Evianna Ebel und die Tafeln des Schicksals
Shak.
Evianna nahm einen großen Schluck aus der Flasche. „Wenn ich kein Dämon bin, so wie du, wieso sind wir uns dann ähnlich?“
Shak lächelte, antwortete aber nicht. Eviannas Verzweiflung belustigte ihn. „Du willst die Tafeln?“
Evianna nickte.„Wenn ich dadurch die verschwundenen Menschen retten kann?“ Shak streckte die Hand nach ihr aus. Dabei vermied er es jedoch, den Schutzkreis zu berühren.„Dann komm‘ mit mir.“
Evianna schüttelte langsam den Kopf. Sie würde den Schutzkreis nicht durchbrechen denn wenn sie hinein konnte, konnte Shak auch hinaus. Und sie würde nicht diejenige sein, die einen ausgewachsenen Dämon auf die Erdbevölkerung losließ. „Bitte“, bettelte Shak.
„Nein“, sagte Evianna bestimmt. „Gibt es keinen anderen Weg dorthin?“ „Doch. Den gibt es. Genau genommen gibt es sogar vier Eingänge, die sich auf der Erdoberfläche befinden. Immer mal wieder findet irgendein armer Tropf einen dieser Eingänge. Nur erzählt kaum jemand, der schon einmal das Vergnügen hatte, unser Gast zu sein, davon. Denn entweder hält man ihn für verrückt oder er ist es wirklich.“ „Wo sind diese Eingänge?“
„Du könntest keinen von ihnen in weniger als drei Tagen erreichen. Bis du zurück bist, würden also mindestens sieben Tage vergehen. Wieviel Menschen in der Zeit wohl dran glauben müssten?“
Evianna schnaubte wütend.
Shak saugte lächelnd den letzten Blutstropfen auf. „Wenn du willst, besorge ich dir die Tafeln.“
„Wie bitte?“ Evianna verschluckte sich fast an dem Schnaps. Entschieden stellte sie ihn beiseite. „Das kannst du?“
Shak verschränkte die Hände hinter dem Kopf und drehte sich selbszufrieden um sich selbst. „Es wird nicht einfach werden aber seit du mich das erste Mal danach gefragt hast, habe ich nach einer Möglichkeit gesucht, die Tafeln in Besitz zu nehmen. Und diese Möglichkeit habe ich gefunden. Ich muss sie nur noch in die Tat umsetzen“, sagte er überlegen. „Die Frage ist nur: was bekomme ich dafür?“ Eviannas blick wanderte zu dem eingebrannten Symbol in ihrer Hand. „Tss, tss, tss.“ Shak bemerkte ihren Blick und wedelte mit der Hand. „Nicht soetwas.“ Evianna sah ihn stirnrunzelnd an. „Was dann?“
Shaks Konzentration ließ nach. Er plumpste auf den Boden.„Ich will drei Tage Freiheit.“
„Was?“ Evianna war aufgesprungen. „Niemals!“
Shak blieb seelenruhig sitzen doch er ließ sie nicht aus den Augen.
„Nein. Denk‘ dir was anderes aus.“ Evianna lief im Zimmer auf und ab. „Okay. Lass‘ mich kurz überlegen.“ Shak wog den Kopf hin und her. „Dann nehme ich … deine Seele.“
„Wie bitte? Spinnst du?“, rief Evianna.
Shak tat unschuldig. „Immerhin ist es keine Kleinigkeit, die du da von mir verlangst. Soetwas Mächtiges wie die Tafeln des Schicksals haben ihren Preis. Und wenn ich mich schon bereit erkläre, für dich die Kohlen aus dem Feuer zu holen, muss es sich schon für mich lohnen. Außerdem werde ich für ein paar Tage untertauchen müssen, wenn die da unten bemerken, dass die Tafeln verschwunden sind.“
Evianna dachte angestrengt nach. „Was werden die Gargoyles mit diesen Tafeln tun?“
Shak hob die Schultern. „Woher soll ich das wissen? Alles, was sie damit tun können, ist, sich von ihrem Fluch zu befreien.“
„Sie könnten dadurch menschlich werden?“
„Ja. Warum auch immer sie das für erstrebenswert halten.“ Shak grinste, was nicht dazu beitrug, Evianna die Bedenken zu nehmen.
„Und wenn das nicht der wahre Grund dafür ist, weshalb sie so scharf darauf sind?“ „Worauf willst du hinaus?“
„Jemand hat mir erzählt, die Tafeln wären der Grund, weshalb die Gargoyles nicht wahllos alle Vampire abschlachten. Sie wären sowas wie ein Druckmittel.“ „Und? Glaubst du diesem Jemand?“
„Ich weiß nicht.“
„Vertraust du den Steinfiguren?“
„Ich weiß nicht. Wem kann ich vertrauen, Shak? Sag‘ es mir.“
„Mir“, sagte Shak überzeugt.
Evianna schnaubte. „Na gut. Dann sag‘ mir: sollten die Gargoyles die Tafeln bekommen?“
„Ich weiß nicht.“
„Du bist mir keine Hilfe, Shak. Aber mal angenommen ich ließe mich auf den Handel ein: was würdest du hier oben tun?“
„Ich würde mit so vielen schönen Frauen schlafen wie möglich. Egal welche Rasse.“ Shak seufzte lustvoll.
Evianna drängte sich die Frage nach weiblichen Dämonen auf doch jetzt war nicht der Zeitpunkt das zu erörtern.„Ich glaube kaum, dass dich irgendein weibliches Wesen dieses Planetens zum
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