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Evies Garten (German Edition)

Evies Garten (German Edition)

Titel: Evies Garten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K.L. Going
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trauriger, aber ihre Augen strahlten immer noch.
    »Ist schon in Ordnung so«, erwiderte Maggie. »Mein Bruder hatte ein langes Leben. Er war schon neunzig, wissen Sie. Ich denke, er hat jetzt mehr Frieden, als er je gehabt hat. Der arme alte Rodney hatte im Leben nicht viel Glück.«
    Sie seufzte. »Ich wünschte, er hätte dich kennengelernt«, fuhr sie fort und sah dabei Evie an. »Auch wenn er wohl gewusst hat, dass du mitkommen würdest?« Sie sah Vater fragend an.
    »Ich habe Evie sicher erwähnt, als wir telefoniert haben«, entgegnete Vater, doch er klang dabei nicht wirklich sicher. Evie zupfte an einem losen Faden, der von ihrem Mantel herunterhing, und drehte ihn so lange, bis er abriss.
    Maggie schnalzte wieder mit der Zunge und schüttelte den Kopf. »Nun ja … egal, ihr seid genau das, was unser Städtchen braucht – Leute, die den Boden wieder pflügen. Ich wette, Beaumont wird wieder Auftrieb bekommen, und Leute wie wir, Menschen mit Visionen, wir werden diejenigen sein, die es erleben. Nicht wahr?«
    Vater nickte und trat von einem Fuß auf den anderen. Wenn Mom jetzt hier wäre, hätte sie gelacht und gestrahlt, und Maggie und sie wären schon nach einer Stunde die besten Freundinnen geworden. Doch Vater räusperte sich nur, und Evie betrachtete angestrengt ihre zerrissenen Turnschuhe. Es entstand eine lange Pause, in der Vater sich den Kopf zerbrach, was er sagen könnte. Als er schließlich Worte fand, war es das absolut Falsche.
    »Ich habe gesehen, dass es in der Stadt einen Todesfall gibt. Wir sind an der Beerdigung vorbeigekommen.«
    Maggies Lächeln war wie weggewischt.
    »Ja«, sagte sie nach einer ganzen Weile. »Ein Junge ist gestorben. Eine sehr traurige Sache. Er war erst zehn Jahre alt.«
    Evie blickte auf. Eigentlich hatte sie nichts sagen wollen, doch jetzt konnte sie nicht anders. »Woran ist er denn gestorben?«
    Maggie schüttelte den Kopf. »An Leukämie. Er starb vor ein paar Tagen. Leider haben sie für seine Beerdigung einen eiskalten Tag erwischt. Wir hatten in letzter Zeit schlechtes Wetter, wissen Sie. Es ist ungewöhnlich kalt, wenn man bedenkt, dass wir noch nicht mal November haben. Aber das Wetter hier macht öfter, was es will. Es hat was damit zu tun, dass wir uns in einem Talkessel befinden. Der Wind fegt durch die Berge …«
    Evie hörte nicht länger zu. Sie dachte an das bleiche Gesicht des Jungen. Er war ungefähr zehn Jahre alt. Aber der Junge war lebendig gewesen. Oder hatte er nur lebendig ausgesehen?
    »… das stimmt doch, Evie?«
    Vater hatte sie etwas gefragt, und Maggie sah sie erwartungsvoll an. Als Evie keine Antwort gab, bekam Maggie große Augen.
    »Keine Schule?«, fragte sie. »Was willst du denn den ganzen Tag machen? So ein Heimunterricht kann doch nicht besser sein, als in einem Klassenzimmer voller Kinder in deinem Alter zu lernen?«
    Evie hätte ihr am liebsten gesagt, dass sie schon immer zu Hause unterrichtet worden war. Es war Moms Idee gewesen. Sie hatte kein Interesse an einem Klassenzimmer voller Kinder in ihrem Alter.
    »Ich brauche keine Schule«, sagte sie schließlich. »Mein Vater wird mich unterrichten.«
    Maggie legte Evie die Hand auf den Kopf.
    »Na ja«, lenkte Maggie ein, »vielleicht ändert ihr eure Meinung noch, dein Vater und du, wenn der Winter kommt. Die Schule von Beaumont ist zwar klein, aber gut. Außerdem haben wir eine wundervolle Bücherei, in der du andere Kinder kennenlernen kannst. Ich denke doch, dass ein Mädchen in deinem Alter Freunde finden möchte.« Sie zwinkerte Evie zu, und beinahe hätte Evie zurückzwinkert, doch Vater griff nach ihrer Hand und schloss sie in seine eigene große, raue Hand.
    »Wir sollten jetzt besser gehen«, drängte er, doch Evie dachte immer noch an den blassen Jungen auf dem Friedhof.
    »Der Junge«, fragte sie schließlich, »der gestorben ist – wie hieß er?«
    Maggie zog die Augenbrauen hoch.
    »Eva«, sagte sie, »ich denke, du willst lieber lebendige Freunde haben.« Sie hielt inne. »Du wirst sehen, dass die Leute in dieser Stadt nicht gerne über die Toten sprechen. Beaumont hat schon mehr als genug Leid erlebt.« Wieder machte sie eine Pause.
    »Aber«, sagte sie schließlich, während sie in ihrer Schürzentasche kramte und ein Plastikkärtchen mit einem Foto darauf herausholte, »er hieß Alex, und das ist sein Sterbebildchen. Unsere Kirchengemeinde verteilt sie, damit wir nicht vergessen, für seine Familie zu beten. Wenn du willst, kannst du es

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