Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Evies Garten (German Edition)

Evies Garten (German Edition)

Titel: Evies Garten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K.L. Going
Vom Netzwerk:
lachte bloß.
    »Fünfundsiebzig«, sagte sie. Evies Augen weiteten sich vor Staunen.
    »Doch, wirklich. Ich lebe schon sehr lange. Lang genug, um einiges erlebt zu haben, glaube mir.«
    Evie wartete auf mehr Einzelheiten, doch Maggie schwieg. Vater kam zurück in die Küche. An seinem Hemd hingen Rindenstückchen und Asche vom Kamin.
    »Was gibt’s denn zum Abendessen?«, fragte Evie.
    Er zog leicht die Mundwinkel hoch und seine Augen funkelten wie früher, als Evie noch klein war und sie Marshmallows am Lagerfeuer geröstet hatten. Es war schon lange her, dass Evie dieses Funkeln in den Augen ihres Vaters gesehen hatte.
    Er schlug spielerisch mit dem Küchenhandtuch nach ihr. »Warte es ab«, sagte er. »Wahrscheinlich eine Schüssel Haferbrei oder vielleicht ein bisschen hartes Brot und verschimmelten Käse. Warum geht ihr beide nicht so lange ins Wohnzimmer?«
    Maggie hob den Kopf und schüttelte sich, als würde sie aus einem Traum erwachen. »Sehr gut«, sagte sie. »Ich wollte Eva sowieso noch etwas geben. Nicht wahr, Eva?«
    Sie zwinkerte übertrieben, und Vater kratzte sich mit gerunzelter Stirn am Bart. Evie wusste nicht, was Maggie meinte, doch Vater nickte.
    »Also los, geht schon«, sagte er. »Eine dünne Brühe zu kochen braucht schließlich Zeit.«
    Evie konnte sich gerade noch rechtzeitig davon abhalten zu lächeln. Als sie merkte, was sie beinahe getan hätte, sah sie sich schnell um, als könnte etwas Schlimmes passieren, aber es passierte nichts. Sie gingen ins Wohnzimmer, wo Maggie ihre Schuhe abstreifte und die Füße am warmen Feuer wärmte. Der Rest des Hauses war kalt und zugig, doch hier prasselte und knackte ein behagliches Feuer.
    »Du willst bestimmt wissen, was ich für dich habe?«, fragte Maggie und Evie staunte. Sie hatte nicht geglaubt, dass Maggie ihr wirklich etwas geben wollte. Es war doch nur gespielt, oder?
    Doch Maggie steckte die Hand in ihre Tasche und holte ein Kästchen heraus. Es war aus Stein und sah ganz schön schwer aus, doch es war so klein, dass es in Maggies Handfläche passte. Der Deckel war mit dickem Garn zugebunden, das mehrmals um das Kästchen gewickelt war. So etwas hatte Evie noch nie gesehen. Was passte in so ein winziges Kästchen? Vielleicht Ohrringe – aber Evie hatte keine Ohrlöcher.
    Maggie reichte ihr das Kästchen. »Nimm es«, bat sie. »Es ist nicht von mir und ich weiß nicht, was drin ist. Es war zwar sehr schwierig, aber ich habe es geschafft, nie hineinzusehen, weil Rodney mich gebeten hat, es nicht zu tun. Er wollte, dass du es aufmachst. Er hat gesagt: ›Das hier ist für Eva. Gib es ihr, wenn sie kommt!‹ Es ist wohl ein Geburtstagsgeschenk, aber ich hab keine Ahnung, woher mein Bruder wusste, wann du Geburtstag hast.«
    Maggie hielt inne, und Evie merkte, dass sie scharf nachdachte.
    »Weißt du«, sagte sie, »wir hatten eine Schwester. Sie hieß Eva wie du, aber gleich nach meiner Geburt ist sie verschwunden. Rodney hat ein Leben lang auf ihre Rückkehr gewartet. Je älter er wurde, desto mehr hat er über die Vergangenheit gesprochen und immer darüber geredet, wie es damals war, als sie spurlos verschwand. Ehrlich gesagt wurde es mir manchmal zu viel.« Maggie starrte mit versunkenem Blick in die Ferne. »Ich hatte das Kästchen ganz vergessen. Aber als ich gestern Abend vor meinem Schrank stand, brach der Riegel an meinem Fenster und ein Windstoß hat alles auf den Boden gefegt. Beim Aufräumen fiel mir plötzlich das Kästchen in die Hand, obwohl ich sicher bin, dass ich es in meine Schmuckschatulle gelegt hatte. Da habe ich mich gefragt, ob es vielleicht für dich bestimmt ist.«
    »Aber woher sollte Rodney von mir wissen?«, wunderte sich Evie.
    Maggie blickte ins Feuer.
    »Gute Frage«, sagte sie schließlich. »Ich nehme an, dein Vater hat dich bei einem Telefonat erwähnt.« Sie verstummte, als würde sie darüber nachdenken. »Rodney wollte das Haus unbedingt an deinen Vater verkaufen. Mir hat er erzählt, es sei, damit ich das Geld bekomme, aber er hat es für einen Apfel und ein Ei hergegeben. Nicht, dass mir das was ausmachen würde. Ich habe keine Kinder, und durch das Geschäft und meine eigene kleine Wohnung über dem Laden habe ich alles, was ich brauche, aber trotzdem … Warum hat er das Haus überhaupt verkauft? Wenn er nicht vorher gestorben wäre, hätte er bei mir einziehen müssen, und das hätte Rodney gar nicht gepasst. Er war am liebsten für sich, und meine Wohnung ist sehr klein.«
    Maggie beugte sich

Weitere Kostenlose Bücher