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Evil - Das Böse

Evil - Das Böse

Titel: Evil - Das Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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vortreten und einen überaus verdienten Preis entgegennehmen!«
    Wieder traten ihm die Tränen in die Augen, dabei hatte er in seiner ganzen Zeit in Stjärnsberg noch nicht geweint, als er nach vorn ging, sich verbeugte und den Pokal entgegennahm. Applaus wurde laut und die Schüler schrien seinen Namen. Erik hob den Pokal über den Kopf und suchte den Blick von Silverhielm, der vier Meter weiter am Tisch der Zwei saß. Aber Silverhielm schaute in eine andere Richtung.
    Abends nach dem Lichtlöschen brannte auf ihrem Zimmer noch immer Licht, obwohl die Zeit schon um eine Stunde verlängert worden war. Erik hatte die Arme unter dem Kopf verschränkt und schaute zur Decke. Wenn er den Kopf ein wenig drehte, konnte er oben im Bücherregal den Pokal sehen. Der letzte Rest Kruste juckte über der fast verheilten Zigarillowunde auf seiner Brust.
    »Du verstehst doch sicher, was das bedeutet?«, fragte Pierre.
    »Nein, ich weiß nicht, was du meinst. Ich glaub nur, ich, bin fast glücklich. Das findest du vielleicht blöd, ich meine, nur, weil ich mit einem Stück Holz in der Hand durch die Gegend gerannt bin.«
    »Das ist überhaupt nicht blöd, wenigstens nicht für dich hier und jetzt in Stjärnsberg. Dir ist doch klar, dass sie dir jetzt nichts mehr tun können? Du hättest sehen sollen, was oben auf der Zuschauertribüne los war, danach können die ihre Gemeinheiten glatt vergessen.«
    »Daran hab ich noch gar nicht gedacht.«
    »Doch, und nächste Woche machen die aus der Vier Abitur und wir sind sie los.«
    »Dann kommen die aus der Dritten in die Abiklasse und alles beginnt wieder von vorn.«
    »Aber erst im nächsten Schuljahr. Und jetzt haben wir einen schönen Frühling. Hörst du die Vögel draußen, sind das Flussuferläufer?«
    »Ja, ich glaub, das sind Flussuferläufer.«
    »Was willst du im Sommer machen?«
    »Im Hafen von Stockholm jobben vielleicht. Ich kenn einen Typen, der sagt, dort kann man im Sommer tausend Mäuse pro Woche verdienen. Eigentlich muss man sechzehn sein, aber das bin ich ja fast.«
    »Ich fahr in die Schweiz zu meinem Vater. Und danach mach ich einen Ferienkurs in England.«
    »Du brauchst doch kein Englisch zu büffeln bei deinen Supernoten!«
    »Nein, aber mein Vater findet es gut, wenn man sich immer weiter vervollkommnet. Das ist im August, zwei Wochen, bevor wir hierher zurückmüssen.«
    »Weißt du, was das kostet?«
    »Keine Ahnung. Ein-oder zweitausend vielleicht.«
    »Dann komm ich mit, ich meine, wenn es im August ist. Dann hab ich das Geld dicke zusammen, wenn das mit dem Hafen klappt. Außerdem kann ich dir endlich das bezahlen, was ich dir für noch die Mathenachhilfe schulde. Ekengren will für zusätzlichen Unterricht nur dann blechen, wenn ihn ein Lehrer gibt.«
    »Das spielt doch keine Rolle, wir sind Kumpels.«
    »Eben darum. Genau darum will ich bezahlen, das hab ich mir die ganze Zeit schon überlegt.«
    »Geld spielt doch wirklich keine Rolle.«
    »Nicht, wenn man so reich ist wie du. Aber das bin ich nicht.«
    »Jedenfalls kriegen wir einen schönen Frühling. Die Flussuferläufer sind schon wieder zu hören.«
    Die Sonne brannte über dem Stockholmer Freihafen. Es gab zwei Griffe, um Kaffeesäcke zu stapeln. Entweder packte man sie direkt an den Ecken oder man schob vier Finger in die Ecke, sodass sich vor dem Heben ein kleiner Handgriff bildete. Schutzhandschuhe konnte man bei dieser Arbeit nicht tragen, dann konnte man nicht richtig zupacken. Aber wenn man nicht daran gewöhnt war und dünne Schulbubenhaut an den Händen hatte, bekam man Blasen in den Handflächen und am Zeigefinger, wenn man die Säcke an den Ecken packte. Schob man die Finger in die Ecke, waren dafür nach einer Weile die Fingerspitzen wie betäubt und man schabte sich die Nagelhaut ab.
    Apfelsinen-und Apfelkisten wurden umarmt, ehe man sie auf die Palletten stapelte. Eriks Arme waren ein wenig zu kurz für die Apfelsinenkisten, deshalb bohrte sich immer eine Ecke in den Oberarm und die andere ins Handgelenk.
    Aber die Zeit verging und die Hände wurden hart. Die anderen Arbeiter waren nett zu ihm, obwohl er ein Schuljunge war. Sie zogen ihn ein wenig auf, weil er anders sprach als sie, aber sie klopften ihm auch auf die Schulter, weil er gute Arbeit leistete.
    Freitags stand man vor der Zahlstelle Schlange und bekam einen braunen, zusammengehefteten Umschlag, der die Scheine enthielt. Wenn Erik zwischen den Arbeitern anstand, hielt er wie die eine Zigarette zwischen Daumen und Zeigefinger,

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