu dieser frühen Stunde für die Behörde für Verbrechensbekämpfung tun kann?“
Noch reichlich frustriert von den vorherigen sinnlosen Befragungen, erwog Evianna kurz den Gedanken, ihre neue Waffe zu ziehen und diesem arroganten Mistkerl das Gehirn wegzupusten. Natürlich kam das nicht wirklich in Frage, denn immerhin war sie im Dienst, was daher auch einen gezielten Tritt in die Eier ausschloss. Also begnügte sie sich mit einer knappen Befragung, die genau so ergebnislos verlief, wie alle bisherigen Befragungen, denn auch Wölfi würde ihr sicher nicht auf die Nase binden, eine Frau gekidnappt zu haben.
Sie erfuhr lediglich, dass Wolf von Ellgott Arzt war und für das nahe gelegene Rheintal-Krankenhaus, eine Klinik für humanoidmorphologische Lebensformen, arbeitete.
Evianna fragte auch ihn nach der Desco-Rechnung, die ihr der livrierte Diener vorlegte und sie danach umgehend hinausbegleitete. Evianna blinzelte in die Sonne und gähnte. Wäre sie nicht so müde gewesen, würde sie glatt noch mal hineingehen und ein wenig Streit machen, einfach nur um diesen eingebildeten Menschen zu ärgern. Allerdings wäre wahrscheinlich sie diejenige, die letztendlich den Ärger abbekam. Denn wenn Wolf von Ellgott nur halb so viel Geld besaß, wie sie vermutete, verfügte er auch über Einfluss und Macht und würde ihren Vorgesetzten die Hölle heiß machen, sobald ihm ein kleiner Adiutor wie sie ans Bein pinkelte. Deshalb verzichtete sie darauf und fuhr heim.
Dort angekommen fiel sie wie ein nasser Sack aufs Bett und schlief in dem Moment ein, da ihr Kopf das Kissen berührte.
    Als ihr Wecker am späten Nachmittag klingelte, erwachte Evianna aus einem tiefen, traumlosen Schlaf. Unausgeschlafen stapfte sie ins Bad und drehte das Wasser der Dusche auf. Erst als es beinahe maximale Temperatur erreicht hatte, stellte sie sich unter den Strahl und ließ das heiße Wasser über ihren Körper laufen. Als sie kurz darauf zurück ins Schlafzimmer kam, hörte sie seltsame Geräusche, die aus ihrem Kleiderschrank kamen. Evianna runzelte die Stirn und

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